Vor zwei Jahren hatte ich ein paar hundert Follower und war nie auf Twitter. Jetzt sind es über 10.000.

Das ist durchaus erfreulich, aber ich würde es sofort wieder eintauschen gegen den vorherigen Zustand.

Trotzdem war Twitter war für mich in dieser Zeit sehr wichtig.

1/
Von Anfang an dachte ich mir bei den "Maßnahmen":

Wirklich?
Führt da kein Weg dran vorbei?
Ist nicht der Schaden, den wir hier an einem komplexen System anrichten, zwangsläufig größer als der Nutzen?

2/
Kann die Unterwerfung der gesamten Weltgesellschaft unter den Kampf gegen einen einzigen Erreger nicht schon systemtheoretisch nur in die Hose gehen?

Diese Zweifel fand ich in den Medien nicht wieder.
Und genau das bestärkte die Zweifel.

3/
Müßte man hier nicht genauestens nachfragen? Spätestens dann, wenn der erste Alarm vorbei ist?

Anscheinend nein.
Es wurde verlautbart, propagiert und vor allem:
Moralisiert.

Aus einer abzuwägenden Sachfrage wurde ein Kampf mit klar verteilten Fronten:
Gut gegen Böse.

4/
Ich fand Gut-Böse-Narrative schon im Film immer unterkomplex.

In der Realität noch viel mehr.

Ich will Fakten.

Hier auf Twitter fand ich Accounts, die bestens gelaunt all die Kurzschlüsse, Halbwahrheiten und Logiklöcher aufspießten, die mir selber auch aufgefallen waren.

5/
Sie hatten Argumente, die nicht von der Hand zu weisen waren. Und sie hatten offensichtlich Ahnung von der Materie.

Wo in den Medien auf der argumentativen Einbahnstraße Panik geschoben wurde, da gab es hier nüchterne Abwägung, Einordnung, Realitätssinn.

6/
Es ist schade, daß die diskursive Öffentlichkeit so seltsam kollabiert ist – aber es ist um so erfreulicher, daß es andere Pfade gibt, auf denen Information fließen kann.

Ich selbst habe keinerlei Ehrgeiz, jetzt "Influencer" zu werden oder nur noch dieses Thema zu beackern.

7/
Ich will Filme machen, Bücher schreiben, Musik machen. Und zwar in einer Gesellschaft von freien Individuen, die einander respektieren.

Die die Komplexität der Realität respektieren.

Und die wissen, dass der Mensch nicht zum Guten gezwungen werden muß. Oder kann.

8/
Die wissen, dass schlechte Mittel immer schlechte Ergebnisse hervorbringen werden.

Ich habe meine Arbeit stets als partizipativ verstanden. Ein Filmset, eine Band, ein Orchester – all das sind freie Menschen, die temporär im Regelwerk einer höheren Ordnung zusammenwirken.

9/
Und dann wieder ihrer Wege gehen.

Doch jeder von ihnen ist wichtig. Keiner ist nur Zweck. Jeder trägt etwas bei. Auch der Mann, der morgens die Halle aufschließt, oder die Frau, die den Zaun im Bildhintergrund angemalt hat.

10/
Diese Gesellschaft, die ich sehr geschätzt habe, droht derzeit abgeräumt zu werden.

Stattdessen ein Grundton namens:
Halt's Maul und gehorche.

Ich werde das nicht mitmachen. Ich behandle niemanden so, und ich lasse mich nicht so behandeln.

11/
Auch dann nicht, wenn der Kommandoton im Gewand der "Solidarität" daherkommt oder sich in Bullshit-Buzzwords wie "global pandemic response policy excellence stakeholder leadership" einkleidet.

Dieses Regime war erfolgreich, indem es an unsere besten Impulse appellierte:

12/
Solidarität.
Schutz der anderen.

Wer will schon gegen sowas sein.

Trotzdem ist es, wenn man die Ergebnisse anschaut, vor allem eins:
Destruktiv.
Und zwar in ungeheurem Ausmaße.

Und die Methode, sobald man sie mal der Rhetorik entkleidet, ist entsetzlich autoritär.

13/
Drohung, Strafe, Angstmacherei.
Das ganze Arsenel der schwarzen Pädagogik.

Ich nehme es trotzdem niemandem übel, der das für sich erstmal hingenommen und nicht hinterfragt hat.
Wie gesagt: Edle Impulse.

Aber ich freue mich über alle, die ihre Stimme dagegen erheben.

14/
Wenn ich meinen Beitrag dazu leisten kann, daß das mehr werden, dann bin ich gern dabei. Ich mache es, weil mir die offene Gesellschaft, in der ich mein bisheriges Leben verbringen durfte, nicht egal ist.

Und dann hätte ich gern mein altes Leben zurück.

15/
An dem Tag, an dem SÄMTLICHE Corona-Maßnahmen enden, endet auch meine Twitter-Aktivität.

Bis dahin bleibe ich und protestiere.
Für eine bessere Gesellschaft.

Wenn ich meinen Ruf in der "besseren Gesellschaft" ruiniert haben sollte – egal.

Wann, wenn nicht jetzt.

16/
Das war's.

Und hier noch ein paar der Accounts, die mir hier das Leben, zumindest aber die geistige Gesundheit gerettet haben.

