Am 13. Januar 1953 setzte Stalin den Mythos der "Ärzteverschwörung" in die Welt. Als Doktor*innen getarnte Jüd*innen sollen geplant haben die Sowjetführung auszuschalten. Dahinter stecke niemand geringeres als die USA. Es folgen antisemitische Kampagnen im ganzen Land.
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Schon eher standen Jüd*innen in keinem guten Licht. Nachdem Israel sich im Kalten Krieg auf die Seite der USA stellten, kippte das Verhältnis der UdSSR zum Judentum radikal. Russ. Jüd*innen galten als potentielle Staatsfeinde.
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Yakov Yakovlevich Etinger und sein Vater, der berühmte Sowjetkardiologe Yakov Gilyarievich Etinger wurden verhaftet. Ihre erzwungenen Aussagen sollten die Grundlage für die Inszenierung des Ärzte-Komplotts werden. Der Vater stirbt im KGB-Gefängnis.
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1952 wurden in zwei Wellen 37 Personen festgenommen, verhört und gefoltert. Stalin selbst soll zu allen Verhören zugegen gewesen sein. 1953 startete die antijüdische Hetze in den Medien.
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„Etwas brodelte im Land! Es fühlte sich an wie fünf Minuten vor dem Pogrom! Die Leute hatten Angst vor jüdischen Ärzten“, resümiert Gennady Kostyrchenko, ein profilierter russischer Historiker.
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Stalins Plan war, dass die Ärzt*innen sofort zum Tode verurteilt werden und auf dem Roten Platz öffentlichkeitswirksam erhängt werden. Journalist*innen werfen Stalin nach seinem Tod vor, er habe einen Genozid an den Jüd*innen geplant.
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„Zuerst würden alle sowjetischen Juden in Lager östlich des Urals transportiert. Im zweiten Schritt würden die Behörden jüdische Führer gegeneinander aufhetzen. Außerdem würde das MGB damit beginnen, die Elite in den Lagern umzubringen. [...]
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[...] Die dritte und letzte Etappe würde darin bestehen, ‚den Rest loszuwerden‘.“ so der israelisch-amerikanische Journalist Louis Rapoport in seinem Buch "Hammer, Sichel, Davidstern", in welchem er Indizien und Zeug*innenaussagen sammelte, die diese These unterstützte.
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„Stalin befahl offenbar im Februar 1953, tausende Viehwaggons außerhalb der großen sowjetischen Städte zu konzentrieren, um diese massive ethnische Säuberung zu erleichtern.“, bestätigte ein ehemaliges Politbüromitglied.
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Historiker*innen streiten sich bis heute darüber, ob es diese Pläne so wirklich gegeben hat. Es fehlen Unterlagen. Andere sehen im geschichtlichen Kontext genug Beweise, dass zumindest die Deportationspläne so stimmen könnten.
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Stalins Tod am 05. März 1953 hat, so sind sich die meisten Historiker*innen sicher, schlimmeres verhindert.
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Stalin hat Jüd*innen zutiefst misstraut. Die Zugeständnisse für Jüd*innen (und andere Nationen) hatte den Hauptgrund, das Volk für den Krieg zu einigen und auch Hilfsgelder von den USA zu beziehen.
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Das Jüdische Antifaschistische Komitee ist daraus entstanden und wurde 1948 sofort wieder aufgelöst. Für Stalin waren die Jüd*innen „wurzellose Kosmopoliten“, die angeblich nicht loyal seien und zu gut vernetzt sind.
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Am 13. Januar 1948 lässt Stalin den Vorsitzenden des Jüdischen Antifaschistischen Komitees, den prominenten Schauspieler Solomon Michoels, ermorden.
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Im Mai 1948 wird Israel gegründet. Die UdSSR unterstützte das Vorhaben, um die sozialistisch gesinnten Kibbuz-Gründer gegen die USA in Stellung zu bringen. Im selben Jahr besuchte Golda Meir als israelische Botschafterin Moskau.
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„Und sie geht als erste in die Synagoge, und Tausende – ich habe gehört die Zahl von zehn- bis fünfzehntausend – haben sie unterwegs begrüßt. Juden! Was eine unglaubliche Zahl ist. Denn Juden kamen ja kaum zusammen.“
- Dimitrij Belkin
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Stalin missfiel es, dass Golda Meir zugejubelt wurde und nicht ihm. „Man sagt auch, dass wahrscheinlich sein späterer Judenhass, also sein Antisemitismus, nicht zuletzt auch aus einem ganz banalen Neid sozusagen resultierte. Das war gefährlich.“ (Dimitrij Belkin)
17/20
1949 startet der Kampf gegen „Agenten des Zionismus“. Eine Entlassungswelle überrollt das Land. Jüd. Theaterkritiker*innen, Lehrer*innen, Journalist*innen, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Ingenieur*innen und Offizier*innen.
18/20
1952 werden 105 Aktivisten des aufgelösten Jüdischen Antifaschistischen Komitees zu schweren Strafen, darunter zehn Vertreter zum Tod, verurteilt. Auch in anderen kommunistischen Ländern konnte man solche Schauprozesse beobachten, darunter auch in der ehemaligen DDR.
19/20
Mit Stalins Tod werden die inhaftierten Ärzt*innen sofort wieder frei gelassen und später rehabilitiert.
Mehr dazu:
deutschlandfunkkultur.de/antisemitismus…

