Thread by @LorenzAdlung

Impfungen gegen Krebs existieren bereits (Bsp.: Gebärmutterhalskrebs!) In Zukunft könnten weitere folgen. Wie kann das funktionieren und was hat #Covid19 damit zu tun?
Ab 10 ❤️ gibt es 1 🧵
#wisskomm

science.org/content/articl…

Vielen Dank für den Zuspruch in ❤️-Form. Hier jetzt also etwas zum Thema Impfungen & Krebs. Es wird eine wilde Fahrt, viel Vergnügen beim Lesen. (1/n)

Einige Krebsarten können durch Viren ausgelöst werden, entweder direkt - wie beim Gebärmutterhalskrebs durch Humane Papillomviren - oder indirekt wie bei Leber-Tumoren infolge einer Infektion mit dem Hepatitis B Virus. In diesen Fällen gibt es Impfungen gegen die Viren 💉 (2/n)

Doch was ist mit Impfungen gegen Krebsarten, die nicht durch Viren ausgelöst werden? (3/n)

Dafür spritzt man nicht etwa ein Bruchstück des Virus (etwa das viel zitierte "Spike-Protein"), sondern ein Bruchstück der Tumorzellen, damit sich das Immunsystem darauf einschießen kann 🎯 (4/n)

Die Idee ist nicht neu und wurde in der wissenschaftlichen Gemeinschaft bereits vor zehn Jahren kontrovers diskutiert. Eine Vorsorge-Impfung gegen Brustkrebs wurde als "fehlgeleitetes Ziel" tituliert: nature.com/articles/49163… (5/n)

Die Komplexität verschiedener Krebsarten stellt in der Tat eine Herausforderung dar. Das habe ich auch schon in meinem Science Slam "Are we human or are we cancer" (🎶) thematisiert - wenn auch ohne den Kontext einer Impfung: (6/n)

So verschieden die Krebsarten, so vielfältig sind auch die Ansätze für die Entwicklung von Impfstoffen dagegen. Gespritzte Bruchstücke kommen exklusiv oder zumindest gehäuft auf Tumorzellen vor, man verwendet einzelne oder eine Kombination dieser "Antigene"… (7/n)

US-Präsident Biden gibt das ambitionierte Ziel aus, eine Impfung zu entwickeln, die gegen viele Krebsarten hilft, und auf der mRNA-Technologie basiert, welche bei der Corona-Impfung zum Einsatz kommt. (8/n)

Bisher ist nur eine herkömmliche Impfung gegen Krebs zugelassen. Wie viel länger leben Patienten mit fortgeschrittenem Prostata-Krebs durchschnittlich dank der Impfung? (9/n)

Es sind leider nur vier Monate, was zeigt, dass noch sehr viel verbessert werden muss. Doch das passiert, so werden klinische Studien durchgeführt, mit "mutierten" Bruchstücken, die zur Brustkrebs-Vorsorge injiziert werden. (10/n)

Die zugrundeliegenden Mutationen sind Veränderungen im Erbgut (🧬), die bei Personen das Risiko erhöhen, an Brustkrebs zu erkranken. Also doch kein so "fehlgeleitetes Ziel" 👀 (11/n)

Der Ansatz ist vielversprechend, denn obwohl bspw. Bauchspeicheldrüsenkrebs schwer behandelbar ist, gehen die meisten Tumore doch auf eine Mutation im Gen "KRAS" zurück. Diese Erbgut-Veränderung erzeugt immer ein ähnliches Set an Bruchstücken auf den Tumor-Zellen! (12/n)

Damit Impfungen solcher Bruchstücke (oder deren Baupläne) zugelassen werden, kann man wiederum auf den Verfahren für die Impfstoff-Entwicklung gegen #Covid19 aufbauen. (13/n)

Die Vielfalt von Menschen + Tumoren stellt nach wie vor eine riesige Herausforderung für die Entwicklung effektiver Impfstoffe gegen verschiedene Krebsarten dar. Die Aufgabe sei nicht einfach, aber auch nicht unmöglich, sagt Olivera Finn (🏁), Onkologin der @PittTweet. (14/14)