Geschichtspolitik #Ukraine vs. #Russland: Der Kontrast zwischen @ZelenskyyUa zu #Putin am #TagDesSieges ist faszinierend: Putin wiederholt die Leier von den "Faschisten" in der Ukraine, dem bösen Westen, dem großen Russland etc., hat aber eigentlich keine kohärente Erzählung 1/
über den jetzigen "Sieg" anzubieten. Ganz anders Zelensky: er lässt sich den 9. Mai von Russland nicht wegnehmen, beansprucht den Sieg über Nazi-Deutschland aber nicht allein für die Ukraine, sondern reiht ihn ein in eine Gesamtanstrengung vieler Völker. Dieser Sieg gegen den 2/
Faschismus macht er zur Vorgeschichte des künftigen Siegs gegen den neuen Aggressor, der damit implizit zum Nachfolger NS-Deutschlands wird. Vor allem aber erzählt er die menschliche Dimension der Kriegserfahrung: der Verlust, die Zerstörung, die Trauer und verbindet das 3/
aber mit der neuen Heldengeschichte, der neuen Zukunft, in der die Ukraine ihre Freiheit (wieder-)erlangen wird. Bei Putin hat der Krieg dagegen kein menschliches Gesicht und kein positives Ziel. Ich hatte vermutet, dass dieser Krieg dazu führen könnte, dass die sowjetische 4/
anti-faschistische Tradition der Ukraine verloren geht, weil alles sowjetische "russifiziert" wird. Nach diesem Video ist mein Eindruck: es könnte gut sein, dass es der Ukraine gelingt, dieses Erbe umzudeuten und zum Teil der eigenen (neuen) Nationalgeschichte 5/
zu machen. Hier das Video von Zelenskyjs Botschaft zum 9. Mai:
Geschichte der Krim seit 1787 bis zur Gegenwart ein 🧵, part 2 (sorry, it's a long story): Nach 1945 wurde die Krim außerdem zu einem beliebten Reiseziel. Das hatte es im Zarenreich schon unter den Eliten gegeben, jetzt gab es einen sowjetischen Massentourismus, 1/17
der das nostalgische Gefühl gegenüber der Halbinsel in Russland und der Ukraine erklärt. 1954 fand die berüchtigte „Schenkung“ der Krim (inzwischen nur noch ein Verwaltungsbezirk, oblast‘) an die Sowjetukraine durch Nikita Chruschtschow statt, angeblich aus Anlass der 2/17
300-Jahresfeier der „Wiedervereinigung“ von Russen und Ukrainern. Tatsächlich dürften infrastrukturelle und ökonomische Überlegungen entscheidend gewesen sein. Die Krimtataren wurden offiziell erst 1967 rehabilitiert. Schon in den 1960er Jahren wurden einige zu Dissidenten, 3/17
Russlands Krieg gegen die Ukraine begann im Februar 2014 mit der Annexion der Krim. Ein🧵über die Geschichte der Krim von ihrer (ersten) russischen Annexion 1783 bis zur Gegenwart. Teil 1: Russland beansprucht die Krim als Teil der eigenen Nation. 2014 erfasste die Losung 1/25
„Krym nasch“(„die Krim gehört uns“) fast die ganze russische Gesellschaft – auch Putin-kritische Kreise. Woher kommt diese Vorstellung? Es war Zarin Katharina II. („die Große“), die die Krim im Jahr 1783 erobern ließ. Schlüsselfigur war dabei der berühmte Staatsmann & 2/25
Liebhaber Katharinas Grigorij Potemkin. Die Annexion geschah im Zuge der Kriege gegen das Osmanische Reich und der Expansion in die heutige Südukraine. Zum Zeitpunkt der Eroberung war das Krimkhanat formal unabhängig, de facto unterstand es dem Osmanischen Reich. Neben den 3/25
