In der Zeit der Pandemie hat die psychische Belastung der Menschen stark
zugenommen. Das äußert sich vermehrt in behandlungsbedürftigen Störungen.
Therapieplätze sind rar. Das war schon vor der Pandemie ein Problem.
Und ausgerechnet jetzt (unbemerkt im Schatten aktueller Ereignisse) soll
eine Richtlinie verabschiedet werden, die eine pauschale Anzahl von
Therapiestunden einer normierten Diagnose zuordnet. So in etwa: Leichte
Depression: 15 Std. Das muss reichen.
Das ist, als würde man in der Onkologie bei einer leitlinienkonformen
Behandlung von Brustkrebs ausschließen, dass bei Auftreten eines Rezidivs
die Behandlung individuell fortgeführt werden kann.
Palliative Behandlung
wäre dann ohnehin nicht erwünscht.
Das ist nicht nur menschenunwürdig im Hinblick auf bedürftige Patient*innen,
das ist auch ein Eingriff in die Kompetenz approbierter
Psychotherapeut*innen, denen man abspricht, eine individuelle
Behandlungsindikation stellen zu können.
Man könnte sogar auf die Idee kommen, man unterstelle uns, nicht richtig zu
behandeln, sondern es und bequem zu machen, mit unseren altbekannten und
liebgewonnenen Patient*innen Kaffee zu trinken und dafür den Kostenträgern
Geld aus der Tasche zu ziehen.
Verschleiert werden soll jedoch im Grunde, dass es an Kassenzulassungen für
Psychotherapie mangelt. Und dass uns das im Schatten und als Folge der
Coronapandemie gewaltig um die Ohren fliegen wird. Schnell noch was
unternehmen, um den Mangel zu verwalten.