Ich bin ein Mann, ein Onkel, Fahrradfahrer, Vegetarier und Wissenschaftler. Nur für eine dieser Eigenschaften höre ich immer wieder mal, dass ich wegen ihr allgemein von politischen Äußerungen absehen solle.
Es ist die eine Eigenschaft, die zumindest in gewissen Bereichen (1/12)
wirklich qualifizierte Meinungsäußerungen erlauben würde.
Welches Demokratieverständnis haben ganz generell Menschen, die sagen, Wissenschaftler sollten sich nicht politisch äußern? Warum akzeptiert die Gesellschaft solche Aussagen? Wer bliebe im Amt, wenn er sagen würde: (2/n)
"Bauarbeiter sollen Parlamentshäuser für uns bauen - das können sie ja auch besser, als alle anderen - aber sich bitte nicht in die Politik einmischen!"
"Unternehmer sollen ihre Unternehmen leiten..."
"Frisöre sollen unsere Haare schön machen..."
Wir sind auch Menschen und (3/n)
BürgerInnen und schon deshalb dürfen wir unsere Scheißmeinung zur Politik so laut und ungefiltert sagen, wie alle anderen auch.
Aber ihr habt schlicht und einfach einen Riesenschiß, dass unsere Meinung vielleicht doch schlicht und einfach in manchen Belangen objektiv besser (4/n)
ist und schwerer wiegen sollte als Euer bauchgefühl und Eure Klientelpolitik. Weil ihr riesige Angst habt, dass ihr wie ahnungs- und rückgratlose Pappfiguren ausseht, wenn ihr euch ernsthaft mit unseren aussagen auseinandersetzen müsst - und wenn ihr dann zugeben müsstet, (5/n)
welche Abwägungen und Überlegungen wirklich hinter euren Entscheidungen stehen.
Wir sind einfach verdammt unbequem, weil man unsere Aussagen eben oft nicht einfach nur als reine Meinungsäußerung Einzelner abtun kann, sondern sich dazu mit Fragen wie Datenlage und Konsens (6/n)
beschäftigen müsste und sich nicht mehr einfach in Ruhe die Aussage des "Experten" raussuchen kann, die euch von Anfang an am besten passt.
Deshalb sollen wir euch nur "beraten", am besten im Stillen, damit am Ende niemand eure Schlüsse auf eine Weise hinterfragen kann, die (7/n)
für euch ganz schnell ganz peinlich wird!
Ja, es gibt WissenschaftlerInnen, die sich zu arrogant politisch äußern und die nicht gut und transparent genug zwischen gesicherten Aussagen, persönlichen Schlußfolgerungen und Meinungen differenzieren. Das kann und muss man (8/n)
kritisieren. Und man kann und darf jede Aussage eines Fachmenschen auch hinterfragen und diskutieren, aber nicht aus einer Position der Beliebigkeit heraus, die "False Balance" als Kandidat für einen Fair-Play-Pokal erscheinen lässt.
Und in einer Zeit, wo radikale und (9/n)
gewaltbereite Wissenschaftsleugner jeden Tag auf unseren Straßen marschieren und von euch "Verständnis für ihre Sorgen" erhalten, da möchte ich jedem, der sagt, WissenschaftlerInnen sollten sich politisch zurückhalten entgegenrufen:
"Wenn Du feiges Arschloch nur bereit (10/n)
bist, Meinungen offen entgegenzutreten, die du in deiner dünn übertünchten Inkompetenz leicht abtun kannst, dann pack deine Sachen und halt einfach Dein Maul, anstatt auf die Grundprinzipen einer rationalen Demokratie zu pissen!"
Und trotzdem werde ich versuchen, das (11/n)
diplomatischer auszudrücken.
Aber nicht zu diplomatisch, denn sonst versteht ihr es ja nicht und ohne ein bisschen Unflätigkeit seht ihr ja auch keinen Anlass, meine Sorgen Ernst zu nehmen.
Mäuschen Out 🐭 (12/12)
P.S. Ich weiß, dass es immer wieder auch die Aussagen gibt, dass bestimmte Gruppen, sich zu bestimmten Themen nicht äußern sollen, zu oft auch gerade Themen, die sie direkt betreffen (aktuell: LehrerInnen, ich seh Euch!), aber in der Allgemeinheit der Aussage und seit (+1/2)
Jahren zu nahezu allen denkbaren Themen, ist es mir tatsächlich bisher nur für "Wissenschaftler" aufgefallen. Und zu viele von uns schlucken die Pille sogar selbst...
Und es nervt... (+2/2)
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Mal knallhart zum Thema Korrelationen in den Life Sciences: Wüsste ich bei einem Neugeborenen, dass es einmal an Krebs stirbt, würde mich das beruhigen.
Warum?
