Journalistin bei #Lanz immer noch unbeirrt auf der Tour, wie crazy Putin sei, lebe in seiner eigenen Welt, habe keinen Bezug mehr zur Realität.
Derweil ist der Rubelkurs fast wieder auf Vorkriegsniveau (credit @simon_jaeger).
Im Krieg lag er falsch - aber bei den Sanktionen?
Sowieso ist "Putin ist verrückt" nichts anderes, als eine Kapitulation vor der Aufgabe, seine Logik verstehen zu wollen.
Und es überrascht immer wieder, wie wenig die Möglichkeit in Betracht gezogen wird, dass Putin am Ende Recht behält.
Natürlich kann er noch viel - oder alles - verlieren.
Aber er scheint ja schon mal Recht behalten zu haben zB in der Annahme, dass 🇩🇪 und die EU so abhängig von 🇷🇺 ist, dass sie unter keinen Umständen auf die Einfuhren verzichten können und wider Willen seinen Krieg finanzieren.
Und die unangenehmen Folgen im Westen entfalten sich langsamer, als sich die Front in der Ukraine bewegt und die Sanktionen gegen Russland wirken.
Aber auch ohne Embargo kommen da harte Anpassungsprozesse auf den Westen zu.
Warum bestehen deutsche Volkswirtschaftler so verbittert darauf, dass FX-Konversionen unbedingt mit Zentralbanken stattfinden?
Wenn sie in den Urlaub fahren, holen sie sich die USD oder Thai Baht bei der Bundesbank?
Michael Roth schüttelt seinen Kopf, wo Rudi Bachmann spricht, als hätte er jegliche Ahnung von dem Thema, und nicht nur eine Parteilinie.
Also gerade von ihm, einem der wichtigsten Außenpolitiker der letzten Jahre würde man nach alldem erwarten... ach egal
Michael Roth ist unerträglich.
Unbeirrt bei der infantilisierenden, kurzfristigen, fundamental unehrlichen, einfach auch dummen und den WählerInnen nichts zumutenden Linie, die uns überhaupt diesen Mist eingebrockt hat.
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1/ Wir müssen etwas klären.
Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck haben die letzten Tage behauptet, Russland könne heute schon nichts mit dem als Kaufpreis für Öl und Gas erhaltenen EUR und USD anfangen, da die russische Zentralbank sanktioniert sei.
Das ist unrichtig.
2/ Was passiert, wenn ein EU-Käufer (z.B. Shell) USD an einen russischen Verkäufer (z.B. Gazprom) überweist?
Im einfachsten Fall haben sowohl Shell als auch Gazprom USD-Konten bei derselben U.S.-Bank, z.B. der Bank of America (BofA)
3/ Dann ist es ein einfacher Akt, in dem BofA das Konto von Shell mit dem Kaufpreis belastet, und den Betraf auf dem Konto von Gazprom gutschreibt; fertig.
Wir beobachten: keine Spur von der russischen Zentralbank.
1/5 Finde diese Argumentation tief problematisch.
Zu Ende gedacht bedeutet sie die vollständige Streichung von Sanktionen aus dem Repertoire der Außenpolitik - es gibt sie nie, die Sicherheit, dass man erreicht, was man möchte.
2/5 Gleichzeitig ist dieses "Russland kann doch unendlich viele Rubel drucken" auch inhaltlich arg kurz gegriffen.
Was machen denn die Russen, mit ihren Rubel, wenn es nur noch das zu kaufen gibt, was in Russland hergestellt wurde, weil der Außenhandel zum erliegen gekommen ist?
3/5 In einem Land, das keine ernst zu nehmende industrielle Basis hat, das nahezu alles außer Rohstoffen aus dem Ausland herbeischaffen muss - dort würde der Zusammenbruch der Import keine dramatischen Folgen haben?
1/ Schönes Beispiel für Tragik der Allmende: wenn ein Land nun im Alleingang Energieembargo gegen Russland verhängt, schadet es sich vor allem erst einmal selbst.
Zumindest wenn man annimmt, dass es Importverluste sind, die Moskau weh tun.
2/ Warum? Russland fährt derzeit einen rekordhohen Handelsbilanzüberschuss ein.
Heißt, nur ein Teil der Exporte wird mit Importen „vergütet“; der Überhang wird zur Ersparnis.
Zum größten Teil wohl in EUR oder USD. Nun, da diese den Russen ja jederzeit weggenommen
3/ werden können (siehe Sperrung der Zentralbankreserven), und im Moment als reine Finanzforderung ja eh keine Auswirkung auf die physische Welt haben, tut es Russland auch nicht besonders weh, wenn diese Überschüsse durch isolierte Embargos kleiner werden.
1/ Fazit: solange Europa auf russisches Öl und Gas besteht, sind unserer Sanktionen unweigerlich schwach.
Warum?
Lasst uns alle monetären Aspekte kurz beiseitelegen.
Worin besteht der Handel zwischen Russland und der EU?
2/ Russland liefern Energie und Rohstoffe; wir liefern Maschinen.
Hier kommt der Punkt: für Russland macht es dann, und nur dann, Sinn, weiterhin Energie und Rohstoffe zu liefern, wenn wir weiterhin Maschinen liefern.
3/ Nun könnte man sagen, Moment mal, sie können den Kaufpreis auch sparen, sie müssen es nicht in Importe drehen.
Das ist auch richtig. Bloß, der Westen hat gerade mit der Sperrung der russischen ZBReserven gezeigt, dass sie diese Ersparnisse den Russen jederzeit wegnehmen kann
1/ Die Putin-Forderung war ehrlich gesagt auch ein spannendes Experiment auch in Gruppendynamik.
Spezifisch in der deutschen VWL-Twitter-Landschaft gab es zunächst etwas Verunsicherung, dann kamen die ersten Silberrücken mit den ersten Interpretationen raus.
2/ Diese wurden dann sofort von anderen, weniger prominenten VWL-Vertretern übernommen, und alle trugen es gemeinsam in die Medien.
Die trugen es natürlich weiter - warum sollte man auch etwas hinterfragen, wo sich die Profession so einig ist.
3/ Leider waren die anfänglichen Schlussfolgerungen schon falsch, und somit haben nun 99,99% der Bevölkerung ein falsches Verständnis zum Thema.
Ist das weiter schlimm?
Wohl eher nicht; es wäre nicht das einzige Thema, dem es so ergeht und es gibt wichtigere.