Diskussion über Prostitution: Anekdote versus Analyse
Jedes Mal, wenn über #Prostitution diskutiert wird, über die Folgen für uns betroffene Frauen und auch für die ganze Gesellschaft, kommt der eine Satz:
„Ich kenne aber eine, die das freiwillig macht.“ (1/7)
Davon mal abgesehen, dass die Freiwilligkeit oft nur vorhanden ist, wenn man ganz oberflächlich hinschaut, ist es halt auch eine intellektuelle Beleidigung, eine Diskussion darüber, ob Männer Frauen für Sex kaufen sollten, mit Anekdoten zu führen. (2/7)
Was wir brauchen, ist eine Analyse, keine Anekdote.
Wir würden Diskussionen darüber, ob man Armut abschaffen muss und wie, auch nicht führen, indem wir Sachen sagen wie: „Ich kenne aber jemanden, der hat freiwillig seinen HartzIV-Antrag ausgefüllt und findet das ok.“. (3/7)
Wir würden eine Diskussion über #Rassismus nicht führen, indem wir uns Sachen wie „Ich kenne aber eine schwarze Person, die findet das N-Wort nicht schlimm“ an den Kopf knallen, selbst, wenn wir so eine Person kennen. (4/7)
Wir würden über Männergewalt gegen Frauen in Partnerschaften nicht reden, indem wir Dinge sagen wie: „Ich kenne aber eine Person, die findet aus Tradition, dass das schon klargeht, wenn ihr Mann ihr ab und zu mal eine wamst, weil das aus ihrer Sicht dazugehört.“ (5/7)
Würden wir nicht tun. Weil es nicht um einzelne Narrative geht. Sondern um das große Ganze, um die Gesellschaft, darauf, dass wir uns einigen, welche Werte wir als Gesellschaft hochhalten wollen und welche nicht. (6/7)
Lasst uns die richtigen Fragen stellen. Lasst uns aufhören, Anekdötchen zu erzählen und stattdessen Analyse betreiben, was #Prostitution mit einer Gesellschaft macht. (7/7)
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Ihr Lieben,
vielen Dank für all die Nachrichten, die mich seit der Ausstrahlung der Sendung „Deep & Deutlich“ erreichen. Es sind hunderte, und ich schaffe es wirklich nicht, darauf zu antworten. Aber ich lese sie alle, und sie geben mir Hoffnung. (1/10)
Es macht mich glücklich, dass mein Abgang aus dem Studio als das verstanden wurde, was es war: eben auch ein symbolischer Akt, der zeigen sollte, dass die Gesellschaft Frauen aus der Prostitution endlich zuhören muss, wenn sie von ihren Realitäten erzählen.
Und dass man uns nicht als Maskottchen hinsetzen und über uns hinwegreden darf.
Es geht nicht um mich. Es geht, so komisch es klingt, auch gar nicht um meine Geschichte. Ich als Person bin in diesem Sinne nicht relevant.
Das Gegenteil ist der Fall. BordellBetreiberInnen erhalten weitere Zugriffe auf das Leben und die Daten von prostituierten Frauen und Zuhälterei wird nur noch geahndet, wenn sie übermäßig geschieht. (2/10)