Was ich als Psychotherapeutin Eltern sage:
Wenn ein Kind morgens weint, weil es nicht in die Schule will, sollte es nicht gezwungen werden, sondern emotionale, ggf. auch therapeutische Hilfe bekommen. Wenn die Angst begründet ist (z. B. eine Bedrohungs- oder Mobbingsituation
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oder zuviel Leistungsdruck), braucht das Kind Hilfe, damit sich diese Situation ändert.
Wenn der Grund der Angst ein manifester ist, braucht es manchmal z.B. einen Schulwechsel.
Wenn das Kind aus Angst weint, und die Eltern diese Angst begründet finden,
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und selbst Angst haben
und sich die Bedrohungssituation
momentan mit rechtlichen Mitteln nicht abstellen lässt,
weil Polizei nicht zuständig und Staat seinen Aufgaben nicht nachkommt,
würde ich mein Kind nicht in die Schule schicken.
Ich bin keine Juristin,
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nur Ärztin und Psychotherapeutin.
Ich weiß nicht, wie Gerichte die Situation beurteilen.
Aus meiner ärztlichen Sicht besteht in der aktuellen Situation eine reale gesundheitliche Bedrohung.
Aus therapeutischer Sicht sollte Angst ernst genommen werden,
brauchen Kinder
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die Erfahrung, dass Erwachsene sie schützen, wenn eine Gefahr besteht,
und sie nicht "blind vertrauend" irgendwem ausliefern,
die Erfanhrung, dass Normen (Präsenzpflicht etc.) in den allermeisten Fällen bindend und wichtig sind,
und trotzdem
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in einer demokratischen Gesellschaft immer wieder hinterfragt werden müssen,
und dass im Zweifelsfall die informierte, verantwortungsvolle Gewissensentscheidung gilt.
So wachsen m.E. psychisch stabile Menschen und mündige Bürger heran.
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Sehr wichtige Beobachtung. Gerade bei Menschen, die vorsichtiges Verhalten aggressiv als als "übertrieben" kritisieren und einen angehen, man könne doch "nicht dauernd Panik schieben ", was frau gar nicht tut, springt mir deren abgewehrte eigene Angst förmlich ins Gesicht.
Eine solche Dynamik von Angstabwehr ist für mich als psychoanalytisch geschulte Therapeutin selbstverständlich. Den meisten Menschen erscheint es befremdlich, wenn ich vermute, dass hinter lautem "Zurück zur Normalität!" Geschrei in Wirklichkeit sehr viel Angst steckt, 2/
je lauter und aggressiver, desto mehr. Maßnahmengegner bekämpfen Maßnahmen und bekämpfen die, die Maßnahmen fordern, weil Maßnahmen sie dauernd erinnern, dass immer noch Pandemie ist, und weil sie mit der anhaltenden Bedrohung durch das Virus nicht umgehen können. 3/
Dringende Leseempfehlung für den unten verlinkten Artikel von Raina MacIntyre. Hervorragende Zusammenfassung, wo wir aktuell mit Omicron stehen und warum wir nicht auf Herdimmunität, Impfungen alleine oder das baldige Erreichen eines endemischen Zustands hoffen sollten. 1/2
Liebe Journalist*innen perfekte Vorlage für Euch! Bitte nehmt die in diesem Artikel zusammengefassten Informationen, adapiert das an unsere deutsche Situation, übersetzt und publiziert es, damit mehr Bürger verstehen, warum es höchst problematisch ist, Omicron laufen zu lassen.
@TenenbaumTobias Wer kann momentan quantifizieren, welche psychischen Schäden durch den Lockdown versus andere Implikationen der Pandemie verursacht sind? Wer kann quantifizieren, welche Organschäden covidinfizierte Kinder langfristig davontragen? Ich nicht. Sie auch nicht. 1/...
@TenenbaumTobias Als FÄ für Psychosomatische Medizin mit therapeutischer Zusatzqualifikation für KJP verstehe etwas von körperlichen und seelischen Zusammenhängen. Mir machen die unabwägbaren Folgen der Infektion mit einem neurotropen und das Endothel schädigenden Virus mehr Sorgen. 2/...
@TenenbaumTobias Ein Großteil der Kinderärzte scheint sich um die Psyche der Kinder am meisten Gedanken zu machen, die angeblich maximal durch Schul- und Kitaschließungen belastet wird, während Kinder- u. Jugendpsychiater und -therapeuten das überwiegend anders sehen. 3/...