Weil fast alle Krebsarten stark mit hohem Alter korrelieren - grob gesagt: An Krebs stirbt vor allem, wer nicht (1/n)
vorher an etwas anderem stirbt. Das bedeutet dann aber auch, dass ALLES, was andere Todesursachen vermindert, dazu führt, dass mehr Menschen an Krebs sterben:
* Joggen, um das Herzkreislaufsystem zu stärken -> stirbt eher an Krebs
* Impfen gegen Infektionskrankheiten -> dito (2/n
* Leben in Land ohne Bürgerkrieg -> Stirbt eher an Krebs
* Schnallt sich immer beim Autofahren an -> dito
Und so weiter (Wobei es im Detail natürlich komplizierter ist, da viele Sachen auf mehr als eine Krankheit wirken und es viele verschiedene Krebsarten gibt - impfe ich (3/n)
Die derzeit in Querdenkerkreisen grassierende "Studie" von Kuhbandner zur angeblihen Übrsterblichkeit durch Impfungen ist das hier, nur besser aufgehübscht. Die Korreation der Übersterblichkeit mit Coronafällen wird zu wenig berücksichtigt, genauso der Zusammenhang zwischen (1/5)
Impfquote und Altersstruktur (hohes Alter korreliert sowohl mit Impfstatus, als auch mit Sterbewahrscheinlichkeit duch Corona UND fast alles andere!).
Außerdem haben wir mit Australien und Neuseeland inzwischen hervorragende "Kontrolländer", in denen massiv geimpft wurde bei(2/n)
sehr niedrigen Inzidenzen - mit denen nicht zu vergleichen, ist sträflich, würde aber eben die "Übersterblichkeit durch Impfung"-Hypothese auch schnell zusammenbrechen lassen.
Kuhbander ist hier wirklich sehr nah an Homburg - er kommt aus einem Fach, das mathematische und (3/n)
Auflösung Teil drei: Der hier ist tricky. Weinbergschnecke und Regenwurm sind am nächsten zueinander verwandt und zusammen mit dem Hummer, die drei sind alle Protostomier, eine riesige Tiergruppe, bei der der Urmund in der Entwicklung (meist) zum Mund wird, Seeigel, See- (1/5)
sterne, Seegurken und andere Stachelhäuter sind genau wie Wirbeltiere Deuterostomier, bei denen der Urmund zum After wird. Richtig wäre danach also als nächster Verwandter des Seeigels der Dackel!
ABER: Molekular ist die Sache nicht so eindeutig und während die Protostomier (2/5)
auch da als Verwandtschaftsgruppe gut erkennbar sind (mit Detailabweichungen zu alten Definitionen für Profis), sind die Deuterostomier nicht so klar - ihre gemeinsamen Merkmale könnten also auch einfach ursprüngliche Merkmale aller genannten Tiergruppen sein, die sich nur (3/5)
Die Fakenewsschleuder des Tages ist @MartinSonneborn: 1) Frankreich hatte in den letzten drei Wochen 5,5 Millionen Neuinfektionen, nicht 12,5 (Das bezog sich auf den gesamten Pandemieverlauf) 2) Frankreich hat bis heute steigende Fallzahlen, von "die Welle hinter sich (1/3)
haben", kann keine Rede sein! 3) Auf Grund des rasanten Anstiegs stehen die allermeisten Klinikeinweisungen und Todesfälle noch bevor - tatsächlich ist bei letzteren nach drei Wochen der Anstieg durch Omikron erst richtig zu erwarten. Frankreich (2/3)
arbeitet da (ein wenig zynisch ausgedrückt) im Moment noch den "Deltabuckel" ab.
Plumpe Fakenewsschleudern wie @FrankfurtZack, @MartinSonneborn und mehrere AfD-nahe Profile liken und retweeten das natürlich fleissig ohne cerebrale Beteiligung... (3/3)
Ich verstehe zu 100%, dass sich SchülerInnen, Lehrkräfte und Eltern gerade verarscht fühlen- bei den höchsten Inzidenzen gibt es keine wirksamen Maßnahmen, keine klaren Pläne und es interessiert die Politik nicht. Wir könnten Maskenpflicht, klare Quarantänevorschriften, (1/4)
sinnvolle Schwelleninzidenzen für Präsenzunterricht und vor allem auch Impfkampagnen an Schulen haben und der Aufwand für die Politik wäre vor allem, der Mut, sich mit simpel-fundamental-liberalistisch Denkenden anzulegen.
Für sowas zu prostestieren, auch mit Schulstreik, (2/4)
finde ich richtig, vor allem, wenn es von SchülerInnen ausgeht.
ABER was wir nicht brauchen können, ist eine Gegenquerdenkerbewegung, die Demokratie grundsätzlich in Frage stellt, leichtfertige Holocaustvergleiche raushaut und ähnliches. Das untergräbt die Legitimität der (3/4)