Die geburtshilfliche Periduralanästhesie
(#PDA, EDA, PDK, #Schmerzkatheter,…)

#Geburt #Anästhesie #FOAM #Geburtshilfe #elternbubble Eine schwangere Frau, die auf der Seite liegt
Dieser Thread ist für Laien. Werdende Mütter (und Väter), die nicht wissen, was man tun kann und was passiert. Fragt! Ich (und meine Bubble bestimmt auch) versuchen alle Angst auszuräumen!

Wenn ich grobe Fehler gemacht habe, macht mich darauf Aufmerksam 😉

Gerne RT🦜
Während der häufig mehrstündigen Wehentätigkeit kommt es in der Regel zu wirklich extremen Schmerzen (Schmerz ist immer subjektiv und mehr als die reine „Aua“-Wahrnehmung!).
Es ist einfach harte Arbeit (im englischen „Labor“!!).
Es gibt leider immer noch viele Stimmen die sagen „Da muss Frau halt durch“, „früher haben Frauen auch Kinder bekommen“, „eine Geburt mit Hilfe ist keine gute Geburt“ und ähnlich menschenverachtende Kommentare von Stapel lassen.

Unfassbar.
Doch was können wir nun tun?

Während einer Schwangerschaft versucht man, aus gutem Grund, häufig auf diverse Medikamente zu verzichten. Ein großer Teil der genutzten Medikamente geht über die Plazenta auf das ungeborene Kind über.
Man kann beispielsweise Schmerzmittel wie Paracetamol, oder Ähnliches verabreichen. Damit ist aber schnell das Ende der Fahnenstange erreicht.

Zum Glück gibt es jedoch die Regionalanästhesie. Dabei wird quasi das Kabel, dass den Schmerz über trägt und zum Gehirn weiterleitet
kurzfristig durchtrennt.

Da bei einer Geburt ein relativ großer Bereich des Körpers ausgeschaltet werden muss, kann man nicht einen einzelnen Nerven blockieren, sondern blockiert eine Reihe von Rückenmarksnerven.

Dafür nutzt man in der Regel einen dünnen Plastikkatheter.
Dieser Plastikkatheter ist ca. 1,2 mm dick. Man kann auf ihm liegen, mit ihm laufen und sich auch ansonsten weitgehend normal bewegen. Das Ganze wird von einem großen Pflaster fixiert, sodass er sicher liegt. Ein Periduralkatheter mit sog. Tuohy Nadel zum einführen
Dieser wird von einer Hohlnadel in den so genannten Periduralaum eingebracht. Das ist der Raum, der vor dem Rückenmarkskanal (gelb) liegt. Ein Querschnitt der Wirbelsäule mit Spinalkanal
Bevor es losgeht, Tastet die Anästhesistin den gewünschten Zwischenwirbelraum, es wird ausgiebig desinfiziert und zuerst eine lokale Betäubung der Haut durchgeführt. Die meisten Frauen beschreiben das als unangenehmsten Teil. Ein kurzer Pieks, es kann etwas brennen und drücken.
Mit einer mit Kochsalz gefüllten Spritze Werden nun zuerst drei Bänder durchstoßen, bevor man im Periduralraum landet. Die Ärztin spürt ein Widerstandsverlust an der aufgesetzten Spritze und weiß damit, dass sie das letzte Band passiert hat.
Der dünne Plastikkatheter wird nun 3-5 cm in diesen Raum eingeführt. Das kann etwas „elektrisieren“. Die Nadel wird entfernt. Nun wird noch mal überprüft ob die Lage des Katheters korrekt ist und in der Regel eine Testdosis des lokalen Betäubungsmittel verabreicht.
Nach einiger Zeit wird in der Regel gefragt, ob sich das Gefühl in den Beinen oder Füßen verändert hat, oder der Po warm geworden ist. Das ist eine Fangfrage. Im Idealfall hat sich noch gar nichts geändert. Eine rasche Änderung des Gefühls würde für eine Lage im Rückenmarkskanal
sprechen und ist nicht erwünscht, allerdings auch kein Weltuntergang. Dann muss man korrigieren!

Wenn der Katheter nun richtig liegt und sicher verklebt ist, muss ich die Schwangere möglichst gleichmäßig aufsetzen. Die eigentliche Medikamentengabe erfolgt.
Häufig wird eine Mischung aus einem lokalen Betäubungsmittel und einem Opiatschmerzmittel verabreicht. Hierdurch wird eine optimale Bekämpfung des Schmerzes erreicht und die Nebenwirkungen gemindert.

Das Schmerzempfinden wird nun mit jeder Wehe weniger.
Es kann bis zu 15-20 Minuten dauern, bis die volle Wirkung eingesetzt hat.

Häufige Begleiterscheinung ist ein kribbeln in den Beinen. Das ist normal und geht auch wieder weg. Je nach Konzentration, kann es sogar bis zu einer Lähmung der Beine kommen.
Tatsächlich gelingt es so häufig, dass die schwangeren Frauen mit gelegter PDA normal laufen können.

Die Wirkung der Medikamente beträgt in der Regel ca 90 Minuten über den liegenden Katheter kann bei Bedarf erneut Medikament nachgespritzt werden.
Sollte nun ein ungeplanter, nicht zu eiliger Kaiserschnitt notwendig werden, kann man den Katheter sogar mit höher konzentriertem Medikament „Aufspritzen“ und für eine Kaiserschnitt Entbindung benutzen.
Ist der Katheter nicht mehr benötigt, so zieht man ihn einfach heraus und verklebt die Einstichstelle mit einem Pflaster.

Es gibt auch geburtshilfliche Situationen, wo ein Katheter abseits des Schmerzes nutzen kann.
Ansonsten: Ihr seid die Chefin! Lasst euch von niemandem reinreden. Nicht von der Hebamme (es gibt Hardliner), dem Partner, der Schwiegermutter. Nur ihr wisst, wie euer Schmerzempfinden ist.

Wir kommen! Und wenn es mitten in der Nacht ist (ist es meistens😬). Das ist unser Job!
Anmerkung: das Medikament kann immer wieder in einzelnen Dosen verabreicht werden. Alternativ kann auch über eine Spritzenpumpe eine kontinuierliche Gabe erfolgen, oder auf Knopfdruck durch die Schwangere ausgelöst werden.

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12 Jan
Heute mal was anderes:

Das Delir - oder: „Warum ist Omi nach der Narkose verrückt geworden?“

Ein Thread für nicht-Profis.
Nach (mehr oder weniger) großen chirurgischen Eingriffen mit (oder ohne) Aufenthalt auf der Intensivstation ist es endlich Zeit die geliebten Angehörigen zu besuchen, aber: Oha! Was ist denn mit Oma los? Sie weiß gar nicht wo sie ist. Zieht sich alle Kabel. Nestelt im Bett.
„Nach der letzten Narkose war meine Mutter zwei Wochen total durch den Wind!“.
„Eigentlich haben wir nur Angst, dass ihr Gehirn nach der Narkose ganz kaputt ist“.

Wie oft ich diese Sätze in der Ambulanz gehört habe… (Die OP war dabei gerne der 3-Fach-Herz-Bypass)
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