#Klimalockdown ist nur ein weiteres Beispiel für die Strategie, Diskurse zu verschieben, indem dem politischen Gegner absurde Forderungen suggestiv unterstellt werden. Insbesondere im Superwahljahr ist das eine für Debattenkultur und Demokratie schädliche Entwicklung. Ein Thread:
Ein weiteres Beispiel: Die ungezählte Menge an Interviews und Gesprächen, in denen ich zuerst klarstellen musste, dass Klimaaktivistinnen *nicht* alle Autos verbieten wollen. Und es gibt noch hunderte weitere solcher angeblichen Forderungen, die nie jemand aufgestellt hat. (2/12)
Diese Strategie ist nicht nur unfair, denjenigen gegenüber, denen Unterstellungen gemacht werden – sie ist schädlich für die Diskussionskultur, denn es führt dazu, dass wir Debatten auf falschen Nebenschauplätzen führen. (3/12)
Diejenigen, denen eine Forderung unterstellt wird (oder auch mit denen sie lose assoziiert wird), fangen in einer Verteidigungsposition an und müssen erklären, die meist abwegige Position gar nicht zu vertreten, anstatt über ihre tatsächlichen Lösungsansätze zu sprechen. (4/12)
Der Schaden ist aber weitreichender, war die angebliche Forderung einmal in der Welt, bleibt sie als Assoziation in den Köpfen der Menschen bestehen. Insbesondere dann, wenn sie niemandem konkret unterstellt wurde und die Aufklärung noch weniger stattfindet. (5/12)
Beispiel #Klimalockdown: Weder Klimaaktivist*innen, noch Wissenschaftler*innen, Umwelt-NGOs oder Klimapolitiker*innen fordern ihn. Fakt ist: Die Emissionen waren schon im Dezember 2020 – mitten im Lockdown – höher als im Vorjahr. (6/12)
Relevante Emissionssenkungen erreichen wir nur durch eine echte Energie-, Verkehrs- und Agrarwende. Trotzdem erweckt @MPKretschmer mit seiner Äußerung den Eindruck, dass Menschen, die für konsequenten Klimaschutz sind, einen #Klimalockdown fordern würden. (7/12)
Denn sonst müsste er sich ja nicht dagegen aussprechen. Es spricht sich ja auch keiner gegen die Besiedlung des Mondes mit Gummibärchen aus, weil es eben absurd ist, von niemandem gefordert wird und gesellschaftlicher Konsens dazu besteht. (8/12)
Äußerungen wie die von @MPKretschmer erwecken aber den Eindruck, dieser Konsens bestünde nicht, es müsse nochmal gesellschaftlich ausgehandelt werden. Bei aller Uneinigkeit über die richtigen Klimaschutzmaßnahmen besteht in einem aber Konsens: (9/12)
Dass Freiheitseinschränkungen wie zur Bekämpfung der Corona-Pandemie weder angemessen noch sinnvoll sind. Zu suggerieren, dass Menschen, die sich für konsequente Klimapolitik einsetzen, diesen Konsens infragestellen, ist toxisch für das gesellschaftliche Klima. (10/12)
Die angesprochenen Probleme gelten nicht nur bei der Debatte um den angeblichen #Klimalockdown, sondern lassen sich auf unzählige Beispiele übertragen, die nach demselben Schema funktionieren. (11/12)
Was einst Strategie meist populistischer Akteure war, wird immer häufiger auch von anderen angewandt – was gerade im Wahlkampfjahr für Aufregung sorgen wird. Umso wichtiger bleibt es, immer wieder klarzustellen, was anders suggeriert wird und kritisch zu hinterfragen. (Ende)
Okay, jetzt wirklich Ende:
Das ist alles sehr nüchtern formuliert, aber es macht mich wirklich wütend. Und ein bisschen müde. Aber hey, die wirkungsvollsten Proteste sind aus wütend-sein entstanden, so let’s get moving.
Okay, jetzt wirklich wirklich Ende. (c) @erzaehlmirnix

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