Gestern Nacht haben wir nicht mehr viel geredet und ich habe meine Gäste aus der #Ukraine heute Morgen erst mal ausschlafen lassen, nachdem wir alle gegen 02:30 in den Betten waren. 2 Mamas mit ihren insgesamt 3 Kindern im 2,8m breiten Familienbett und 1 Frau im Kinderzimmer. 1/8
Die zwei Mamas sind Freundinnen aus #Mariupol. Ja, genau die Stadt im Südosten der #Ukraine, die derzeit so schwer unter Beschuss steht. Sie sind am 28.2. dort abgereist. Nicht zeitgleich, aber die eine Familie hat 3 Tage auf die andere in #Lwiw gewartet. 2/8
Die andere Frau kommt aus #Kiew. Dörfer um Kiew werden aktuell umzingelt und zur Evakuierung gezwungen, erzählt sie. Sie hat im Marketing gearbeitet, aber inzwischen hat ihr Arbeitgeber den Laden dicht gemacht, da alle Kunden inländisch waren. Sie zeigt mir Bilder von ihrer 3/8
Heimat. Sie fotografiert gerne - wunderschöne Gebäude und Kirchen, Blumen, die Landschaft, die schönste U-Bahn Station mit Mosaik, der Garten ihres Vaters, der verschiedene Traubensorten und allerlei mehr anbaut. Dann zeigt sie mir aktuelle Kriegsbilder. Keine Worte. 4/8
Nach dem Frühstück telefonieren die Frauen immer wieder, ich höre sie weinen. Sie versuchen, es mir nicht zu zeigen. Ihre Männer müssen kämpfen. Verwandte sind in #Mariupol eingeschlossen. Sie konnten nicht weg, da sie eine bettlägrige Verwandte betreuen. 5/8
Es gibt keinen Strom, kein Wasser, kein Telefon. Sie wissen nicht, wie es den Verwandten geht.
Eines der Kinder weint im Schlafzimmer. Ich überlege mir, was wir spielen könnten. Lego finden die jüngeren eine klasse Idee. Sie lachen, können kurz vergessen, warum sie hier sind.6/8
Das Mädchen spielt gerne Klavier und freut sich, dass sie dafür bei mir die Gelegenheit dazu hat. Stolz zeigt sie mir, was sie aus der Knete gezaubert hat: 7/8
Ich bin froh, dass ich allen 6 eine passende Unterkunft vermitteln konnte. Ich werde sie in den nächsten Wochen bestimmt noch öfters treffen und hoffentlich dazu beitragen, dass sie sich hier wohlfühlen. Das Heimweh und die Sorge um Familie und Freunde werden aber bleiben.
8/8
Liebe @StadtMuenchen,
entgegen der Info auf Ihrer Seite ist der Info-Stand der @CaritasMuc nicht viel länger als 20 Uhr vorhanden. Heute wurde er wohl gegen 22 Uhr abgebaut - ich war gerade vor Ort. Es gibt zudem weiterhin kein warmes Essen am Hbf. 1/6
Aber es soll bald ein Catering geben - stimmt das @StadtMuenchen@CaritasMuc und wenn ja, ab wann? Die freiwilligen (selbstorganisierten) Helfer haben jetzt einen Tisch mit Tee und privat gespendeten Snacks. Kann das nicht von der @CaritasMuc personell unterstützt werden? 2/6
Schön ist, dass seit gestern das Luisen-Gymnasium als nächtliche Notunterkunft mit Feldbetten und warmem Essen zur Verfügung steht. Es gibt wohl tagsüber auch einen Shuttle zur Wohnraumvermittlung. Eine enorme Verbesserung zum Raum direkt im Hbf! 3/6
Wie es mit meinen Gästen aus der #Ukraine heute weiterging:
Nach einem Telefonat mit dem Münchner Flüchtlingsrat sind wir nachmittags zur Registrierung in die Maria-Probst-Str gefahren. Der Eingang sieht schon sehr abschreckend aus. 1/10
Erwachs. müssen einen Covid-Selbsttest machen - an schmutzigsten Tischen und im Dunst der Raucher.
Dann rein in die Halle - ein riesiges Wartezimmer!
Man bekommt ein Armband mit einer Nummer und muss aktuell ca. 20-24 (!) Stunden warten, bis man aufgerufen wird! 2/10
Das wollte ich meinen Gästen nicht zumuten. Es gibt auch die Möglichkeit, sich per Mail zu registrieren bzw bekommt man dann nach ca. 2 Wochen einen Termin ohne Wartezeit. Dafür benötigt man aber eine private Unterkunft in der Zeit. 3/10
Liebe @StadtMuenchen, ich bin wütend und beschämt! Ein Thread, was Flüchtende bei ihrer Ankunft abends am Münchner Hbf erwartet.
Gestern Abend bin ich spontan zum Hbf um zu schauen, ob Hilfe benötigt wird - mit den Bildern vom Berliner Hbf in Gefanken. Dort treffe ich auf 1/9
eine kleine Gruppe Menschen mit ukrainischer Fahne. Es sind selbst organisierte russisch und ukrainisch sprechende Freiwillige. Tagsüber hat die @CaritasMuc hier einen Infostand, aber abends ab ca. 20 Uhr machen sie Feierabend. Ohne die Freiwilligen wäre dann niemand 2/9
mehr da, der den Ankommenden hilfreiche Infos geben könnte bzw sie müssten sich an die Bahnhofsmission oder Polizei wenden. Die Registrierung von Geflüchteten ist nachts geschlossen und öffnet erst wieder morgens um 7 Uhr. 3/9