Fragt ihr euch, was der #Ethikrat zu Personen sagt, die sich eine Infektion absolut nicht erlauben können? Nun ja, eigentlich gar nichts. Die kommen als Thema nicht vor. Der Ethikrat nimmt nicht deren Perspektive ein. 1/
Das omnipräsente Stichwort "Vulnerabilität" dient nicht etwa dazu, auf die prekäre Situation von durch das Virus besonders Gefährdeten hinzuweisen. Vielmehr werden andere Bedürfnisse tendenziell als gleichrangig dargestellt. 2/
Kinder brauchen wohl nur Bildung und die Schule als "sozialen Ort". Äußerungen zu vorerkrankten Kindern? Nicht vorhanden. Und so gerne der Ethikrat Zeugnisse ausstellt: Der mangelnde Infektionsschutz in Schulen wird nicht kritisiert. 3/
In der ganzen Stellungnahme ist nicht einmal die Rede davon, dass die Infektionsschutzmaßnahmen phasenweise unzureichend waren und sind. Trotz mancher klugen Gedanken meine ich einen Mangel an Empathie mit den besonders vulnerablen Personen in der Stellungnahme wahrzunehmen. 4/
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Ich kann der Stellungnahme des Deutschen #Ethikrat|s zur Pandemie nicht viel abgewinnen. Vieles mag interessant und lehrreich sein, doch fehlen sowohl eine überzeugende ethische Theorie als auch Fachwissen, um hinreichende ethische Orientierung bieten zu können. 🧵 1/
Der Schlüsselbegriff der Stellungnahme ist "Vulnerabilität". Zurecht weist der Ethikrat darauf hin, dass die Rede von "vulnerablen Personen" irreführend sei, da Vulnerabilität jedem Menschen zukomme (S. 91 f.). 2/
Nun sollte man denken, der Ethikrat werde sagen, dass jeder Mensch durch das Virus gefährdet ist - weit gefehlt. Stattdessen benutzt er diesen Ausdruck, um dem Bedürfnis nach Gesundheit andere, dagegen abzuwägende Bedürfnisse gegenüberzustellen. 3/
Eine deutliche Mehrheit lehnt die bundesweite Aufhebung der meisten Corona-Maßnahmen ab. Dabei zeigt sich: Die Abschaffung wird nur von Wähler:innen von AfD und FDP mehrheitlich begrüßt. 2/
Weiterhin signalisiert eine sehr deutliche Mehrheit Bereitschaft, nach wie vor Maske zu tragen, und 53 % aller Wähler:innen wollen das auf jeden Fall tun. Nur bei der AfD besteht eine Mehrheit dagegen - wobei die Bereitschaft auch stark vom Alter abhängt. 3/
Bei der Diskussion um #BuschmannsTote habe ich den Eindruck, dass manche es ganz grundsätzlich ablehnen, Politiker:innen für die Pandemietoten mitverantwortlich zu machen. Ich habe den Hashtag bisher nicht verwendet und kann nachvollziehen, wenn man ihn nicht mag. 1/
Aber natürlich haben politische Entscheidungen Einfluss darauf, wie viele vermeidbare Pandemietote es gibt. Großen sogar - man vergleiche etwa Neuseeland mit der Schweiz. Die Maßnahmen wurden von den Politikern ja mit den vielen Toten begründet, die es zu verhindern gelte. 2/
Natürlich haben wir es nicht mit Mord zu tun, wenn Maßnahmen verfrüht aufgehoben werden. Doch von der politischen Verantwortung sollten wir die Politiker:innen nicht entbinden. 3/
Ich möchte @CiesekSandra und @c_drosten herzlich für die vielen Podcast-Folgen danken. In der letzten Folge war eine ziemlich gute Besprechung der Fallstricke, die auf Nicht-Experten (oder Twitter-Experten?) lauern, wenn sie sich in das Gebiet einer ihnen fremden Wissenschaft 1/
vorwagen. Ergänzen möchte ich, dass es zwei Arten davon gibt. Die einen versuchen sich selber als Wissenschaftler:innen und stellen sich gegen die etablierten Wissenschaftler:innen. Im Profil steht dann manchmal Sache wie: "Virologie verbieten!". 2/
Die anderen gleichen eher Journalist:innen und orientieren sich an den Beiträgen von Wissenschaftler:innen, mit denen sie häufig ins Gespräch zu kommen versuchen. Ich glaube, ich gehöre zu letzterer Gruppe. 3/
Ich fühle mich etwas hilflos bei den Lobpreisungen der Infektionen, die für Schleimhautimmunität sorgen sollen. Aus folgenden Gründen bleibe ich weiterhin #Infektionsgegner: 1/
a) Es liegt mir zwar fern zu bestreiten, dass Infektionen grundsätzlich dafür geeignet sind, Schleimhautimmunität herzustellen. Es geht ja nicht um sterile Immunität, sondern um eine Reduktion der Infektionen und eine Abschwächung der Krankheitslast. 2/
Doch wissen wir, wie gut der Schutz durch Schleimhautimmunität sein wird? Ist Long Covid noch möglich? Welche Langzeitfolgen gibt es? Wie dauerhaft ist der Schutz? Vermutlich wissen wir das alles noch gar nicht. 3/
Ich bin noch halbwegs jung und denke nicht im Traum daran, mich zu infizieren. Wenn man selbst bei dreifacher Impfung in jedem zehnten Fall Long Covid kriegt, dann bleibt das ein gefährliches Virus. "Frei bewegen": Ja, gerne - aber nur bei Niedriginz. oder Schleimhaut-Impfung. 1/
Ein Blick auf die verfügbaren Studien zeigt, dass - nach den Kriterien der in der Packungsbeilage aufgelisteten Nebenwirkungen - Long Covid eine häufige oder sehr häufige Folge einer Infektion bei dreifach Geimpften ist. Das ist kein Erkältungsvirus! 2/
Und was den Aufbau von Schleimhautimmunität betrifft: Das muss durch spezielle Impfstoffe geschehen, die derzeit entwickelt werden. Oder würde ein Impfstoff zugelassen, von dem man häufig oder sehr häufig Long Covid kriegt? 3/