Eine etwas ältere Begebenheit aus dem Dienst zum Thema Gaffen. Ein Thread #AusDemDienst.
Wir als Streife waren in ein sehr belebtes Wohngebiet gerufen worden. Draußen spielen viele Kinder im Alter von ca. fünf bis fünfzehn Jahren auf dem Hof.
Sie machen natürlich große Augen, als wir kommen. Wir begeben uns zu unserer Einsatzadresse, einer Wohnung im Erdgeschoss. Die Familie hat angerufen, sie machen sich Sorgen um ein Familienmitglied. Es geht um psychische Probleme.
Auf die Art der Probleme/ genaue Erkrankung gehe ich nicht ein, weil sie für die Geschichte unwichtig ist. Wir sitzen also gemeinsam im Wohnzimmer, sprechen mit Familie und Familienmitglied. Zwei neugierige Jungen spähen durch das große Fenster von Außen ins Wohnzimmer.
Das ist der Familie sehr unangenehm. Sie ziehen die Vorhänge zu, sodass sie wieder etwas Privatsphäre haben. Der Einsatz läuft auf eine Einweisung in die nächste Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie hinaus.
Der Rettungsdienst wird für den Transport hinzugezogen. Nach einer kurzen Übergabe in der Wohnung begleiten wir das Familienmitglied zum RTW. Die Familie kommt natürlich auch mit raus. Scharen von Kindern erwarten uns draußen.
Sie gucken, folgen uns, flüstern aufgeregt. Es ist für alle Beteiligten, besonders für die Familie, unangenehm. Die Sanis wirken genervt, werfen sich Blicke zu, aber versuchen eine neutrale Miene beizubehalten.
Ich spreche beim Vorbeigehen die Kinder laut an. Gaffen ist uncool. Bitte lasst das. Wenige Worte, die man im Passieren eben so sagen kann. Sie bewirken nichts. Die Kinder bleiben mit etwas Abstand Schaulustige der Szene.
Das Familienmitglied wird in den RTW geführt, ein Sani geht mit rein, der andere bleibt draußen und sie machen die Tür vom RTW zu. Die Familie atmet auf. Es ist unabhängig von der ständigen Beobachtung schon schwer für sie.
Während mein Kollege bei der Familie stehen bleibt und der Sani mit der Leitstelle telefoniert, habe ich einige Sekunden. Ich drehe mich um und gehe auf die Kinder zu. Begrüße sie.
Jetzt, wo ich meinen Fokus auf sie lenke, werden sie ruhig und schüchtern. Und ich merke, dass sie mich schlicht kaum verstehen. Langsam begreife ich. Wie sollten sie bei Sprachbarriere meine kurzen Kommentare und Anweisungen verstehen und befolgen können?
Ich frage in die Runde, wer von den älteren Kindern am Besten Deutsch kann und für mich vielleicht übersetzen mag. Kindgerecht. Einfache Worte und eine einfache Bitte.
Einige Kinder beratschlagen sich, schließlich wird ein junges Mädchen, ca. 14 Jahre, bekannt. Ich bedanke mich bei ihr und fange dann langsam an, damit sie Zeit zum Übersetzen hat, zu erklären, was gerade passiert ist& warum ihr Verhalten für die Familie unangenehm war.
Ich höre viele Ohs und Ahs (die habe ich mir bestimmt eingebildet), aber sehe vor Allem Verstehen. Dieses seltsame Zwiegespräch enthält keinen Vorwurf, sondern schlicht Erklärungen. Es wandelt sich langsam, die Kinder werden offener, stellen Fragen.
Fragen zum Einsatz bis hin nach einigen Minuten Fragen allgemein zur Polizei, wie es ist als Frau Polizistin zu sein und, natürlich, die Frage, ob ich schon jemanden erschossen habe.
Trotz ihrer Offenheit und ihrem offenkundigen Interesse am Ende hielten die Kinder bis zur Abfahrt des Rettungswagens respektvollen Abstand zu diesem und der Familie. Als wir fahren, winken sie uns, laufen dem Streifenwagen noch begeistert nach.
Mein Kollege sieht mich fragend an und möchte wissen, was ich die ganze Zeit bei den Kindern gemacht habe. "Nur ein wenig über Gaffen aufgeklärt", meine ich und sehe lächelnd aus dem Fenster.
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Wir fahren Streife. "Guck mal!", sagt mein Kollege und deutet auf einen bewusstlosen Mann auf dem Grünstreifen neben der Fahrbahn. Ich halte den Streifenwagen an. Wir ziehen medizinische Handschuhe an und treten vorsichtig an die Person heran. Ich sehe, dass der Mann atmet.
Das teile ich meinem Kollegen laut mit, der derweil über Funk unsere Einsatzzentrale über unsere Eigenwahrnehmung informiert. Der Mann liegt bereits in Seitenlage, daher drehe ich ihn nicht um. Wir sprechen ihn an, doch er reagiert nicht.
Ich drücke ihn am Oberarm. Daraufhin wird er langsam wach. Sofort spreche ich beruhigend auf ein ihn. Er wird wach und kann sich artikulieren. Er wirkt verwirrt, daher spreche ich weiter mit ihm, um herauszufinden, worin dieser Eindruck begründet ist.
Ich habe meine Katze mit (Katzen-) Gras erwischt. Man beachte den betretenen Blick. Ich glaube, sie braucht einen Anwalt.
Die Katze wurde in Gewahrsam genommen. Bei einer Durchsuchung ihrer Wohnung (Kratzbaum) fand die Unterzeichnerin eine weitere Tüte grüner, pflanzlicher Substanz auf (0.6g netto, positiv auf Cannabis gemäß Vortest).
Die Katze wurde durch die Unterzeichnerin als Beschuldigte im Strafverfahren belehrt. Sie leckte daraufhin die Hand der Unterzeichnerin ab.