Thread by @marko_kovic

1/ #Verschwörungstheorien sind im Prinzip nur eine Frage von Fakten und Logik: Legen wir die korrekten Fakten auf den Tisch, sollten sich Verschwörungsüberzeugungen abbauen lassen.

Doch leider funktioniert das oft nicht. Warum? Bei VTs geht es nicht wirklich um Fakten. Kurzer 🧵

2/ Die Vorstellung, dass es bei Verschwörungstheorien primär um Fakten geht, können wir das "epistemische" Modell von VT nennen. Menschen bilden sich zu einem Sachverhalt eine Meinung, und eine Verschwörungsüberzeugung stellt einen Fehler, eine Verzerrung, in diesem Prozess dar.

3/ Ausgehend vom epistemischen Modell müsste es relativ einfach sein, den verzerrten erkenntnistheoretischen Prozess mit korrekter Information zu korrigieren.

onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.…

4/ Wir wissen aber, dass sich Falschinformation wie Verschwörungsüberzeugungen nur schwer korrigieren lassen. Das epistemische Modell von Verschwörungstheorien funktioniert in der Praxis nicht.

nature.com/articles/s4415…

5/ Ein alternatives Modell ist das Mindset- oder Mentalitäts-Modell von VT. Verschwörungsüberzeugung ist demgemäss eine übergeordnete ideologische Brille, durch die Sachverhalte gesehen werden. Es geht nicht um Wahrheitssuche, sondern um die Bestätigung des bestehenden Weltbilds.

6/ Eine Konsequenz von Verschwörungsmentalität ist, dass Menschen oft an ganz widersprüchliche VTs glauben. Rein logisch und faktisch macht das keinen Sinn - aber im Rahmen der übergeordneten Verschwörungsmentalität bleibt die "Deep Story" stimmig.

journals.sagepub.com/doi/10.1177/19…

7/ Fazit: Faktenchecks alleine genügen nicht, um Verschwörungstheorien beizukommen. Es geht nicht um Fakten, sondern um ein Weltbild. Wir brauchen darum auch *Gegenangebote*: Positive Narrative, die eine bessere - eine evidenzbasierte und empathische - Geschichte erzählen.