Zum Stand der Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Deutschland: Wer als Aktivist Islamismus kritisiert und dabei Mohamed-Karikaturen zeigt, muss hierzulande damit rechnen, gewaltsam angegriffen zu werden – ohne, dass jemand Anstoß daran nimmt.
Der Video stammt von letzter Woche, als eine kleine Gruppe um den Aktivisten Abbas Mohammadpoor in Stuttgart die Kundgebung "Demonstration gegen die islamische Republik und den Kampf gegen den politischen Islam" abhielt. Am Stand wurden irankritische Transparente gezeigt.
Weil die Demonstration auf den 16. Oktober fiel, und sich an diesem Tag die Ermordung des Lehrers Samuel Paty jährte, entschied sich die Gruppe allerdings auch, Mohamed-Karikaturen und Charlie Hebdo-Cover zu zeigen.
Gegen 17:30 Uhr begannen Fremde die Demonstranten abzufilmen. Schließlich näherte sich ein Mann dem Redner und schlug auf ihn ein. Das Video stammt von der Facebook-Seite Mohammadpoors (facebook.com/abbas.mohammad…), ein Beitrag erläutert die Vorfälle aus seiner Sicht.
Im Verlauf des Videos sind weitere Angreifer zu sehen, die den Stand attackieren und Plakate zerstören. Der Aktivistin Mina Ahadi zufolge sind zwei Frauen verletzt worden und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Die Polizei bestätigt mir, "im Gesamtzusammenhang mit dieser Demonstration gegen mehrere Personen u.a. wegen Bedrohung, Beleidigung, Körperverletzung und dem Mitführen von Waffen" zu ermitteln.
Mohammadpoor erhebt in dem Beitrag Vorwürfe gegenüber den Polizeibeamten: Als Anmelder der Kundgebung habe er die Beamten frühzeitig und mehrfach vor dem Bedrohungsszenario gewarnt. Diese sei den Forderungen nicht nachgekommen.
Die Polizei verweist auf Anfrage darauf, dass sie vor dem Zeigen der Karikaturen gewarnt habe und mehrere Demonstrationen absichern musste. Zudem seien 22 Kundgebungen Mohammadpoors zuvor ohne Gewalt verlaufen; das Zeigen der Karikaturen sei im Vorfeld nicht kommuniziert worden.
Beachtlich ist meiner Meinung nach dieser Satz: "Die [Einsatzleiterin] riet - gutgemeint und im Kontext der in Stuttgart bekannten Bevölkerungszusammensetzung - vom Zeigen problematischer Karikaturen ab, verbot dies jedoch nicht."
Verwunderlich, dass der Vorfall an einem Samstagnachmittag und dem Todestag von Paty bisher niemanden zu interessieren schien. Keine Polizeimeldung, keine lokale Berichterstattung, keine Reichweite auf Social Media.
Versteht sich von selbst, dass das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit (und dazu gehört das Zeigen von Karikaturen und jegliche Religionskritik) in einer deutschen Innenstadt ohne wenn und aber gewährleistet werden muss.
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Musste diesen Take von @rike_tweet 4 mal lesen, um zu verstehen, dass das völlig unironisch gemeint und wirklich journalistisch gewollt ist. Aber fangen wir von vorne an, denn Böhmermann und Busch zeigen, was aus meiner Perspektive in der Publizistik grundlegend falsch läuft.
Der ganze Böhmermann-Ansatz war schon kaputt, weil man schnell ahnt, dass "Menschenfeindlichkeit" nicht dem Ausschluss wirklicher Extremisten dient (was ich noch verstehen könnte), sondern beliebig erweitert wird, weil irgendwann alles "false balance" ist.
Diese Verengung des Meinungskorridors, so Busch, sollen "wir alle" uns brav "auf 1 Post-It schreiben" und "an den Bildschirm kleben", damit wir es ja nicht vergessen. Und für journalistische Formate nutzen, damit es auch Einzug hält in den deutschen Medienbetrieb.
Eine absurde Entwicklung der Postmoderne: politische Linke, die Kritik an religiösem Extremismus aufgeben. Exemplarisch dafür dieser Thread eines Aktivisten, der über die gedruckte Schahāda auf Flaggen bei Pro-Palästina-Demos sinniert als sei sie ein Friedenstauben-Emoji.
Natürlich kann man sich fragen, ob ein Verbot der Hamas-Flagge zielführend ist. Man kann auch über die Geschichte der Schahāda nachdenken, Hamas-Wording zitieren ("Widerstandsgruppierung") und harmlose Stockfotos von Politikern raussuchen. Ist dann halt aber naiv.
Man könnte sich stattdessen aus einer emanzipatorisch-liberalen Perspektive fragen, welche Gruppierungen sich eigentlich ein islamisches Glaubensbekenntnis auf Flaggen ballern und nach außen tragen, um es als politisches Symbol zu nutzen.
Da übermorgen 1. Mai ist: Wir brauchen in unserer Gesellschaft (und gerade im Bildungswesen) einen völlig neuen Umgang mit der UdSSR und den unmenschlichen Verbrechen, die im Namen des Kommunismus verübt wurden. Und jetzt folgt ein wütender Thread.
Während sich Jugendliche hierzulande gerne ein ☭ ins Profil heften und Tankie-Memes posten, weil die lokale Antifa ihnen eingeflüstert hat, dass die Rote Armee Deutschland befreite, hatten Menschen in der UdSSR reale Konsequenzen von Lenins, Trotzkis und Stalins Politik.
Diese Konsequenzen taugen allerdings weniger für ein romantisiertes Bild vom "Internationale"-pfeiffenden Sozialrevolutionär, sondern laufen (im best case) unter: "Großmutter, die ausgemergelt wurde" und "Urgroßvater, dem die Beine rausgeschossen wurden". (Bild aus den 1920ern)