In den letzten Jahren habe ich mit @Erdbebennews und Co viel mit Naturkatastrophen zu tun gehabt. Vor allem Erdbeben, aber auch Hurrikans und eben Überschwemmungen. Nie vor Ort, nie als Betroffener. Immer nur als Beobachter. Schicksale waren für mich quasi nur Zahlen 1/8
Das hat bei mir im Laufe der Jahre zu einer ausgeprägten Abstumpfung geführt. Katastrophen sind Alltag. Opfer sind Alltag. Jedes Schicksal ist ein +1 in einer Excel-Tabelle. Emotional ist das sicher alles andere als gut. Um die Sache durchzuziehen, war dies aber essentiell. 2/8
Auch bei der aktuellen Hochwasserkatastrophe bin ich nicht betroffen, nur entfernter Beobachter. Doch die übliche neutrale Betrachtung wurde erschwert. Auch wenn die Vermutung schon lange im Raum stand: Das kollektive Versagen im Vorfeld war und ist extrem bedrückend. 3/8
Dass Deutschland auf den Ebenen Lokalpolitik, Medien/Kommunikation und Aufklärung massive Defizite bei Naturgefahren hat, war klar. Aber 200 Tote bei einer präzise vorhergesagten Flutkatastrophe sind eine Bilanz der Schande für eines der reichsten Länder der Welt. 4/8
Vor allem, weil sich dies wegen der tiefen Risse im System vorerst nicht ändern wird. Auch wenn Todesopfer nur Zahlen sein sollten (ja, irgendwann wird ein Therapeut sich damit beschäftigen müssen), hat man immer im Hinterkopf, diese Zahlen in Zukunft zu senken. 5/8
Das ist die Motivation dahinter. Und eine solche vermeidbare Katastrophe in der Region, in der ich in zwei Monaten selbst wohnen werde, ist da wie ein Schlag in die Fresse, der einem zeigt, dass die emotionale Distanz doch nicht so groß ist, wie man jahrelang gedacht hat. 6/8
Diese Erkenntnis sowie einige andere Ereignisse der letzten Wochen haben mich dazu veranlasst, für mich persönlich Konsequenzen zu ziehen. Der aktuelle Weg wird auf Dauer nicht gesund sein, weshalb es Zeit wird, anderen, wichtigeren Projekten mehr Aufmerksamkeit zu schenken. 7/8
Ich werde das morgen noch etwas ausführlicher erklären, aber ich bin mir sicher, dass dieser Schritt schon 3-4 Jahre überfällig und in der aktuellen Situation notwendig für mich ist. Manchmal kann eine Katastrophe auch die lange vermisste Motivation sein, Ballast abzuwerfen. 8/8
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Die wichtigste und leider bisher kaum gestellte Frage. Denn die Antworten sind unschön: 1. Weil Deutschland auf allen wichtigen Ebenen (Politik, Kommunikation, Bevölkerung) seit Jahrzehnten konsequent Naturgefahren verharmlost. Motto: Wer Risiken anspricht verbreitet Panik. 1/4
2. Weil durch mediale Dramatisierung relativ harmloser Situationen offizielle Warnungen nicht mehr ernst genommen werden. Motto: Wer warnt verbreitet Panik (was Medien betreffend in den meisten Fällen tatsächlich stimmt, aber eben nicht offizielle Stellen wie den DWD!) 2/4
Deutschland muss lernen, dass wir nicht in einer Kissenburg leben, in der uns nichts zustoßen kann. Ja, Naturkatastrophen hier sind (noch) relativ selten, aber sie passieren manchmal. Das gilt für Tornados, Überschwemmungen oder auch Erdbeben und Vulkanausbrüche. 3/4