Mir ist diese Inventur-Sichtweise schon bei Umweltthemen aufgefallen: Von der pro-Abholzen-Fraktion wird ein Wald betrachtet als „viele Bäume“. Wenn ich also einen Wald abholze und woanders viele Bäume anpflanze, komme ich netto bei null raus. Mehr Bäume = mehr Wald = mehr gut.
Beispiele: die „Parkerweiterer“ bei #stuttgart21, die Renaturierer von RWE.
Dass ein Wald ein Ökosystem ist, in dem alle Teile mit allen anderen Teilen verbunden sind und interagieren, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, wird unter den Teppich gekehrt.
Und jetzt wird verkündet dass „Mensch mit Vagina“ etc ein angemessener Ersatz ist für „Frau“. Also Frau = Mensch mit weiblichen Organen, und wenn man genug von diesen Organen nachbaut, dann hat man einen Frauenkörper. Daraus folgt: #sexIsMutable, Bio-Geschlecht ist wandelbar.
Dass ein Frauenkörper ein komplexes System ist, in dem alle Organe mit allen anderen verbunden sind und interagieren, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, wird unter den Teppich gekehrt.
Und, große Überraschung, das schadet Frauen.
Frauen sind nicht „Männer in klein“.
Frauen sind nicht „Männer in klein + Vagina + Brüste“.
Die Annahme „Frauenkörper = Männerkörper + Abweichungen“ hat dazu geführt, dass wir über Frauenkörper viel zu wenig wissen. Herzinfarktsymptome, Endometriose, Impfung von Schwangeren:
Wir wissen zu wenig, über spezifisch weibliche Krankheiten, über spezifisch weibliche Symptome, über alles. Wer wissen will was wir alles nicht wissen: @CCriadoPerez hat ein Buch drüber geschrieben, Invisible Women. Sie berichtet auch hier auf Twitter über aktuelle Wissenslücken.
„Menschen mit Vagina“ tut so, als wäre die Vagina der springende Punkt, der einzige Unterschied.
Ist.
Sie.
Nicht.
Immunsystem, Hirnkonsistenz, die Inzidenz von ungefähr jeder Krankheit, bei vielem gibt's einen (durchschnittlichen) Unterschied zwischen Frauen und Männern.
Um darüber allgemeinverständlich sprechen zu können, brauchen wir Begriffe.
Einen für Frauen.
Einen für Männer.
Einen für biologisches Geschlecht.
Ich schlage „Frauen“, „Männer“ und „Geschlecht“ vor.
Radikal, ich weiß. Fast schon revolutionär. So kennt man mich 😘
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Ich persönlich halte nichts davon, aber meine Mutter. Und meine Tanten. Mütter von Freundinnen. Die Homöopathie-Fans die ich kenne sind Frauen >40, mit deren Kindern <30 ich mich drüber unterhalte wie offensichtlich absurd Homöopathie ist.
Die Homöopathie-Fans die ich kenne haben immer Kinder, sind nie jünger als 30 und sehr selten Männer.
Und ich hab mich gefragt woran letzteres liegen könnte. Warum sind Frauen für Quacksalberei anfälliger als Männer? Warum hören die Frauen nicht auf die Wissenschaft(TM)?
Bessere Frage: warum hört die Wissenschaft nicht auf die Frauen? In „Unsichtbare Frauen“ berichtet @CCriadoPerez über Unterrepräsentation von Frauen in medizinischen Studien. Das hat 2 Effekte: es gibt Medikamente auf dem Markt, die bei Männern wirken, aber bei Frauen nicht.