Thread by @HIThomasFranke

In meiner Familie väterlicherseits war es immer so:
Es hielt sich hartnäckig das Gerücht:
"Wir können nur Jungs."
Und tatsächlich über 3 Generationen:
10 Jungs | 1 Mädchen
(wenn ich mich gerade nicht verzählt habe)
Dann kamen Liebste & ich:
1 Junge | 2 Mädchen.
Turns out...

... not true.
Seit letztem Jahr:
3x he/him Pronomen
2x genderneutrale Vornamen (12/15J)
Proud #Pride Dad!
Lange Zeit habe ich das als sensibles Thema meiner 2 Kinder gesehen, das wie so viele andere Themen einfach mal nichts auf Twitter zu suchen hat.
Meinen Blick geändert ...

... hat eine Begegnung mit einem ehemaligen Hiwi.
Danke dir @Bruno_Hoenel!
Du warst der erste Mensch, dem ich von diesem heftigen letzten Jahr erzählt habe und der als erste Reaktion nicht etwa wie alle anderen mitfühlend meinte: ...

"oh, ich kann mir vorstellen, das war bestimmt sehr anstrengend/heftig/..."
Sondern vollkommen überschwänglich - voller Begeisterung & echter Mitfreude - mir quasi zu einer unerwarteten Zwillingsgeburt gratulierte.
'Mensch Thomas, das ist ja super cool - herzlichen Glückwunsch!'

Also so ungefähr die Worte, die ich nach 2 Wochen noch im Kopf habe.
Danke dir, Bruno - von ganzem Herzen - für diesen Augenöffner!
Und das soll jetzt keine Kritik sein an all den VIELEN Menschen, mit denen ich vorher über mein neues Vatersein gesprochen habe.
Und das waren...

... wirklich viele Menschen - Schulfreunde, Studienfreunde, Familienfreunde, Familie, Bekannte, Kollegen, ca. 10 professionelle Menschen aus der Psychotherapie-Bubble, Lehrer:innen, Wildfremde, ...
Und um es ganz klar zu sagen: ...

... es war jetzt natürlich nicht so dass alle nur eine besorgte Miene aufgesetzt hätten. Und ab und zu habe ich sogar mal einen Glückwunsch bekommen. Aber die meisten Menschen waren doch eher mitfühlend & haben - vielleicht auch aus Empathie - meine Gefühle gespiegelt.
Niemand...

... hat mich aber mit meiner ganzen Unsicherheit, meiner Beschäftigtheit mit dieser ganzen Gender-Komplexität,
und meinem eigenen empathischen Mitfühlen für meine Kinder in dieser heftigen Lebenskrise vor SO EINE WAND GESTELLT wie du @Bruno_Hoenel!

So eine Wand der vollkommen spontanen (Mit-)Freude & des mitempfunden Glücks. Ein Glück, das ich bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht vollständig spüren konnte. ;-)
Rückblickend betrachtet, war das wirklich eine Urgewalt, die mich in dem Moment erstmal überrollt hat :-)

In den letzten zwei Wochen habe ich viel über diese Begegnung nachgedacht. Und auch noch mehr mit beiden Kindern darüber geredet als sowieso schon bisher - zumindest noch mal zunehmend aus einer anderen Perspektive.
Daher auch z.B. das 'mit Einfühlen' mit dem Nagellack.
Ja, ...

... der Psychologe wieder mit seiner teilnehmenden Beobachtung. Ts ts ts.
Jedenfalls habe ich meine beiden Kinder vor einigen Tagen gefragt, ob das wirklich ihr Wunsch ist, dass ich das quasi geheim halte während sie...

...noch in der Transition (also Findung und Werdung) sind.
Und was soll ich sagen - die Antwort ist dieses spontane Thread am Samstagmorgen.

Und eigentlich wollte ich ja nur so drei Tweets dazu schreiben.
Tatsächlich habe ich jetzt hier fast eine Stunde gesessen - immer wieder mit dem Seitenblick auf das oberleckere Frühstückstablett, was ich bis fast ans Bett serviert bekommen habe (ja, #tcovid) - und ..

... inzwischen heißt es ganz klar.
"Bei der Coronawehr wird der Kaffee kalt"
Also inzwischen IST er kalt.
Aber dafür habe ich endlich mal was aufgeschrieben was mir wirklich wirklich sehr wichtig ist: ...

Bitte, liebe Eltern, liebe Großeltern, liebe Verwandte und Bekannte und Freunde und Lehrer:innen und Therapeuten,
Nichts ist sensibler als die eigene Krise mit dem eigenen Körper und der eigenen Identität.
Das habe ich in den letzten zwei Jahren gelernt.
Und ...

