Ich persönlich halte nichts davon, aber meine Mutter. Und meine Tanten. Mütter von Freundinnen. Die Homöopathie-Fans die ich kenne sind Frauen >40, mit deren Kindern <30 ich mich drüber unterhalte wie offensichtlich absurd Homöopathie ist.
Die Homöopathie-Fans die ich kenne haben immer Kinder, sind nie jünger als 30 und sehr selten Männer.
Und ich hab mich gefragt woran letzteres liegen könnte. Warum sind Frauen für Quacksalberei anfälliger als Männer? Warum hören die Frauen nicht auf die Wissenschaft(TM)?
Bessere Frage: warum hört die Wissenschaft nicht auf die Frauen? In „Unsichtbare Frauen“ berichtet @CCriadoPerez über Unterrepräsentation von Frauen in medizinischen Studien. Das hat 2 Effekte: es gibt Medikamente auf dem Markt, die bei Männern wirken, aber bei Frauen nicht.
Und ein Medikament, das in der Medikamentenstudie bei Männern nicht wirkt, aber bei Frauen wirken würde, kommt gar nicht erst auf den Markt.
Frauen machen also häufiger die Erfahrung, dass „klassische“ Medikamente nicht wirken. Frauen werden auch von Ärzten weniger ernstgenommen.
Frauenbeschwerden wie Endometriose sind untererforscht und unterdiagnostiziert. Genauso Beschwerden wie ADHS, die bei Frauen seltener erkannt werden. Logisch, dass Frauen häufiger nach Alternativen suchen.
Jetzt hab ich noch nicht drüber geredet, dass die Homöopathie-Fans die ich kenne alle schlechter ausgebildet sind als ihre Gatten und Töchter, weil gute wissenschaftliche Grundbildung für Mädchen ihrer Schicht damals einfach keine Priorität war. Oder explizit abgewertet wurde.
Dann kombiniert man das mit einem guten Schuss Skepsis gegenüber Autoritäten (und paradoxerweise Vertrauen in die Homöopathie-Autoritäten), viel Wunschdenken, bisschen Placebo-Effekt: fertig ist der Homöopathie-Fan.
PS: ich bin der Meinung dass Homöopathie als staatlich anerkanntes Placebo durchaus ihre Existenzberechtigung hat. Der ganze Aufwasch (Preis, Packungsbeilage, „Wirkmechanismus“) ist für mich Placebo-Wirkungsförderung.
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Mir ist diese Inventur-Sichtweise schon bei Umweltthemen aufgefallen: Von der pro-Abholzen-Fraktion wird ein Wald betrachtet als „viele Bäume“. Wenn ich also einen Wald abholze und woanders viele Bäume anpflanze, komme ich netto bei null raus. Mehr Bäume = mehr Wald = mehr gut.
Beispiele: die „Parkerweiterer“ bei #stuttgart21, die Renaturierer von RWE.
Dass ein Wald ein Ökosystem ist, in dem alle Teile mit allen anderen Teilen verbunden sind und interagieren, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, wird unter den Teppich gekehrt.
Und jetzt wird verkündet dass „Mensch mit Vagina“ etc ein angemessener Ersatz ist für „Frau“. Also Frau = Mensch mit weiblichen Organen, und wenn man genug von diesen Organen nachbaut, dann hat man einen Frauenkörper. Daraus folgt: #sexIsMutable, Bio-Geschlecht ist wandelbar.