Die Äußerungen von @HaraldWelzer bei @AnneWillTalk gegenüber @melnyk entlarven die ganze Borniertheit der deutschen Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg in Osteuropa. Welzer belehrt mit Rückgriff auf die eigene Familiengeschichte (die Teil der Tätergeschichte ist!), 1/8
einen Nachfahren der Opfer in der Ukraine über die vermeintlich besondere Sensibilität in Deutschland für einen neuen Krieg (den die Ukraine längst führen muss). Aus der Verherrlichung der Weizsäcker-Rede heraus, die tatsächlich zugleich weite Teile der deutschen 2/8
Gesellschaft von der Verantwortung für die Verbrechen NS-Deutschlands freisprach, leitet er eine moralische Überlegenheitsposition ab (!) und meint, Melnyk über Kriegserfahrungen belehren zu können. Die Kriegserfahrungen der Menschen in Osteuropa blendet er nicht nur aus, 3/8
Wo liegen die Ursprünge der russischen anti-ukrainischen Feindbilder? Ein 🧵 über die „ukrainische Frage“ im Russischen Reich des 19. Jahrhunderts: Im späten 18./frühen 19. Jahrhundert begannen Adelige im Russischen Reich sich für die Geschichte der Ukraine, ihrer Kultur und 1/20
Sprache zu interessieren. Es waren oft russischsprachige Adelige, in die Elite des Imperiums integriert, die aber ursprünglich aus der kosakischen Oberschicht stammten. Das ukrainische, kosakische Hetmanat des 17. Jahrhunderts gilt heute vielen als Vorläufer ukrainischer 2/20
Staatlichkeit. Seit 1654 wurde es ins Moskauer Reich/Petersburger Imperium integriert und verlor mit der Zeit seine Autonomierechte. Ein frühes Zentrum ukrainischer nationaler Ideen war die 1804 gegründete Universität Charkiw. Zunächst stieß das Interesse für ukrainische 3/20
Denkfehler im Text von @BauschUlrich heute in @tazgezwitscher, weil sie aus der Diskussion nicht wegzukriegen sind: 1) mit dem Krieg endet die Gewalt => nein, siehe Butscha, siehe Forschungen zu Besatzungen (@tonsmeyer). 2) „Wir“ müssen verhandeln => wer ist „wir“? Was können 1/
„wir“ Putin über die Köpfe der Ukrainer:innen hinweg (!!) anbieten? Wir können es nicht, wir sollten es nicht. Die Ukraine ist entscheidend. 3) Wie sollen Verhandlungen aussehen? Putins erklärtes Ziel ist die Vernichtung der Ukraine, die Armee versucht es umzusetzen. Wie 2/
würde hier eine „Verhandlungslösung“ aussehen? Keiner der Gegner:innen von Waffenlieferungen haben darauf bisher eine Antwort gegeben. 4) Verhandlungen vs. Waffenlieferungen: das sind KEINE Gegensätze. Ziel der Waffenlieferungen ist es, Putin zu Zugeständnissen zu zwingen, 3/
Seit 2013/14 haben Sendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehen Personen eingeladen, die die Aggressionen von Putins Russland relativiert haben. Am 23.2.2022 (!) saß bei @maischberger Putin-Pudel Hubertus Seipel, der die russische Aggression verharmloste und die Ukraine 1/
für das Scheitern des Friedensprozess verantwortlich machte. Dieser Mann hat ein Buch geschrieben, das nichts anderes ist als eine armselige Verteidigungsschrift eines Kriegsverbrechers. Bei @maischberger figurierte er als "Buchautor und Historiker". Bei Tschetschenien und 2/
Syrien haben wir weggesehen. Jetzt vollzieht sich das Morden in einem Nachbarstaat der Europäischen Union. Die Vergewaltigungen, die Misshandlungen, der Terror, die Erschießungen, all das findet vor unser aller Augen statt. Geflüchtete erzählen uns ihre Geschichten von 3/