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9 Jan
Ja also, zum Glück sind das alles keine Antisemit*innen. Die denken halt bei ihren Sprüchen nicht an Jüd*innen, sondern höchstens an Israel. Das ist nämlich was ganz anderes! ImageImage
Aber gut, dass ich die Frage gestellt hatte. Zwar ist der Spruch ("Hinter dem Faschismus steht das Kapital"), über den gerade so viele weinen, nicht direkt antisemitisch, aber die Leute, die diesen verteidigen, dafür umso mehr.
Die Frage ist: Wie ordne ich die ein, die sich mit Menschen wie oben solidarisierten, nur um mich anzugreifen?
Wenn's passt, arbeitet man als Linke*r halt gerne mit Antisemit*innen zusammen 🤷‍♀️
Read 4 tweets
9 Jan
Jetzt hatte Dresden wieder sein Großevent und jetzt ist wieder Ruhe. So und nicht anders wird es hier sein. Den Leuten geht es gar nicht darum, dass sie nur eine geeignete Form des Protestes brauchen, damit sie aktiv werden. Den meisten ist es einfach 98% der Zeit egal.
Bevor hier wieder ganz viele weinen: Ja, es gibt berechtigte Gründe nicht an den normalen Demonstrationen teilzunehmen. Liegt es aber an der Protestform? Mitnichten. Organisator*innen hier haben sich den Hintern aufgerissen, um es der Gesellschaft hier irgendwie recht zu machen.
Es gab bürgerliche Demonstrationen für die, die ihre Abneigung gegenüber der Jugend nicht ablegen können. Es gab die wunderbaren Postplatzkonzerte, wo man sich nicht mal wirklich um die rechten Proteste zu kümmern brauchte. Alles wurde abgelehnt.
Read 12 tweets
8 Jan
TW: Vergewaltigungsdrohungen, Drohungen, Ableismus

Ich bin ja sonst nicht so, doch ich denke, es ist mal ein Realitätscheck von Nöten. Also, hier ein paar Nachrichten, die ich entweder direkt bekommen habe, als Kommentare oder Unterhaltungen auf Telegram ImageImageImageImage
TW: Vergewaltigungsdrohungen, Drohungen, Ableismus

Diese Art der Fanpost auch immer besonders beliebt. Manche haben den Mut, direkt zu verlinken, andere wiederum machen das subtil, ohne Namen zu nennen. Auch beliebt: Facebook-Postings ImageImage
TW: Vergewaltigungsdrohungen, Drohungen, Ableismus

Und nicht nur rechte haben da echt ein Händchen für. Egal ob es die üblichen Drohungen sind ("Machst du hier weiter Fotos, dann setzt es was!") oder einfach ein ekliger Ton, um mich herabzusetzen. ImageImageImage
Read 10 tweets
8 Jan
Ich habe ja mal vom "guten" und "schlechten" Journalismus geschrieben. Gerade wird das wieder in den Raum geworfen. Deswegen nochmal der Hinweis: Unkritisch mit Gruppierungen umgehen, nur weil man mit dem höheren Zweck ggf sympathisiert, ist kein guter Journalismus.
Was viele hier immer wieder vergessen: Ja, ich zB habe engeren Kontakt zu vielen Orgas und aktiven Menschen. Trotzdem muss ich hinterfragen, wo es etwas zu hinterfragen gibt. Sonst wäre ich eine reine Aktivistin.
Wenn ich so schreibe, wie man das hier aktuell (wieder) fordert, dann bin ich genau das, über das ihr euch bei Querdenken aufregt: Eine Aktivistin, die mit Kamera die Agenda ihrer Gruppierung verfolgt und die Pressefreiheit dafür missbraucht.
Read 4 tweets
8 Jan
Solange es schlimmer ist, darauf hinzuweisen oder gar nur zu fragen, ob etwas in einer linken Gruppe antisemitisch ist, solange wird es dieses Antisemitismusproblem in der Linken geben und solange ist euer "Gegen jeden Antisemitismus" nur Heuchelei.
Es ist aber spannend, wie gut das hier funktioniert, dass man sofort versucht Menschen und Debatten ruhig zu stellen. Das dann vor allem antisemitische Stereotype bis zum Ende verteidigt werden, macht mir wiederum Angst.
Ich kann in Teilen nachvollziehen, wieso sich viele Jüd*innen unwohl fühlen. Da muss nicht erst wieder eine Israel-Flagge verbrannt werden. Es reicht, wenn man die alten Mythen einfach aufrecht erhält, weil "ICH habe ja in diesem Moment GAR nicht an Jüd*innen dabei gedacht!"
Read 8 tweets
7 Jan
Wenn die Menschen, die jetzt mit Marx's "Das Kapital" noch herausfinden würden, dass 1. Marx oft selbst kritisch gesehen wird und 2. In dem Werk auch antisemitische Äußerungen vorkommen, ja wo kommen wir denn dann hin?
Wer Beispiele braucht, möge die Kombi + Antisemitismus einfach Mal googlen. Geht schnell, weil habe ich eben auch gemacht um nochmal sicher zu gehen 🤷🏻‍♀️
Beispiel 1 aus jüdischer Sicht taz.de/Diskussion-um-…
Read 5 tweets

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