Thread by @timpritlove

Soso, es werden also Erleichterungen für Geimpfte beschlossen. Meinetwegen. Problem: es gibt überhaupt keinen zentralen Beleg für eine Impfung. Einziger Beleg ist das leicht zu fälschende Impfbuch. Wie stellt man sich das vor? Mal überlegen… spiegel.de/politik/deutsc…

Aus mehreren Quellen höre ich im Kern immer die gleiche Geschichte: es werden bestenfalls Impfungen als solche gemeldet und erfasst. Aber auch Hausärztinnen liefern diese Information nicht direkt, sondern nur indirekt über die Abrechnung bei der Kassenärztliche Vereinigung.

Es gibt keine Meldung a la "diese Person mit Namen X, wohnhaft in Y, geboren am Z" wurde heute bei uns geimpft. Das einzige Dokument ist der Eintrag im Impfbuch. Es gibt keine separaten Listen, kein zentrales Meldesystem.

Es gibt nicht mal eine Meldung a la "eine Person im Alter von X" wurde bei uns geimpft, was ja vielleicht schon mal eine ganz hilfreiche Information wäre.

Das erklärt auch, warum es keine zuverlässigen Statistik darüber gibt, wie viel Prozent der Ü80 bereits geimpft sind: weil diese Information schlicht nie erfasst wurde. In ein paar Bundesländern gibt es Zahlen unklarer Güte, in den meisten gibt es genau keine Information dazu.

Das Impfbuch als solches ist ein Standardformular, was man überall kaufen kann. Die "Absicherung" des Eintrags ist ein handschriebenes Datum, ein kleiner Aufkleber ohne Sicherheitsmerkmal mit öffentlich bekannten Chargennummern, ein Stempel und eine Unterschrift.

Das Impfbuch war nie wirklich als Nachweis gedacht, mehr so als ein Notizheft, damit man das einer Ärztin vorlegen kann als Gedankenstütze. Bei Einreise in manche Länder wurde es aber trotzdem akzeptiert, da Mißbrauch wohl eher selten war.

Aber jetzt soll es auf einmal zu einem Grundrechts-Ja/Nein-Schalter werden. Wie soll das gehen? Allein die nachträgliche Erfassung müsste ein manueller Vorgang sein, bei dem man sein Impfbuch vorlegt und dieses von einer Person kontrolliert werden müsste.

Welche Entität soll das jetzt für bereits 30 Millionen Geimpfte in den nächsten zwei Monaten leisten? Wer ist da überhaupt zuständig? Auf welcher Basis wird die Gültigkeit des Eintrags überprüft? Soll da jemand bei den Ärztinnen anrufen und nachfragen?

Wie soll überprüft werden, ob eine Zweitimpfung auch stattgefunden hat, wie soll sie einer Erstimpung zuverlässig zugeordnet werden? Offenbar haben wir überhaupt keine Infrastruktur die Impfkampagne korrekt zu "speichern".

Die selbe Frage stellt sich für "Genesene". Viele, die Corona hatten wurden vom Gesundheitsamt einfach in Isolation geschickt. Kein Test, kein Beleg, kein Nachweis. Antikörpertests sind unzuverlässig und sagen am Ende wenig aus.

Aber klar, jetzt soll aber ein digitaler Nachweis mit QR Code und hastenichgesehen eingeführt werden. Abgesehen davon, dass es mindestens viele Monate dauern wird, bis sowas technisch zuverlässig eingeführt ist, gibt es keine Datengrundlage. Die müsste erst geschaffen werden.

Und wenn am Ende ein einfacher Papierlappen mit Miniaufkleber ausreicht, dann kann man sich die ganzen QR-Codes und Apps gleich schenken. Das Betrugspotential ist dermassen groß ist, dass quasi jede sich Zugang verschaffen kann, wenn sie will.

Mir kommt das ehrlich gesagt alles wie eine weitere Ausrede vor, um einfach nur alles zu "öffnen". Öffnung als pauschales Heilsversprechen in der Hoffnung, dass der Ärger über die vergeigte Pandemiebekämpfung irgendwie bis zur Wahl verfliegt.

Ich dachte ja auch eine Weile, dass man mit einer kontrollierten Öffnung via Impfnachweis Dinge regeln konnte, aber da ahnte ich noch nicht, wie katastrophal sogar diese Erfassung verkackt wurde. Impfaufkleber mit Hologrammen wären zumindest ein Anfang gewesen.

Vielleicht übersehe ich ja was, da wäre ich für sachdienliche Hinweise dankbar. Aber mir scheint, als hätte niemand den Aspekt "korrekte Erfassung einer Impfkampagne im Falle einer Pandemie" niemand auf dem Zettel gehabt.