Lohnt es sich für Arbeitgeber wirklich, viel Zeit und Geld in die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu investieren? Oder ist Zufriedenheit nur ein nettes Detail, aber unter dem Strich kein relevanter Performancefaktor? Ein Blick in die Daten |1
2| Wie zufrieden Menschen in Deutschland mit ihrem Job sind, ist gar nicht so einfach zu sagen. Eher oder sehr unzufrieden seien 25%, sagt eine aktuelle Studie, 11% eine andere. Eine Umfrage von Ernst & Young findet 21% Unzufriedene (vor Corona), Tendenz steigend (Bild). Q1
3| Dass Mitarbeiterzufriedenheit mit betriebswirtschaftlich relevanten Faktoren wie Personalfluktuation, Krankenstand, Motivation und Produktivität zusammenhängt, erscheint zunächst völlig plausibel. Empirische Studien nähern sich der Frage ganz unterschiedlich. Eine Auswahl:
4| In experimentellen Settings arbeiten Probanden, deren Stimmung vorab durch kleine Interventionen (witzige Videovlips u.ä.) gehoben wird, im Durchschnitt rund 12% produktiver als die Kontrollgruppe. Die Säulen im Bild stehen für verschiedene Testaufgaben. Q2
5| Eine Oxford-Studie untersucht den Zusammenhang zwischen wöchentlich erhobener Zufriedenheit und Erfolg im Direktvertrieb eines großen Telekommunikationsunternehmens. Zufriedene Vertriebler verkaufen mehr, hauptsächlich, weil sie mehr Erfolg pro getätigtem Anruf erzielen. Q3
6| Eine LSE-Studie nutzt einen riesigen Gallup-Datensatz, um Korrelationen zwischen der Zufriedenheit von 1,8 Millionen Angestellten und Kundenloyalität, Produktivität, Profitabilität (alle positiv) und Personalfluktuation (negativ) in verschiedenen Branchen zu berechnen. Q4
7| Spannend ist, dass sich diese Zusammenhänge auch ganz anders finden lassen: z.B. hier zwischen der allgemeinen Lebenszufriedenheit, also nicht arbeitgeberspezifisch, und der Totalen Faktorproduktivität im Staatenvergleich. Mehr Zufriedenheit fürt zu Effizienzgewinnen. Q5
8| Fazit: Diese Auswahl an Studien legt einen signifikanten kausalen Zusammenhang zwischen Mitarbeiterzufriedenheit und Unternehmenserfolg nahe. Die Antwort auf die Ausgangsfrage wäre dann: ja, die Investition lohnt sich. Was macht Ihr Arbeitgeber alles für Ihre Jobzufriedenheit?
10| Nachtrag zu Rückfragen zu Kausalität/Korrelation. Die aktuellen Forschung macht eine kausale Beziehung wahrscheinlich (s.u. Q3). Das ist aber schwer zu testen und eine definitive experimentelle Studie gibt es m. W. n. (noch) nicht. Deshalb habe ich "liegt nahe" geschrieben.
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J.D. Vance kritisiert den Zustand der Meinungsfreiheit in 🇩🇪 und 🇪🇺 und macht sich Sorgen um die Demokratie der Verbündeten. Politisch-mediale Reaktion: viel Empörung, Zurückweisung und Kritik. Und wie blickt die deutsche Bevölkerung auf das Thema? Schauen wir in die Daten.🧵|1
2| Die Deutschen sind mehrheitlich zufrieden mit der Demokratie, aber der Trend geht leider nicht in die richtige Richtung. Noch vor wenigen Jahren waren >70 % sehr oder wenigstens ziemlich zufrieden, heute sind wir nicht mehr weit entfernt von einer 50-50-Verteilung.
3| Dieser Negativtrend manifestiert sich vielerorts, z.B. überdeutlich auch in solchen Datenpunkten. Zwischen 2022 und 2024 hat sich die Zufriedenheit junger Menschen u.a. mit "den politischen Verhältnissen" oder dem "gesellschaftlichen Zusammenhalt" massiv verschlechtert.
Schule, Studium oder Beruf: Zur Wissensgesellschaft gehört, dass wir uns ständig neue Infos, Daten und Zusammenhänge aneignen müssen. Wir lernen. Aber wie geht das eigentlich? Welche Lernmethoden sind wirklich effektiv? Ein 🧵 für alle, die Stoff in den Kopf bekommen müssen. |1
2| Hier geht es um Lernmethoden, die man alleine und ohne besondere Hilfsmittel anwenden kann und die einen generalisierbaren Mehrwert versprechen, d.h. für viele Kontexte, Stoffarten und Lernziele funktionieren. Grafik: Übersicht über die Methoden (Q1, Übersetzung im Alt-Text).
