Ein kurzer #Thread 🧵 zum Thema #Gasspeicher in der EU, weil zuletzt immer wieder Thema war, dass der Füllstand in Österreich "nur" bei 18% liegt.
Am ersten Blick erscheint das wenig. Aber: Es ist normal, dass Speicher nach dem Winter ihren Tiefpunkt erreichen, und...
...von April bis Oktober aufgefüllt werden. In Österreich passen 96 TWh rein, es gibt nur 4 andere EU-Länder mit mehr Speicherkapazität. Viele haben gar keine Gasspeicher.
Speicher sind pimär für den Gashandel wichtig, aktuell haben sie auch Bedeutung für Versorgungssicherheit.
Deshalb ist natürlich auch interessant, welche Mengen aktuell in den Speichern liegen. In Österreich sind dies 17 TWh, Tendenz steigend.
Vor dem Hintergrund der Versorgungssicherheit ist aber nicht der Füllstand das Interessante, sondern...
...welchen Anteil die Gasmengen im Speicher in Relation zum Jahresgasverbrauch haben.
Lettland speichert für das Baltikum (Estland und Litauen haben keine Speicher), dahinter kommt aber gleich Österreich mit aktuell 17% des Jahresverbrauchs in den Speichern.
Was heißt das? Der simple Fokus auf den prozentuellen Speicherfüllstand greift viel zu kurz. "Versicherungstechnisch" sind andere Parameter relevanter. Und bei denen steht Österreich ganz gut da.
Daneben natürlich auch noch relevant: Wo stehen die Speicher und an welche Netze sind sie angeschlossen? Wem gehört das Gas? Und im Endeffekt sitzen wir fast alle im selben Boot.
Das Gas- und auch Stromsystem sind komplex, ein Blick hinter eine bestimmte Zahl lohnt sich.
Ausführlichere Erläuterungen zum Thema Gasspeicher, zu den Gaspreisen und zur aktuellen Gaskrise gibt es auch in dieser Folge von @PetajoulePod der @at_AEA. Some may find it nerdy, ich habe aber einiges gelernt.
Und was mir noch wichtig ist: Blick über die eigenen Landesgrenzen hinaus sind halt auch entscheidend. Sowohl das Gas- als auch das Stromsystem sind europäisch. Insofern müssen wir diese Krise auch europäisch lösen. Anders gehts nicht.
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Gasverbrauch reduzieren, und zwar um 33% bis 2030.
Elemente:
🏘️ Forcierter Ausstieg aus Gas in der Raumwärme und Beschleunigung der Sanierung (EWG, Fachkräfte,...).
1,2 Mio. Gasheizungen gibt es insgesamt, bis 2030 sind 600k zu reduzieren.
Braucht die Länder, braucht das EWG.
🏭 Erneuerbare & Effizienz in Industrie
Umstieg auf Wärmepumpen, Biomasse, Ab-/Nah-/Fernwärme, besonders im Temperaturbereich unter 200°C. Spezialanwendungen: Grünes Gas
Hohe Gaspreise verändern auch Produktionsstrukturen (zB bei Ammoniak)
🇵🇱 Polen und 🇧🇬 Bulgarien hatten beide angekündigt, dass sie ab 2023 kein Gas mehr aus Russland beziehen wollen. Polen schon vor ein paar Jahren, Bulgarien erst zuletzt.
Das oben war aber nicht in Österreich, sondern in Deutschland.
Schauen wir uns den 1. Dezember an. Unser großer Nachbar hatte einen Strompreis im Großhandel von 91 EUR/MWh, in Österreich waren es 244 EUR/MWh. Ein Preisunterschied ("Spread") von 153 EUR/MWh.
Was war da los?
Die Antwort steckt im Erzeugungsmix dieses Tages.
🇩🇪 Deutschland: 54% Wind, 5% Gas
🇦🇹 Österreich: 20% Wind, 44% Gas
Der hohe Windanteil in 🇩🇪 drückt den Strompreis, der hohe Gasanteil in 🇦🇹 treibt ihn nach oben. Wieso?
"Windkraft sei eine optimale Ergänzung zur Wasserkraft und könne den Gasanteil bei der Stromerzeugung im Winter und damit auch den Strompreis sowie die CO2-Emissionen senken."
Ein paar simple Grafiken zum Stand der Gasimporte in die EU: Basis ist das exzellente Monitoring von @Bruegel_org.
Hauptrolle: Russland. Zuerst: Gesamtsituation. Wir haben in den letzten Wochen die Importe stark gesteigert. Woher kommt das Gas? Aus Norwegen und LNG-Importen. 🧵
Russland? Not so much. In Summe viel, aber im historischen Vergleich kommt von dort weniger Gas in die EU (die rote Linie küsst gerade einmal den Minimalwert des Zeitraums 2015-2020).
Trotz enorm hoher Preise - also mit eindeutigen Anreizen, mehr Gas zu schicken.
Also liegt es vielleicht daran, dass die Pipelines schon auf voller Kapazität laufen? Ist das nicht das Argument, wieso #Nordstream2 rasch den Betrieb aufnehmen soll?
Werfen wir einen Blick auf die aktuellen Importrouten. Gas kommt über vier Hauptwege von Russland nach Europa: