In #Sinzig sind 12 behinderte Menschen nachts zuhause ertrunken. In Gedanken bin ich heute viel bei den Opfern und ihren Familien, aber auch bei einem grundsätzlichen Problem: Rettungswege und Notfallkonzeote sind nicht barrierefrei o. für behinderte M. nicht realistisch. 1/8
Ich rinnere mich an den Brand in einer Behindertenwerkstatt in Neustadt im Jahr 2012. Was passiert ist, ist nicht nur ein Unglück in mitten einer menschengemachten Naturkatastrophe. Was passiert ist weißt uns auf eine Leerstelle hin und sollte uns nachdenklich machen. 2/8
Die Lebenswelt von Menschen mit Behinderungen ist nicht auf Rettung im Katastrophenfall eingestellt. In Einrichtungen existieren oftmals keine Rettungskonzepte, die realistisch funktionieren können. Weder Hilfsmittel, noch Umfeld sind auf solche Ernstfälle eingestellt. 3/8
Meist fehlen barrierefreie Rettungswege, Hilfsmittel und ausreichend Personal. Mit dem jetzigen Betreungsschlüssel ist Rettung nicht möglich. Nur dieser Betreungsschlüssel macht das System stationäre Einrichtung so viel günstiger als die individuelle ambulante Infrastruktur. 4/8
Auch für Gebäude existieren in der Regel keine realistischen Konzepte für die Rettung behinderter Menschen oder barrierefreie Rettungswege. Realistische Lösungen werden mit Hinweis auf die Kosten nicht gebaut. 5/8
MmB sind von einem System abhängig, dass sie im Ernstfall nicht retten kann und einfach kollektiv hofft, dass es nie zu Katastrophen kommt. Sie leben in einer Gesellschaft, der die Kosten für ein Leben mit gleichwertigen Sicherheitsstandards zu hoch sind. 6/8
Die Zeit nach dem Schock, nach der Trauer, müssen wir als Gesellschaft nutzen.
Wir brauchen dringend Personalschlüssel, die auch im Notfall Sicherheit bieten und dem Bedarf der Menschen folgen. 7/8
Wir brauchen dringend eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Rettungskonzepten und Katastrophenmanagement das auch behinderten Menschen im Ernstfall ein Überleben ermöglicht und nicht nur kollektiv hofft, dass nie etwas passiert. 8/8

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17 Jul
Frühjahr 2010: Ich bin mit meinem damaligen Freund in einem barrierfreien Zimmer einer Jugendherberge einer deutschen Millionenstadt. Mitten in der Nacht geht der Feueralarm los. Wir verfrachten mich in den Rollstuhl, auf dem Rettungsplan, keine Hinweise für Rollstuhlnutzende 1/8
Wir realisieren auf dem Flur, dass wir wohl im "Behindertenflur" gelandet sind. Um uns herum rennen aufgescheucht, lernbehinderte Teilnehmende einer Reisegruppe herum. Auch auf den Fluren keine Hinweise für mich. Wir versuchen die Rezeption zu erreichen. Vergeblich. 2/8
Wir lassen uns Richtung Treppenhaus mitreißen, stehen vor dem Lift. Es ist nur ein Stockwerk ins EG. Wir checken ob wir Rauch riechen, nein. Keiner kann uns helfen. Der Lift funktioniert noch. Eigentlich darf man Aufzüge im Brandfall nicht benutzen. Wir tun es trotzdem. 3/8
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17 Jul
Sommer 2016: Ich sitze in einer Verhandlung über Barrierefreiheit als plötzlich eine Sirene losgeht. Das Gebäude ist mir fremd. "Das ist bestimmt nur Probealarm, da müsste ich Sie eigentlich an den Sammelpunkt bringen, aber das geht mit Ihnen ja nicht.", sagt der Gastgeber, 1/4
"Die Aufzüge werden ja abgestellt, sobald der Alarm losgeht." Unsicher blicken mich alle an. Wir sind im 4. Stock eines öffentlichen Gebäudes. Der Gastgeber versucht die Hausmeister zu erreichen. Erfolglos. Alle einigen sich darauf, dass das nur ein Probealarm ist. 2/4
Ich frage, was wir denn mit mir im Rollstuhl gemacht hätten, wenn es ernst wäre. Es gibt sechs Aufzüge in Haus. Keiner entspricht den Brandschutzbestimmungen eines Rettungsaufzuges. Keiner weiß, wo ich am besten auf eine Rettung per Leiter warten soll. 3/4
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29 May
Ich merke, wie ich innerlich oft abschalte, wenn die Kolleg*innen über Geburtstagsparty, Einladungen usw. sprechen. Denn natürlich sind ihre Wohnungen nicht barrierefrei. Mein schönster Kollegenmomentvwarcdaher, als ein Kollege mich zu seinem runden Geburtstag einlud und 1/4
mir gleich erklärt hat, wie er es schaffen will, dass ich die eine Stufe in sein Haus mit dem Rollstuhl hochkomme. Er fragte mich ob das eine gute Lösung wäre und vor Ort hat es dann wirklich geklappt. Eine Freundin hat jahrelang ihren Geburtstag bei mir gefeiert, damit ich 2/4
dabei sein konnte. Wenn ihr behinderte Mitschüler*innen, Kommiliton*innen, Kolleg*innen oder Freunde habt, fragt was sie brauchen, um dabei zu sein, ob ein Ort oder eine Aktivität zugänglich ist oder nicht. Übergeht niemanden, nur weil es kompliziert werden könnte. 3/4
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