1/x: Es ist inzwischen doch völlig klar: Das Geschäftsmodell von Welt ist nicht Journalismus. Es ist ein als Journalismus getarnter Aktivismus, der durch Clickbait, Provokation und das Bedienen rechtskonservativer Narrative gekennzeichnet ist.
2/x: Print ist tot und spielt für Welt keine Rolle mehr. Es zählen Welt+-Abos und Reichweite in sozialen Medien.
3/x: Abos generiert Welt vor allem, in dem sie rechte Talking Points aufgreift und dadurch den Wunsch der „medial zu kurz gekommenen“ bedient, massenmedial repräsentiert zu sein. Welt lässt sich sozusagen dafür bezahlen, bestimmte Meinungen in die Medienwelt zu tragen.
4/x: Zwingend ist deshalb der Aktivismus gegen einen als „linksgrün“ karikierten ÖRR und eine vermeintliche linke Medienhoheit. Für die Welt-Bubble ist das ein wichtiger Teil der eigenen Identitätserzählung: Man ist Teil einer schweigenden, medial kaum repräsentierten Mehrheit.
5/x: Um die Bubble bei Laune zu halten gilt: Meinung > Fakten und Gefühl > Rationalität. Die Abonnenten zahlen nicht für Fakten und Hintergrundrecherchen. Sie zahlen für die „richtige“ Meinung.
6/x: Welt verkörpert ironischerweise genau das, was sie anderen gerne vorwirft: Haltungsjournalismus und Aktivismus.
Für die Reichweite in sozialen Medien sorgen vor allem gezielte Provokation.
7/x: Inhaltliche Konsistenz spielt dabei keine Rolle. So ist twitter laut welt einerseits eine unbedeutende Quatschveranstaltung, die vom „Elfenbeinturm“ regiert wird, andererseits gibt es aber kaum ein deutsches Medium
8/x: in dem twitter Debatten einen so großen Raum einnehmen wie in welt. Die abseitigsten bubble Phänomene werden bei Welt kommentiert, wenn und weil man erwartet, dadurch Reaktionen zu erzielen. Shitstorms durchaus erwünscht.
9/x: Die Einhaltung journalistischer Standards spielt bei alledem keine unmittelbare Rolle. Allenfalls mittelbar ist das relevant: Es bleibt für Welt nämlich sehr wichtig, weiterhin als journalistisch arbeitendes Presseorgan wahrgenommen zu werden.
10/x: Diese Fremdzuschreibung garantiert einerseits eine höhere diskursive Wirksamkeit und ist überdies wesentlich für die Bindung von Abonnenten, die ihre Meinung nicht durch irgendwen, sondern ein „Massenmedium“ gespiegelt sehen wollen.
11/x: Die Strategie von Welt hat offensichtlich ein berühmtes Vorbild: Fox News. Auch wenn es erhebliche Unterschiede gibt, überwiegen die zahlreichen Gemeinsamkeiten.
12/x: All das ist jedenfalls im Grundsatz legal. Es kann auch durchaus sein, dass dieses Geschäftsmodell wirtschaftlich langfristig funktioniert und Welt nicht verschwinden wird. Ebensowenig wie Fox News bisher verschwunden ist.
13/x: Umso wichtiger ist es, diese Zusammenhänge aufzuzeigen und Welt als das einzuordnen, was es ist: Ein Digitalunternehmen, das politischen Aktivismus und gezielte Provokation monetarisiert
14/14: Umso wichtiger ist es, dass Journalisten Welt ggf. entgegentreten mit Recherche und Faktenchecks und gründlich hinterfragen, ob und wann man Welt zitiert.
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1/x: Der Artikel von Maaßen/Eisleben in Cato ist aufschlussreich, die Lektüre zu empfehlen.
Es handelt sich um ein Manifest eines verschwörungserzählerischen, gegen die offene Gesellschaft gerichteten Antiliberalismus, der völkische und antisemitische Erzählungen reproduziert.
2/x: Der Artikel ist am 11.9.2020 auf Englisch auf telospress.com erschienen. Die deutsche Übersetzung stammt von Andreas Lompard und ist unter cato-magazin.de/aufstieg-und-f… abrufbar.
3/x: Inhalt:
"Pseudolinke" und "Wirtschaftsglobalisten" hätten sich "verbündet", um anknüpfend an einem seit 50 Jahren zu beobachtenden "kulturellen Niedergang" des Westens Demokratie und Pluralismus zu beseitigen und einen "neuen Totalitarismus" zu entwickeln.