Thread by @LPostkolonial

Ab 18 Uhr findet heute in der @vhsleipzig und online eine durch das Leipziger Kulturdezernat organisierte Podiumsdiskussion zum Thema "Leipzig und seine (post)koloniale Geschichte und Gegenwart" statt. Wir werden vor Ort sein und berichten. Link zur VA: us02web.zoom.us/j/88534457897?…

Im Zentrum sollen "unterschiedliche Perspektiven auf historische Aufarbeitung von Stadtgeschichte, städtische Erinnerungskultur und Erwartungen an eine vielfältige städtische Kultur, die der Diversität ihrer Einwohnerinnen und Einwohner gerecht zu werden vermag" stehen.

Auf dem Podium sitzen verschiedene Vertreter*innen Leipziger Institutionen: darunter der Direktor des Zoos, eine Professorin für Afrikastudien, ein Vertreter des Grassi-Museums, die Kulturbürgermeisterin und der Vorsitzende des Migrantenbeirats als einzige nicht-weiße Person.

Da es laut Ankündigung v.a. auch um das koloniale Erbe des Leipziger Zoos gehen soll, fragen wir uns zunächst, warum keine aktivistisch-zivilgesellschaftlichen Perspektiven auf dem Podium vertreten sind. @ISDBund #Leipzig #le_diasporique #wirmuesstenmalreden

Veranstaltung beginnt mit Vorstellung der Podiumsteilnehmer*innen. Die Afrikawissenschaftlerin Prof. Beck habe gute Kontakte zur AG Postkolonial. Wir wurden in die Organisation der VA aber in keiner Art und Weise eingebunden und vorher auch nicht kontaktiert.

Zoodirektor Junhold blicke auf Dekolonisierungsdebatte "mit gemischten Gefühlen". Seine Person und seine Institution sei in die emotional geführte Debatte "fast über Nacht reingerutscht". Gab es nicht schon jahrelang Kritik am @Zoo_Leipzig?!

Mohamed Okasha vom Migrantenbeirat findet es befremdlich, dass er einzige BIPoC Person auf dem Podium ist

Skadi Jennicke entgegnet, dass sie ja hier nicht sitze weil sie weiß ist, sondern weil sie gewählt ist. Wahlen könnten Repräsentanz ändern. Okasha verweist darauf, dass er auch gewählt ist.

Haben wir das eben richtig verstanden, dass die @StadtLeipzig uns einen interaktiven Stadtplan finanzieren will?! :D <3

Herr Junhold mal wieder mit whataboutism: auf der Messe hätten mehr "Völkerschauen" stattgefunden. Zoo sei noch nicht drin in der Debatte, habe sich aber viell. noch viel mehr als andere Zoos in Dtl. mit Vergangenheit auseinandergesetzt. Hä?

Rosemarie Beck findet "afrikanische Nächte" im Zoo nicht mehr zeitgemäß. Junhold verweist darauf, dass wording in Werbematerialen schon angepasst wurde

Es gäbe dort "afrikanische Musik", "afrikanisches Essen" und dann schaut man sich eben noch "afrikanische Tiere" an. Ob er es selbst merkt?

Mohamad Okasha verweist auf gewaltvolle Bildsprache durch Klischees und Stereotype. Junhold negiert, dass dies im Zookontext vorkomme

Herr Junhold sei nicht derjenige, der zu definieren hat was rassistisch ist, meint Frau Beck. Darauf möchte Ersterer nicht reagieren.

Prof. Beck meint, dass die Nichtverwendung des N-Wortes inzwischen ja common sense sei. Wir erinnern daran, dass sie selbst letztes Jahr genau deshalb in der Kritik stand.

Quellen und Archive des Zoos würden weitere Aufarbeitung nicht hergeben, meint Junhold. Dürfte sich außer dem Haushistoriker des Zoos das auch mal jemand anderes ansehen?

Auf Nachfrage aus dem Chat: Junhold kennt "Format" Antirasissmus Workshop nicht. Weiß deshalb nicht ob er teilnehmen würde.

Berechtigtes Statement aus dem Publikum: das hier sollte keine Imageveranstaltung für @StadtLeipzig sein. Selektive Zusammenarbeit mit AG Postkolonial ersetzt keine umfassende Aufarbeitung kolonial-rassistischer Strukturen!

Skadi Jennicke hat dekoloniale Forderungen als zu anklagend empfunden. Mehrere Stimmen aus dem Publikum betonen, dass Wut über nichterfolgte Aufarbeitung nachvollziehbar ist und ausgehalten werden muss. Gerade auch weil BIPoC Inis seit Jahrzehnten dafür kämpfen.

Und genau deshalb will @LPostkolonial da weder eine Monopolstellung inne haben, noch ständig als Referenz genannt werden.

Die Veranstaltung ist beendet. Vielen Dank an das kritisch intervenierende Publikum! #decolonize #Leipzig