Thread by @DetlefPollack

Warum so viele Ostdeutsche AfD wählen? Viel hat das damit zu tun, dass sie das Eigene oder das, was sie für das Eigene halten, verteidigen wollen, es in Frage gestellt sehen, abgewertet, unterschätzt, nicht beachtet. #1
#ltwsa21 #ltwlsa

Dass AfD-Wähler ein besonders hohes Demokratiedefizit aufweisen, erklärt ihr Wahlverhalten hingegen kaum. Der Idee der Demokratie stimmen sie im Osten (anders als im Westen) fast genauso stark zu wie der ostdt. Bevölkerungsdurchschnitt
"Das unzufriedene Volk",S.202 @transcriptweb

Anders steht es um die Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie. Mit der Arbeit der Bundesregierung sind die AfD-Wähler deutlich unzufriedener als der Durchschnitt. In sie setzen sie auch weniger Vertrauen. #3

Ebenso spielt auch die persönliche wirtschaftliche Lage kaum eine Rolle. Wohl aber die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage der Region, in der man wohnt. In sterbenden Regionen, in Abwanderungsgebieten, auf dem Lande ist die Neigung zur AfD-Wahl überdurchschnittlich hoch. #4

Wichtig auch: Viele wählen die AfD, ohne von ihrem Programm überzeugt zu sein: aus Trotz. Man will mit der AfD-Wahl ein Signal senden. An die anderen Parteien. #5

AfD-Wähler fühlen sich stärker als Ostdeutsche, aber sie sind auch besonders stolz auf Deutschland. Ihre Selbstachtung ziehen sie häufig aus kollektiven Orientierungen. #6

Was sie nicht tolerieren wollen: das Bunte, das Fremde, das Andersartige, das sie kaum kennen: Zuwanderer, Muslime, Feministinnen, LGBTQ persons. #7

Das alles kann man noch einmal genauer nachlesen in meinem Buch „Das unzufriedene Volk: Protest und Ressentiment in Ostdeutschland von der friedlichen Revolution bis heute“, S. 199ff. @transcriptweb Dort auch mit detaillierten Nachweisen.