Thread by @KnudJahnke

Wenn es um #Journalismus zu #Verkehr geht, dann ist der oft genauso tendentiös wie die politische Debatte. Selektiv, autozentriert. @kkklawitter und @FahrradClub können warscheinlich ein Lied davon singen

Ein Paradebeispiel lieferte am Wochenende die @RNZonline.

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Es ging um, ja um was eigentlich, um #Fahrradunfälle und deren Ursachen im #RheinNeckarKreis um #Heidelberg herum. Der Artikel macht also mit der passenden Überschrift auf ... ach nein: "Die meisten verletzten Radler trugen keinen Helm"

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rnz.de/nachrichten/re…

Wie Andere las ich den Artikel und wurde echt von Absatz zu Absatz wütender und hackte dann einen Forumskommentar in die Tastatur, der den Artikel und die Probleme darin analysierte und der dann ... von der @RNZonline direkt gelöscht wurde. Warum bloß?

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Ich schrieb:

"Dieser Artikel ist ein Lehrbuch-Beispiel für tendenziösen Journalismus. Schon die Überschrift [...] enthält exakt die selbe Rhetorik wie zum Glück weitgehend vergangene Aussagen 'warum trug das Vergewaltigungsopfer den einen so kurzen Rock?'."

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"Das ist das Verantwortlichmachen von Opfern, anstatt die Täter zu benennen. Genau wie Kleidung keine Ursache für Vergewaltigungen ist - sondern die Geisteshaltung der Vergewaltiger - so hat das Tragen oder Nicht-Tragen von Helmen keine Auswirkung, ob Unfälle passieren."

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"Als nächstes kommt entschuldigende Sprache, wie sie bei Verkehrsmeldungen mit Opfern beim Rad-/Fußverkehr leider in der RNZ häufig zu finden ist: da wird ein Radfahrer von einem Autofahrer 'übersehen', dann 'stürzte' der Radfahrer und 'er verletzte sich schwer' und starb."

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"Alles Aktive steht hier beim Opfer. Korrekt ist: Ein Autofahrer ist seiner Verantwortung nach §1 StVO nicht gerecht geworden, hat einem Radfahrer die Vorfahrt genommen, angefahren, dadurch verletzt und getötet..."

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"...Nicht der Radfahrer 'sich'. Es ist vollkommen egal, ob der Autofahrer hier durch die Sonne oder sonstwie in seiner Sicht eingeschränkt war - aber dies war schon beim verlinkten Artikel entschuldigend angeführt worden."

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"Bei dem Absatz zu bei Unfällen getöteten Radfahrern: es wird von 'Kollision' gesprochen, von 'Unfall' und dann nur darauf verwiesen, dass die Radfahrer keinen Helm trugen. Ganz klare Andeutung von 'selber Schuld', hätten sie doch bloß."

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"Und dann wird das groß breitgetreten, mit vermeintlich erhellender Statistik zu Helmtragen bei verschiedenen Verletzungsstärken. Aha! 75% ohne Helm bei schweren Verletzungen, das bedeutet bestimmt was!"

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"Nur dass, die letzten Sätze im Abspann das dann wieder Aufheben, nämlich dass sowohl Polizei als auch Krankenkasse klar sagen, dass sie hier kausale Zusammenhänge nicht ziehen können. Warum dann also dieser Titel?"

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"Nachdem hier also die Opfer weitgehend als 'wahrscheinlich selber Schuld' verunglimpft wurden, kommt der Artikel dann endlich zu der Ursachenforschung. Denkt man."

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"Ach nein, zweieinhalb Absätze Nichtigkeiten ('aus der Unfallstatistik nicht ersichtlich', doch eigentlich schon; 'vermehrt Pedelecs und ältere Leute', vielleicht mal recherchieren, ob auch die Anzahl der Pedelecs bzw. damit gefahrenen Kilometern gestiegen ist..."

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"...und die Anzahl der Unfälle nur proportional; 'mehr Unfälle wenn wärmer', jetzt echt, werden im Sommer mehr Radkilometer gefahren als im Winter?)."

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"Und dann kommt der wirklich einzige Satz, der wirklich die Grundlage zu diesem Artikel hätte bilden sollen: 'Bei der Mehrzahl aller Unfälle ist mindestens ein weiterer Verkehrsteilnehmer involviert'. Ja, in der Tat."

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"Und in der Mehrzahl tragen motorisierte Fahrzeuge die Hauptschuld für diese Unfälle, wie das Umwelt und Prognose Institut zumindest für Heidelberg aufgrund der offiziellen Polizei-Unfallstatistik analysiert hat..."

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Quelle: upi-institut.de/hd/Abbiegeunfa…

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"Diese Ursachenverteilung wird aber in diesem Artikel schlichtweg ignoriert. Abbiegeunfälle dominieren in Heidelberg, Menschen per Rad wird hier die Vorfahrt genommen - genau wie im ersten tödlichen Beispiel. Aber das scheint nicht zu interessieren,..."

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"...es werden lieber Pedelecs als gefährlich für Senioren suggeriert und dass die Unfälle sich durch Helmtragen verhindern ließen."

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"Anstatt dass beleuchtet wird, warum denn PKW-Fahrer*innen beim Abbiegen Radfahrer*innen die Vorfahrt nehmen und wie man dies und andere Unfälle in der Zukunft generell verhindern könnte."

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"Aber daran gab es hier anscheinend kein journalistisches Interesse. Stattdessen eine demonstrative Beschuldigen von Opfern, selber Schuld zu sein - das ist in jedem Fall schwer zu ertragen und vollkommen falsch."

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In der selben Ausgabe der @RNZonline vom Wochenende übrigend eine Sonderseite zum Thema Fahrrad, ganz schön gemacht. Und eine Ankündigung und Bericht zur Jahreskampagne des @FahrradClub #RheinNeckar:

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rhein-neckar.adfc.de/neuigkeit/ruec…

Was schon fast wie Hohn klingt - wenn in der lokalen Presse #VictimBlaming für verunfallte Radler*innen mit Alltag ist.

Also, liebe @RNZonline, so bitte nicht. Es gibt bei Ihnen das Wissen, bessere Artikel zum Thema Verkehr zu schreiben. Bitte machen Sie das.

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https://twitter.com/KnudJahnke/status/1508356001887666176?s=20&t=9AxAoSDsIb2LsDlyq5sZfw