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Als @TVMEDIA von den Fellners gegründet wurde, war es eine Hort für kuriosen Medienjournalismus. Heute ist dieses Magazin in ordentlichen Händen und publizistisch sorgsamer geführt.
Dafür bietet nun Fellners „Österreich“ @oe24at auch außerhalb der Faschingszeit Lustiges:
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Zum Beispiel heute. @oe24tv und @OrfDrei werden als die Gewinner der Urkaine-Berichterstattung beim Publikum ausgerufen.
Erstes Problem:
Primär werden dazu die TV-Seher*innen-Marktanteile bei der angeblichen „Werbezielgruppe“ (12-49 Jahre) genannt.
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Diese Bezeichnung ist erstens fachlich falsch, weil je nach von Werbeauftraggebern avisierter Zielgruppen ältere Gruppen für die Werbeziele wichtiger sein können.
Und zweitens punkto Ukraine-Berichterstattung ist doch wohl die gesamte Bevölkerung als Zielgruppe relevant.
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Zweites Problem:
Welche Äpfel und Birnen werden miteinander verglichen? Was ist denn ein reiner Nachrichten-TV-Sender? ORFIII bietet zwar viel Information, aber ebenso Kultur, dafür null Sport. Letzteres aber hat durchaus zB oe24tv im Programm. Ist er ein reiner News-Sender?
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Drittes Problem:
Welchen Zweck hat bei dem Thema im Artikel die Tabelle „Ranking der Privatsender“? Damit der hauseigene Sender oe24tv auf Platz 8 kommt?
Hätte man die dt. und österr. öff.-rechtl. Sender auch genommen, die in Ö gesehen werden, wäre Fellner nicht in den Top12.
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Viertes Problem:
Die „erste Märzwoche“ dieser Fellnerschen „Ukraine-Bilanz“ geht vom 1.-4. März, also 4 Tage von Dienstag bis Freitag. Der Angriffskrieg begann wohlgemerkt am 24. Februar 2022. Wieso nur diese vier Tage als Datenbasis?
Zudem bleibt unklar, womit verglichen wird.
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Fünftes Problem:
Hinzu kommen etliche willkürliche verbale Wertungen im Artikeltext:
a) „Die ersten Tage des Ukrainekrieges stellen die Quoten-Rangliste des Fernsehens auf den Kopf“
Richtig ist: Das stimmt nicht einmal, wenn die öffentlich-rechtlichen Sender weggedacht werden.
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b) „Österreichs Nachrichtensender oe24.TV und ORF3 sind die großen Gewinner in der ersten Märzwoche.“
Das stimmt nicht, schon gar nicht in dieser Reihenfolge. Denn der Fellner-Sender hat gerade einmal 0,3% Marktanteil beim Publikum gegenüber dem Februar 2022…
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…zugelegt. @OrfDrei indes wohl dreimal soviel, rund 1% Marktanteil (der @ORF veröffentlicht die Marktanteile dieses Senders nicht, man kann es aus anderen Daten aber leicht einschätzen);
tja, und #ORF2 hat 3,1 Prozentpunkte zugelegt - also zehnmal soviel wie @oe24tv !
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c) Wie nennt Fellners Postille diesen Reichweitenzugewinn? Sie ahnen es: „In der ORF-Bilanz verbessert sich ORF2 leicht auf 26,0%“.
Gerichte würden das vielleicht einen „Wertungsexzess“ nennen. Ich sage, derartiger Medienjournalismus ist „irgendwo angrennt“, jedenfalls Unfug.
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d) Aber das war noch nicht alles in dem kurzen Zumutungstext. Manche private Konkurrenten kriegen auch noch unberechtigterweise ihr Fellner-Fett ab:
„ATV (2,7%) und ATV2 (0,8%) stürzen ab.“
Dieser Absturz gegenüber dem Vormonat ist insgesamt freilich schmerzfrei, denn @ATV …
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…hat in Wirklichkeit 0,2% zugelegt und ATV2 0,2% verloren.
e) An andere Stelle wird in diesem Artikel zudem behauptet:
„Bei den News-Sendern führt oe24.TV mit großem Vorsprung“.
Sind 0,5% vor NTV Österreich ein „großer Vorsprung“? Und was sind News-Sender?
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Ich plädiere dafür, diesen Text in ein künftiges Journalismus-Lehrbuch aufzunehmen. An den missratenen Texten lernen junge Journalist*innen oft mehr als durch Anthologien der besten Journalismus-Beispiele. @lou_lorenz#ORF2#Ukraine️#fellner
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Wir erleben gerade eine der massivsten litigation-pr-Kampagnen, die dieses Land je erlebt hat.
Zentrales Ziel ist die Weißwaschung des zurückgetretenen Bundeskanzlers @sebastiankurz .
Der heimische Journalismus ist dagegen nur zum Teil gewappnet oder macht willfährig mit. 1/12
„Österreich“ berichtet heute ganzseitig und bleibt dabei - wie überraschend - völlig einseitig. Keine Spur von Kritik oder Gegenposition. Vielmehr wird die litigation-pr-Stoßrichtung gegen die WKStA noch bestärkt, indem 2. Fall beigestellt wird, der nichts damit zu tun hat. 2/12
Story in der @krone_at ist journalistisch kaum besser. Nicht einmal homöopathische Spuren von Kritik am vorgelegten, vom ÖVP-Anwalt Werner Suppan beauftragten Gutachten finden sich hier. Gutachter Lewisch wird 2x als „renommiert“, die WKStA als „Korruptionsjäger“ bezeichnet. 3/12