@theotherphilipp @FrankfurtZack @holmenkollin @ergroovt @systemanalysen @argonerd @LViehler @tomdabassman @DrSimonsSpirit @EdCove19 @jeha2019
Sowie auf dem Ehrenplatz: @manaf12hassan

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22 Dec
Omicron wäre doch eigentlich die ideale Exit-Strategie. Man könnte den gesichtswahrenden Rückzug antreten und sagen: Es ist nur noch ein Schnupfen, unsere Maßnahmen haben uns toll über diese schwere Zeit gebracht, jetzt können wir sie langsam (und vorsichtig!) zurückfahren. 1/
Die große Erzählung bliebe intakt, man könnte Kritiker weiterhin als Terroristen verunglimpfen, aber die Mehrheit hätte solidarisch die Pandemie besiegt. Die ganzen Überwachungs- und Zensurmaßnahmen könnte man beibehalten (denn das sind ja wirklich alarmierende Entwicklungen!) 2/
...nur Impfpflicht und -Abo müßten unauffällig unter den Tisch fallen. Das wäre aber wohlgemerkt kein Sieg der Querdenker, denn Omicron schaffte eben neue Verhältnisse, auf die die Politik wie immer total angemessen reagiert. 3/
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15 Oct
Eins war uns doch eigentlich immer klar: Bei Medienhysterie, egal worüber, ist erstmal Skepsis angebracht. Dass bei Corona viele um mich herum die Skepsis zum Fenster herausgeworfen haben und voll auf den Panik-Zug aufgesprungen sind, bleibt für mich das erstaunlichste Phänomen.
Man kann das ja verstehen. Man kann sowieso alles verstehen – Bilder aus Bergamo und NYC und sonstwo (auch wenn diese Bilder wiederum Teil der Medienhysterie waren, die es nüchtern zu hinterfragen gilt). Trotzdem gibt es Zahlen und Fakten, die man sich einfach anschauen kann...
...und die nicht zum Ausmaß der "Maßnahmen" passen. Man kann die Krankheit noch so bedrohlich finden und trotzdem fragen: Na gut, aber bringt ein Lockdown denn überhaupt irgendwas? Man kann die Impfung sehr begrüßen und trotzdem fragen: Wie ist denn das Nebenwirkungsprofil?
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9 Aug
"Hey, Leute! Beruhigt euch. Impfung schützt vor allem dich selbst und macht für Alte, Vorerkrankte und Risikogruppen total Sinn. Sie schadet auch höchstwahrscheinlich nicht, zumindest statistisch – hat aber durchaus Nebenwirkungen... /2
...die noch gesammelt und erforscht werden, daher möge jeder sich informieren und dann frei entscheiden. Druck und Panikmache sind zu unterlassen. Stattdessen erinnern wir uns daran, was uns mal stark gemacht hat: Freiheit, Vielfalt, Diskussion, Zivilgesellschaft... /3
...sachlicher Umgang mit Fakten und nüchternes Abwägen. Also an alle: #Zurückzurvernunft. Schönen Tag noch!" – Wär geil, in einem Land zu leben, in dem der Konsens so klingt, oder? Bis vor einiger Zeit dachte ich, das wäre der Fall. Aber was muß ich stattdessen sehen? /4
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30 Apr
1/ Vielleicht wollt ihr ja wissen, wie es mit #allemalneschichtmachen weiterging? Doc Caro und ich sind uns am Mittwoch abend bei @sterntv begegnet und kamen ins Gespräch. Ich sagte: Klar würde ich ne Schicht machen. Aber nicht, um mich zu entschuldigen.
2/ Sondern weil es mich interessiert. Ich interessiere mich von Berufs wegen für alles. Ausserdem war ich Zivi, ich bin mit einer behinderten Schwester aufgewachsen, ich kenne Pflege. Ich würde es auch nicht als Show mit Kameras machen, die überall im Weg herumstehen.
3/ Vielleicht würde ich ja selber nur im Weg herumstehen. Und vielleicht sollten wir beide mal 'ne Schicht machen in der Kinderpsychiatrie. Die laufen nämlich auch gerade voll und machen Triage. Und darüber sehe ich nicht so viele emotionale Berichte in den Medien.
Read 11 tweets
24 Apr
Nur noch so ein paar Sachen zu #allesdichtmachen: Nö, ich bin nicht der alleinige Anstifter. Es gab schon seit Monaten eine Gruppe, zu der ich irgendwann dazustieß. Und dann wurden es mehr. Alle Beteiligten wußten, wer alles dabei ist, und alle konnten vorher die Seite sehen.
Weder habe ich alle Texte verfasst noch alles gedreht noch alle Leute rangeholt. Es war Gemeinschaftsarbeit. Und dass jetzt Videos wieder verschwinden, muss nicht heißen, daß die Leute sich distanzieren.
Aber es macht einfach nicht so Spaß, wenn man dich beschimpft oder deine Kinder bedroht. Das könnte auch ein Grund sein.
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24 Apr
Lieber @HansJochenWagn2! Wenn mir irgendwer irgendwas über dich erzählen würde, dann würde ich dich anrufen und einfach mal nachfragen, bevor ich das der Presse weitererzähle. Hättest du mich angerufen, dann hätte ich dir vielleicht gesagt, dass das nicht...
2/ ...ganz so einfach ist, wie du denkst. Aber jetzt sage ich nur: Komm damit klar, dass #allesdichtmachen ein dezentrales Gruppenprojekt von erwachsenen Menschen ist, die jeweils wissen, was sie tun. Wer einzelne herauspickt und sie anprangern will, tut das nur, weil...
3/ er die inhaltliche Auseinandersetzung scheut (und übrigens: "leistet Querdenkern Vorschub" ist das Gegenteil von inhaltlicher Auseinandersetzung). Also komm damit klar, daß es viele sind und noch viel mehr dahinterstehen. Und zwar ein paar Millionen.
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