3| Starten wir mit den wenig effektiven Methoden. Basis sind 2 Meta-Analysen, die für jede Methode eine Effektstärke (d) aus experimentellen Studien ableiten (Q2, 1.609 Effekte), dazu eine Einstufung (Q1). Alle Methoden verbessern die Lernleistung, aber eben verschieden stark.
Die Qualität vieler öffentlicher Debatten leidet darunter, dass die Leute zwar dieselben Begriffe benutzen, darunter aber ganz verschiedene Dinge verstehen. Eine neue Studie geht dieser verborgenen Verständnisvielfalt auf die Spur – unter anderem am Beispiel des Pinguins. 🧵 |1
2| Wie viele unterscheidbare "Verständnisse" verbergen sich hinter einem simpel wirkenden Konzept wie Pinguin? Die Studie lässt dazu Probanden u.a. Eigenschaften verschiedener Tierarten und Ähnlichkeit zwischen Begriffen bewerten. Daraus leitet sie dann Bedeutungs-Cluster ab.
3| Heraus kommt viel Uneinigkeit darüber, welche Merkmale zum Begriff Pinguin gehören (Grafik). Probanden sind sich zwar sehr einig, dass sie "süß", aber keineswegs "pink" sind. Weit auseinander gehen die Ansichten aber z.B. bei der Frage, ob Pinguine "fett" oder "elegant" sind.
Die radikale Rechte und radikale Linke unterscheiden sich in wichtigen Aspekten, z.B. in ihrem aktuellen Gefährdungspotenzial für die offene Gesellschaft. Sie gleichen sich aber auch in einem fundamentalen Punkt: der Psychologie ihrer einzelnen Angehörigen. Ein 🧵 mit Daten. |1
2| Die Erkenntnis ist nicht neu. Diese Grafik aus einer Studie von 1985 (Q1) zeigt Gemeinsamkeiten an den Rändern, z.B. bei der höheren Intoleranz für Ambiguität (links) oder mehr "Starrheit" (kein situatives Anpassen von Emotion und Verhalten) im Vergleich zur politischen Mitte.
3| Auch diese große neuere Studie (Q2, N=7.258) findet wichtige Gemeinsamkeiten zwischen der autoritären Rechten (RWA) und Linken (LWA). Je näher die Punkte, desto mehr gleichen sich die Lager in diesem Merkmal. Beispiel: Mit r=0,47 - 0,5 korreliert "Dogmatismus" fast identisch.
Der Streit um Frau Aslans Äußerungen zu Rassismus bei der Polizei ist ein Paradebeispiel dafür, warum die Wahrnehmungen politischer Lager oft so drastisch auseinandergehen. Mit diesen drei Erkenntnissen aus der Moralpsychologie vertiefen Sie Ihr Verständnis solcher Debatten.🧵 |1
2| Zunächst: Das ist ein Thread über empirische Moralpsychologie. Er möchte lediglich die Mechanismen sichtbar machen, die in Debatten wie dieser unter der Oberfläche wirken. Es geht mir also nicht um @BaharAslan_ oder die deutsche Polizei oder die Frage, wer da jetzt Recht hat.
3| Empirische Moralpsychologie beschäftigt sich damit, unser moralisches Denken, Fühlen und Handeln zu verstehen. Einer ihrer wichtigen Ansätze – die "Moral Foundations Theory" – enthält drei Erkenntnisse, die gut erforscht sind und beim Verständnis des aktuellen Falls helfen.
Dass Frauen bei der Partnerwahl nicht den Erstbesten nehmen, sondern hohe Ansprüche haben, überrascht niemanden. Etwas weniger verbreitet ist die Erkenntnis, dass auch Männer sehr wählerisch sind. Eine Studie visualisiert die Differenzen besonders schön. Kleiner Überblicks-🧵|1
2| Das Schöne an der Studie: Sie trennt nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch danach, wie ernsthaft und langfristig die Liaison sein soll ("Involvement"). Die Daten sind etwas älter, macht hier aber nichts. Dating-Präferenzen haben sich als extrem stabil erwiesen.
3| Starten wir mit dem Klassiker: körperliche Attraktivität. Ähnlich kompromissbereit sind beide Geschlechter, wenn es nur um Dates geht, ansonsten gehen die Anforderungen auseinander. Für Männer müssen Ehepartnerinnen am attraktivsten sein, für Frauen unverbindliche Sexpartner.