Thread by @RubenGerczi

Ich bin 24 Jahre alt, ich bin #Jude, ich habe mein Judentum nie verheimlicht, habe/hatte politische Ämter inne, stehe teils im medialen Interesse und habe in meinem Leben sehr oft #Antisemitismus erfahren. Ein Thread 1/15

Meine erste antisemitische Erfahrung hatte ich ca. mit fünf Jahren. Als Spieler des jüdischen Fußballvereins Makkabi Frankfurt hat mich mein Gegenspieler gefragt, „ob ihr #Juden eigentlich Adolf Hitler mögt?“. 2/15

Nach dem wir dem Fußballspiel (wir haben nach einer Führung verloren) und ein Gegenspieler ruft nach Abpfiff: „Ja, ihr scheiss Yahudis“. Auf meine Nachfrage endete es in einer Schlägerei zwischen unseren beiden Teams. 3/15

Während einem Spiel brüllten Außenstehende vom Spielfeldrand: „Scheiss Juden“. Ich habe sie angeschrien und sie haben mich das ganze Spiel ausgepfiffen. Später musste mein Trainer mich zum Auto meines Vaters bringen, weil sie vor der Kabine gewartet haben. 4/15

Nach meinem Wechsel von der jüd. Grundschule auf das staatliche Gymnasium, haben mich viele Personen mit „scheiss Makkabi“ angesprochen. Viele meiner Gegenspieler waren auf der gleichen Schule und wussten, dass ich beim einem jüdischen Verein spiele. 5/15

Beim Tischtennis habe ich einen Mitschüler rausgeworfen. Er hat mich als „scheiss Jude“ bezeichnet und meinen Schläger kaputt gemacht. Wir wurden beide zum Rektor geschickt und am Ende wurde niemand bzw. er auch nicht bestraft. 6/15

Meine Mitschüler haben mir ekelhafte und pietätlose Witze über die Shoa und Adolf Hitler erzählt. Viele der Witze haben meine Familie inkludiert. Sie wussten, dass ich Nachfahre von Shoa-Überlebenden bin. Die Lehrkräfte haben nichts gemacht und es ignoriert. 7/15

Während dem Gaza-Krieg 2014 habe ich bei der Demo in Frankfurt dutzende antisemitische Parolen gehört und Hamas-Fahnen gesehen. Die Polizei hat sich trotz meiner Nachfrage nicht dafür interessiert. 8/15

Bei einem Auswärtsspiel des #Effzeh‘s in Ingolstadt hing im Heimblock eine Israel-Fahne (damals wegen Almog Cohen). Neben mir rastete ein Fan aus. Deutete mehrmals den Hitlergruß an und wollte rüberlaufen und die Fahne runterreißen. 9/15

Ich habe auf einer Privatschule mein Abitur gemacht. Wohlhabende Mitschüler haben immer wieder antisemitische Stereotype von reichen jüdischen Menschen bedient. Ab und zu ernsthaft und ab und zu als vermeintlichen Witz. 10/15

Auf dem Weg zur Synagoge in Wien bin ich an einer BDS-Kundgebung vorbeigelaufen und wurde als „Kindermörder“ bezeichnet. Niemand wusste, dass ich israelsolidarisch bin. Ich hatte lediglich eine Kippa auf. 11/15

Ich beschäftige mich schon sehr lange intensiv mit Recherchen zum Thema Rechtsextremismus. Als die #IdentitäreBewegung noch auf Twitter war habe ich einen Shitstorm erhalten, weil ich sie für ihren #Antisemitismus kritisiert habe. 12/15

Ein veganer Kochbuchautor hat mich auf einer Kundgebung antisemitisch bedroht. Später hat er u.a. meinen Namen und mein Foto mehrmals in seinen Telegram-Channel gepostet und meine Davidsternkette markiert. 13/15

Ein bekannter norddeutscher Neonazi hat mir als Privatnachricht lediglich „Jude, Jude“ geschrieben. 14/15

Das sind lediglich ein paar Beispiele von meinen Erfahrungen mit #Antisemitismus. Ich kenne ihn von allen politischen Richtungen, religiös oder als vermeintlichen Witz. So fühlen sich viele Jüdinnen:Juden aktuell. Mich spornt es an. Es ist eine transgenerationale Aufgabe. 15/15