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Dec 23, 2021 41 tweets 17 min read Read on X
Warum sollten wir stärker auf sozio-ökonomische Faktoren in der Pandemiebewältigung schauen? Ein 🧵aufgrund aktueller Erfahrungen. Inkl. Hinweise, wo es mehr Wissen gibt. Ein Anlass: Mir sagte gestern jemand, die, die eine stärkere Einbindung z.B. der Soziologie fordern, 1/19
könnten letztlich vielleicht nicht akzeptieren, dass wir in einer Pandemie sind. Und dass es darum gehe, diese einzugrenzen. Überspitzt: Das sind doch nur Forderungen, die ein Ende von Beschränkungen wollen. Eine andere Frage, die ich tatsächlich bekam, auch von Akademiker: 2/19
"Wie hoch die Impfquote von Akademiker versus anderem Bildungsstand ist. Vielleicht lassen sich nur die „Dummen“ nicht impfen und das müsste man auch veröffentlichen." Ich habe überlegt, ob ich das hier reinpacke. Mich dafür entschieden, weil es auch zeigt: Das Thema scheint 3/19
nicht ausreichend auf sachlicher Ebene diskutiert zu werden. Geantwortet habe ich bei Reaktion 2: Ja, Menschen mit sozioökonomischer Benachteiligung sind auch in der Pandemie benachteiligt. Und ja, die Impfquote ist mit Migrationshintergrund offenbar geringer, Hinweise siehe 4/19
u.a. Cosmo-Studie @CorneliaBetsch (Punkt 2.6), der Unterschied ist aber nicht so groß, wie manche vielleicht denken. projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/… 5/19
Sprachliche Hürden spielen hier eine Rolle. Es gibt entsprechend immer mehr Angebote. Die Frage - erreichen sie auch alle? Kann man das "aufholen", was vielleicht zu Beginn der Pandemie nicht passierte (Menschen haben sich in soz. Netzwerken evtl. falsch informiert bereits, 6/19
hat ihre Haltung dann geprägt). Verschiedene Studien zeigen inzwischen, wie wichtig eine gezielte Ansprache und Vertrauensinstanzen / soziale Normen generell in der Pandemie sind ("Nudging"), u.a. Hinweise hier: journals.sagepub.com/doi/10.1177/13… und journals.plos.org/plosone/articl… 7/19
Nach und nach kommen jetzt auch immer mehr Zahlen auf den Tisch. Ich verlinke noch einmal dies - Hörempfehlung auch. "Die soziale Unwucht von Pandemien". 8/19
Oder hier (Bitte vor Kommentierung Studie komplett lesen & nicht nur auf durchaus diskutierbaren Titel schauen) 9/19
Insofern ist es gut, dass hier durchaus einige aktiv sind selbst. Eine eindrucksvolle Recherche hat das Team von @zeitonline im Frühjahr gemacht und visualisiert: zeit.de/wissen/2021-05… 10/19
Bekannt ist das schon lange - man konnte es seit Beginn der Pandemie wissen, u.a. Rudolf Virchow hat uns dieses Wissen schon vermittelt. Wir haben anlässlich seines 200. Tages der Geburt in @Dlf_Forschung daran erinnert: deutschlandfunk.de/200-jahre-rudo… 11/19
Darauf wurde auch durchaus reagiert und es gab Studien und Handreichungen, dieses Wissen gezielt in die Impfstrategie einzubauen, u.a. epubs.siam.org/doi/abs/10.113… oder journals.plos.org/plosmedicine/a… 12/19
Viele engagieren sich für niedrigschwellige Angebote. Es gibt Städte, die Inzidenzen schon seit längerem stadtteilbezogen aufschlüsseln. Allerdings: Das ist nicht die Regel. Aus den Impfdaten gibt es kein Wissen (oder? Anyone?). Dabei hätte man darüber nachdenken können, 13/19
anonym z.B. Quoten nach PLZ erfassen zu können. Gibt es nicht. Ein Bspl. für das Datenproblem, das D hat. Die Forderung u.a. nach einer Kohortenstudie gab es ja von Anfang an. Dieses Wissen hätte sich ausgezahlt. Seit langem klar (hier Analyse Juli) 14/19
Was also ist die Schlussfolgerung? Wo alles doch nicht neu & auch das RKI-Strategiepapier für den Winter die Adressierung sozio-ökonomischer Ungleichheiten anmahnt? Ich selbst bin nach all den Monaten, nachdem ich mich damit beschäftige, ernüchtert. rki.de/DE/Content/Inf… 15/19
Wenn tatsächlich nach wie vor teils von auch gut informierter Seite in Frage gestellt wird, dass u.a. Soziologen / Interdisziplinarität eine wichtigere Rolle spielen sollten. Public Health. & damit letztlich ja auch, dass Corona eine "Syndemie ist". thelancet.com/journals/lance… 16/19
Learnings? Wo wir jetzt zu #Omikron über Funktionsfähigkeit systemrelevanter Bereiche reden - und vielleicht schauen sollten, wer da u.a. vor allem arbeitet und dann womöglich ausfällt? Und wie sich die Menschen jetzt fühlen in ihrer Lage? 17/19
Und auch beim Boostern können wir also alte Fragen neu stellen, den Finger neu in die Wunde legen. Oder wie es @SammannLuise sagt: „Der gebildetere, reiche Teil der Gesellschaft wird diese Pandemie nicht vom Homeoffice aus besiegen können.“ 18/19
Zum Abschluss - noch mehr Wissen, eine der besten Bündelungen mit, die ich in letzter Zeit noch gesehen habe, in diesem Thread (2. zentraler Faktor), danke @DaenuMullis noch einmal: 🧵19/end + danke an alle, die das sachlich aufgreifen wenn.
Ergänzung: wozu stadtteilbezogene Daten dann verwendet werden können, wenn es sie denn gibt
