Thread by @christinebinzel

#Mertens, Leiter der #STIKO, argumentiert bei @Markus__Lanz, dass LongCovid bei Kindern/Jugendlichen quasi keine Rolle spielt. Er sieht nur folgende Studie als wissenschaftlich gut an, da es bei dieser eine Kontrollgruppe gibt:
medrxiv.org/content/10.110… 1/N

Nun fällt bereits auf, dass er in der Sendung nicht klar kommuniziert, welche exogene Variation die Autoren nutzen. Das macht bereits stutzig. Schaut man in die Studie, so gibt es auch gar keine exogene Variation. Es handelt sich um ein repräsentatives Panel..

...von Kindern/Jugendlichen, wobei sich ein Teil der Kinder/Jugendlichen mit Covid infiziert. Nun werden die health outcomes der beiden Gruppen 12 Wochen später verglichen und keine Unterschiede festgestellt.

Die Autoren diskutieren nicht(!), dass eine Limitation ist, dass sie keine exogene Variation haben: Covid trifft nicht jeden mit gleicher Wahrscheinlichkeit. Es handelt sich weder um eine experimentelle noch um eine quasi-experimentelle Studie.

Sie zeigen noch nicht einmal, dass 'Behandlungs-' und 'Kontrollgruppe' vor dem Treatment (vor Corona) balanced sind, also keine statist. signifikanten Unterschiede in den beobachtbaren Merkmalen aufweisen. Im Anhang zeigen sie lediglich ein paar sum stats für beide Gruppen.

Eine Regressionsgleichung sucht man vergeblich. Es wird lediglich eine Tabelle mit den sum stats der health outcomes nach 12 Wochen gezeigt.

Was soll man aus dieser Studie lernen? Könnte man ex-ante sicher sagen, in welche Richtung der bias geht, wäre das ganze vielleicht noch irgendwie zu retten, aber so? Die Studie hat noch weitere flaws, die auf twitter z.T. bereits genannt wurden, insbesondere..

..ein sehr kleines sample der 'Behandlungsgruppe' (N=109 vs. 1246 in der 'Kontrollgruppe'), Kontext ist die 2. Welle (Okt/Nov 2020), die Analyse unterscheidet nicht nach Altersgruppen.

In #econ wäre so etwas nicht publizierbar. Wie kann es sein, dass so eine Studie solche Aufmerksamkeit bekommt, gegeben der Relevanz für Politik und anderen Institutionen wie die #STIKO?

Hinsichtlich von LongCovid besteht noch viel Unsicherheit. Ich möchte mir auch kein Urteil erlauben, was die Impfung von Kinder Ü12 betrifft. Aber #Mertens Aussage hat ja nicht nur Implikationen hinsichtlich einer möglichen Impfempfehlung. Sie kann auch dazu genutzt werden,..

..Delta unter Kinder/Jugendlichen durchrauschen zu lassen. Einige Politiker sprechen sich bereits für ein Ende der Maßnahmen aus, sobald jeder Erwachsene ein Impfangebot hatte. Wird suggeriert, dass LongCovid marginal ist, so wird es für diese Politiker weder einen Anlass geben,

bei steigenden Zahlen im Herbst Maßnahmen zu ergreifen, noch zB Schulen mit Luftfilter auszustatten. Stattdessen wird man Präsenzunterricht durchsetzen no matter what. Lässt sich dies gegeben des aktuellen Wissensstandes bzw. Unwissenheit rechtfertigen?

Vielleicht hat der ein oder andere ÖkonomIn ja Lust, einen Blick in die Studie zu werfen. Vielleicht habe ich etwas übersehen. @christoph_rothe @IngoIsphording @domliebl @SBauernschuster @chtraxler @PingerPia @jonasdovern ..

Wie sehen Nicht-Ökonomen die Studie? @CiesekSandra @ChanasitJonas @HuebnerJohannes ..

Es ist natürlich schwierig, kausale Evidenz zu diesem Thema zu bekommen. Eine Möglichkeit wäre evtl gewesen, Maßnahmen zu evaluieren (econ style), um darüber Variation hinsichtlich von Covid zu generieren (sofern Effekte und sample groß genug sind).

Hier noch der Link zur Sendung und zum Ausschnitt:

https://twitter.com/SunriserMa/status/1416127967575658501

..und noch ein Link zu einem anderen thread zu der Studie:

https://twitter.com/globalhlthtwit/status/1411704243560591362

@DrJanaSchroeder