... ich habe auch gelernt:
Die richtige erste Frage ist nicht:
"Und bist du dir da auch ganz sicher?"
Oder auch nicht - mitfühlend:
"Oh ich kann mir vorstellen dass das ganz schön nervenaufreibend ist"
Nein, kannst du dir NICHT!!11!
Sondern...

Die erste Frage, die ich heute jemanden stellen würde, der sich mir öffnet und sagt, dass er sich mit seiner Geschlechtsidentität unsicher ist, wäre:
"Oh, DAS ist ja spannend! Wie ist das genau für dich? Das interessiert mich total! Kannst du mir da mehr erzählen?"
Und dann...

... würde ich mir gedanklich sanft mit der flachen Hand gegen den Kopf schlagen und noch mal neu beginnen:
"Oh, sorry - hast du Lust da drüber zu reden? Oder wollen wir uns für wann anders mal verabreden?"
Und wenn ich das Gefühl hätte, da wäre jemand, der hat...

... so ein Thema und würde sich vielleicht gerne darüber austauschen, aber ist sich selbst noch unsicher oder gut möchte mich nicht damit belasten dann würde ich sagen: "Hey, ich habe da letztens über ein Thema gelesen, das fand ich voll spannend. Da ging es ...

... darum, wie Komplex doch eigentlich das Thema Geschlecht und Gender ist, und dass es doch eigentlich viel cooler wäre, wenn jeder eine facettenreiche Geschlechtsidentität ausleben könnte, ganz unabhängig davon, ...

... mit welchen biologischen Geschlechtsmerkmalen er oder sie geboren ist. So viele Menschen müssen sich unwohl fühlen in ihrem Körper, oder sind sich unsicher über ihre Identität - weil diese Gesellschaft ihnen ...

... immer wieder wie im Kindergarten eine total blöde Frage aufzwingt. Nämlich bist du ein Junge oder ein Mädchen? Und das ist jetzt doch mal wirklich so dermaßen geistig unterkomplex - da könnte ich mich richtig drüber aufregen."
Also ich glaube...

... so würde ich so ein Gespräch beginnen. Aber wahrscheinlich ist es immer noch eher so eine 30% Lösung für diese challenging Gesprächssituation. Daher meine Frage: liebe Menschen die dieses Thema betrifft, liebe Eltern, liebe Erwachsene mit komplexen Gender-Identitäten, ...

... liebe Jugendliche, die er vielleicht vor 2-3 Jahren oder kürzer durch dieses Thema durchgegangen seid: Was sind eure Erfahrungen? Wie möchte man zu diesem Thema angesprochen werden? Wie fühlt man sich wirklich angenommen?
Hier schreibt ein Papa der sich über ...

... jede Inspiration sehr freut!
So, und jetzt esse ich endlich mein Frühstück und werde weiter gesund mit diesem lästigen #tcovid. :-)

Ah ja - und falls jetzt jemand was zum Schmunzeln braucht nach dieser ganzen Emotionalität: ich habe heute Nacht geträumt, dass zwei gleichgeschlechtliche Bienen, zwei Ratten, und zwei Katzen sich ganz wunderbar um ihre Kinder gekümmert haben. Und bin heute früh dann ...

... mit Gedanken an diesen Ohrwurm aufgewacht.
Vorsichtig: Ronja Räubertochter Vibes am Anfang und später müsst ihr vielleicht ein bisschen kichern.
Oh Mann @sookee_quing - was ein Augenöffner! 🥰
#tmusic
open.spotify.com/track/01XrVIvl…

Und da auf der Welt alles verknüpft ist:
Hat jemand oben auf dem Foto das Schnipsel Konfetti gefunden, dass es aus dem Garten gestern bis hier oben geschafft hat?

Der erste Mensch den ich heute früh anrufen werde um ihn zu fragen ob er vielleicht die nächsten 3 Jahre mit mir zusammenarbeiten möchte, ist der gleiche Mensch, der sich heftig gefreut hat, als ich ihn vor 3 Jahren ...

https://twitter.com/HIThomasFranke/status/1507415856925528064?t=74rqfWaBbm_G4_p27AfOUQ&s=19

...genau diesen Song (⬆️) vorgespielt habe - auf unsere Fahrt zu fünft im Renault Zoe im Dezember 2019, mit viel zu wenig Reichweite nachts zurück von der Konferenz aus Kiel nach Lübeck.
Heftig #EcoDriving auf Landstraßen und dann dieser Song...