(Und ja mit ein Grund, warum der Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, Nießen, auch im Corona Krisenstab ist) + danke @DaenuMullis für den Hinweis auf diese Recherche @NZZ
⬇️⬇️
Weitere Ergänzung - aus Dezemberausgabe "International Journal of Infectious Diseases": sciencedirect.com/science/articl… "findings indicate that deprived populations should receive increased attention in infection control, pandemic planning and disease prevention".
+ dazu Hinweis auf DFG-gefördertes Projekt "Sozioökonomische Ungleichheit in der Gesundheit während der COVID-19 Pandemie" inhecov.de/index.html, im April 2021 die Arbeit aufgenommen: @MedSozDUS, @UKKoeln und @rki_de.
+ weitere Ergänzung mit Dank an @HellPiotr - auch hier läuft aktuell Forschungsarbeit geda-studie.de/gesundheitsstu… ("Befragung von Menschen mit ausgewählten Staatsangehörigkeiten, um Aussagen über den Gesundheitsstatus der größten in D lebenden Herkunftsgruppen... treffen zu können."
Nachtrag (neu): @MarioGollwitzer / Jan A. Häusser in @SZ_Wissen über Rolle Sozialwissenschaften:
„Virologie & Epidemiologie sind offensichtlich von zentraler Bedeutung…, aber selbst die besten Maßnahmen bleiben unwirksam, wenn der Mensch nicht mitmacht.“ sueddeutsche.de/gesundheit/vir…
weiterer Nachtrag:
Hinweise aus COVID-19 Impfquoten-Monitoring in Deutschland (COVIMO) - hier laufen dann auch die Ergebnisse aus der zwei Nachträge zuvor erwähnten nicht deutsch-sprachigen Befragung ein (Geda-Studie...)
⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️
rki.de/DE/Content/Inf…
Ergänzung: "Im Dezember und Januar lag die COVID-19-Sterblichkeit in sozial stark benachteiligten Regionen um rund 50 bis 70 Prozent höher als in Regionen mit geringer sozialer Benachteiligung." rki.de/DE/Content/Ges…
sciencedirect.com/science/articl…
Weitere Ergänzung: Kontaktmuster und da auch sozio-ökonomische Faktoren - und welche Rolle sie für den Pandemieverlauf haben:
Erneute Ergänzung: Studien zum "Präsentismus" - krank zur Arbeit gehen, aus Sorge, diese zu verlieren oder vor Nachteilen dort - generell plus auch bzgl. Corona.
sciforum.net/manuscripts/90…
-------------
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32804746/
Plus: Haben sozio-ökonomische Faktoren auf Risikowahrnehmung und Schutzverhalten? Ja. frontiersin.org/articles/10.33…
Wichtige Hinweise gibt es auch in dieser Einordnung von @ewyler, "dass für das Verständnis der COVID-19-Sterblichkeit neben biologischen auch eine Reihe von sozialen Faktoren miteinbezogen werden" müssen.
Weil die Hinweise auf Studien ja durchaus auf Interesse stoßen, hier noch eine aus meinem "Archiv" - höheres Risiko für Menschen mit Lernschwächen. bmj.com/content/374/bm…
Studie zu Communities of color in New York City @Nature "We find a positive association between neighborhood social disadvantage and infections. (...) Neighborhood disadvantage is also associated with a proxy of the capacity to socially isolate..." nature.com/articles/s4146…
Weitere Ergänzung der Liste: Paper, das schon 2020 vorschlug, Pandemiemaßnahmen strukturiert auf auch negative Auswirkungen zu prüfen, um dem dann entgegen zu wirken. Eben weil zunehmende Ungleichheit der Pandemiebekämpfung entgegen stehen kann. ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/P… Image
Und noch etwas (heute Studien-Lese-Tag): Spannendes Paper zu einem Ort in Thüringen in der ersten Welle journals.plos.org/plosone/articl… bzw. idw-online.de/de/news774560: Learnings - horizontale Kommunikation z.B. über WhatsApp-Gruppen wichtig. "Health authorities" weniger "trusted sources".
Noch eine Ergänzung: „Der Zusammenhang zwischen sozialen Ungleichheiten und Covid-19 Fallzahlen auf Stadtteilebene – Eine Fallstudie für 46 Stadtteile der Stadt Duisburg.“
degruyter.com/document/doi/1…
+ auch dies gehört in diese Quellensammlung
Und dann - wichtig - „Wie man soziologisches Wissen dazu operationalisieren kann“, am Beispiel der Bremer Impfkampagne, danke @analog_a für den Hinweis!!

soziologie.de/fileadmin/user…
Februar 2022 - das @rki_de liefert gebündeltes Wissen, darin auch eine Studie / Falldatenanalyse des Berliner Bezirks Steglitz-Zehlendorf.
Wegen des Interesses hier noch aus d. Ordnern hervor gekramt: Sonderausgabe Journal of Health Monitoring S7/2020. Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit & COVID-19. Mit ersten COVID-19-Meldedaten aus Deutschland damals rki.de/DE/Content/Ges…
Informationen / Hinweise zu Kluft zwischen "reicheren" und "ärmeren" Kindern bei Bewegung in der Pandemie gibt es z.B. im DAK Präventionsradar oder im Jugendsportbericht.

////
dak.de/dak/unternehme…
deutschlandfunk.de/kinder-und-jug…

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1/5deutschlandfunk.de/der-umgang-mit…
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