Tl;dr: 3 Reformvorschläge:
• versehentliche, kontraktive Austerität verhindern durch Fokus auf PRIMÄRSALDO (ex Zinsen), Anpassung POTENZIALSCHÄTZUNG u Reform MTO.
• durch mehr Klarheit Risikoprämien senken, insbs. in Peripherie
• klarere Aufgabenteilung Geld-/Fiskalpolitik /2
Zunächst unsere Problemanalyse: Entwicklung der Schuldenquote vor allem von Wachstum und Finanzierungskosten getrieben (siehe Chart). Wichtiger Hebel also: Optimierung Trade-off zw Wachstum und Sparpolitik (keine kontraktive Austerität!) plus Senkung der Finanzierungskosten. /3
Erster Treiber kontraktiver, versehntlicher Austerität: DEFIZIT- anstatt PRIMÄRDEFIZIT-Begrenzung. 3% Defizit = 2,95% Primärdefizit für 🇪🇪 (stark expansiv), aber für 🇮🇹 0,4% Primärüberschuss (= kontraktiv & kontraproduktiv für Schuldenquote) /4
Vorschlag 1: Neben Defizit auch Primärdefizit beachten. Dafür periodisch Schwellenwert festsetzen. Nur bei dessen Überschreitung Excessive Deficit Procedure eröffnen. Ex ante Kommunikation des Schwellenwerts reduziert Unsicherheit auf allen Seiten. /5
Reduktion von Unsicherheit und klares Prozedere sind zentral, um Risikoprämien zu reduzieren. Kleinere Risikoprämien = Absenkung Schuldenquoten, also zentral für Zielerreichung des SWP. siehe z.B. 🇮🇹: /6
Zweiter Treiber kontraktiver, versehentlicher Austerität: Schätzung Produktionspotenzial für strukt. Defizit. 🇪🇸 gilt zB ab 12% ALQ als überausgelastet, darunter: Sparzwang.
-> Suboptimaler Trade-off Wachstum vs Sparen.
Vorschlag 3: Wenn Produktionspotenzial besser geschätzt wird kann das MTO insgesamt simpler & stringenter gemacht werden. Hierfür sind mehrere Detailanpassungen notwendig, siehe unten. /9
Kombi der 3 Reformvorschläge -> bessere Aufgabenteilung Geld- u Fiskalpolitik:
• Fiskalpolitik könnte landesspezifisch stabilisieren u würde die Geldpolitik entlasten.
• Geldpolitik könnte Risikoprämien wie für ihr Mandat nötig begrenzen, ohne damit fiskalischen../10
…Raum zu eröffnen. Das Primärsaldo ignoriert ja Finanzierungkosten.
Geldpolitik, die für angemessene Finanzierungskonditionen sorgt, ist wichtig für dringend nötige Privatinvestitionen (Wachstumsbooster!), siehe 🇮🇹. ec.europa.eu/info/sites/def… /11
Zusammen erreichen unsere Vorschläge stärkere Legitimität von Fiskal-/Geldpolitik u Vermeidung kontraproduktiver Austerität.
Aber: wirkliche 🇪🇺 Souveränität bedarf weitreichenderer Reformen. Zugang zu ausfallsicherem, günstigem Kredit ist zentraler Machtfaktor für Staaten. /12
Anstatt diesen zu sichern hat EU sich selbst Risikoprämien auferlegt u begrenzt Verschuldung bei arbiträren 60% ohne valide theoretische Begründung zur Relevanz der Schuldenquote.
Von 🟡 Freiheit zu 🔴 Respekt: Das Grundsatzprogramm der @fdp baut auf positiver Freiheit auf. Frei ist demnach nicht der, der die Freiheit hat unter der Brücke zu schlafen, sondern der, der selbstbestimmt handeln kann. Isaiah Berlin dazu: cactus.dixie.edu/green/B_Readin… /1
Ein solcher Ansatz hilft viel, wenn es darum geht, einzelne Individuen ohne sozialen Kontext zu betrachten. Philip Pettit erweitert Sen um die soziale Dimension. So bedürfe Freiheit im wahren Sinne des Wortes der Absenz von Abhängigkeit: princeton.edu/~ppettit/paper… /3
Der Vorschlag des @DezernatZ zur Konjunkturkomponente hat es in die @faz geschafft ☺️.
Etwas wunderlich nur, was heute als Trickserei bezeichnet wird: so zB wenn man Vollauslastung als einen Zustand definiert, in dem die Arbeitsmarktpartizipation von Frauen nicht mehr 9,… /1
…sondern nur noch 3 Pp unter der von Männern liegt. Das verträgt sich nicht nur bedingt gut mit Art. 3 GG, es ist auch fiskalisch wenig nachhaltig: Geringe Einkünfte machen Zuschüsse zur Rentenversicherung nötig. Diese sind schon jetzt der größte Posten im Bundeshaushalt. /2
Dazu schreibt @manschaefers: „Bisher orientiert man sich an der üblichen Auslastung“. Weder ist das faktisch ganz richtig - siehe Ankerverfahren S. 16 ff. in dezernatzukunft.org/warum-die-konj… - noch entspricht das der historischen Auslegung des Begriffs der „Normallage“ in Deutschland…/3
Lohnt sich dann vielleicht doch nochmal ein Blick ins Ausland. Taiwan und Neuseeland sind auch nicht #ZeroCovid, schaffen es aber die Zahlen SEHR niedrig zu halten, siehe *Log* Chart von @OurWorldInData.
H/t @minoritybeef /1
In 🇹🇼 leitet eine technische Institution den Response, das NHCC koordiniert zw Ministerien und kann Personal beschaffen. Das ist ad-hoc nicht replizierbar, aber sollte ein nicht-politisches Disease Mgmt Team eine größere Rolle bei den Maßnahmen spielen? thelancet.com/action/consume… /2
Außerdem arbeitet man Event basiert. Der Stufenplan der BReg mag der Versuch sein, zu etwas Ähnlichem zu kommen. Nur: Solche Pläne sind komplex, alles hängt mit allem zusammen, es treten ständig neue Konstellationen auf (Mallorca ist erlaubt, Heimaturlaub nicht)... /3
Wieso die Schuldenquote Quatsch und ein Vollbeschäftigungsziel sinnvoll ist, selbst wenn es einem vornehmlich um nachhaltige Finanzen geht:
(1) Die Schuldenquote sagt genau nichts über die Zinsbelastung im Haushalt aus.
(2) Die Schuldenquote ist der nachlaufenste Indikator überhaupt. In einem Szenario wie dem Deutschen steigen die Zinsen über 10 Jahre bevor die Schuldenquote steigt.
(3) Die Schuldenquote hat keine Bedeutung für die entscheidenden Haushaltsposten. Zinskosten sind verschwindend gering im Vergleich zu Ausgaben für die Rentenversicherung und Lohnsteuereinnahmen.
2/ Take off point is the normative foundation of “earned happiness” and the fundamental question “of what the proper goal of the business enterprise should be in our economic system”.
3/ Followed by an empirical dive into stats and government accounting with a bit of Smith, Minsky, Godley, Lavoie and @JoMicheII (aren’t you proud!) sprinkled on top to show current reality doesn’t match the normative foundation.