Thread by @Maurice_Conrad

Innerhalb weniger Tage fällt im #Cryptocrash die „Währung“ LUNA von über 100 $ auf 0,00003 $. Tausende junge Menschen verlieren ihre Ersparnisse weil sie Tech-Propheten ihr Geld anvertrauen. Was daran gefährlich ist und warum es bei #Krypto mehr Regulierung braucht. Ein Thread.

Seit Bitcoin 2009 das Licht der Welt erblickt hat entstehen quasi im Minuten-Takt neue sogenannte „Kryptowährungen“, die alle versprechen schneller größer und besser zu sein als alle anderen davor. Sie lösen drölzzigtausend Probleme und so weiter. 2/

Hinter diesen Projekten stehen milliardenschwere Investoren, die mit Marketingversprechen und ganz ganz viel blankem Unsinn junge und unwissende Menschen in ihre „Währungen“ locken. Aber gehen wir etwas ins Detail. Was genau ist das eigentlich? 3/

Ist Blockchain nicht die Zukunft? Und Krypto sowieso? Sicherlich gibt es Probleme die wir mit Blockchains lösen könnten. Aber auf die allermeisten Probleme trifft das NICHT zu. Eine Blockchain ist kurz gesagt eine verteilte Datenbank und dementsprechend hoch ineffizient. 4/

Eine Blockchain macht dann Sinn, wenn ich wirklich aber auch wirklich DEZENTRALITÄT brauche. Also dezentral erzeugter Konsensus ohne jede Möglichkeit einer zentralen Partei das System zu steuern. Wenn das nicht gegeben ist, ist eine Blockchain einfach nur ganz viel Zauber 5/

… und ganz viel Hokuspokus der im Vergleich zu einem zentralen klassischen Applikationsmodell immer verlieren wird. Wir lernen also: Es gibt sehr wenige ausgewählte Anwendungsfälle, in denen eine Blockchain tatsächlich irgendein Problem lösen könnte. 6/

Die allermeisten der sogenannten „Kryptowährungen“ da draußen haben zwei ganz große Red Flags gemeinsam:

1. Es gibt überhaupt kein Problem, dass sie mit einer Blockchain lösen würden

2. Sie erfinden Phantasiegeld für ihr System das außerhalb keinen Nutzen hat

7/

Kommen wir zu Letzterem: Nehmen wir an, wir lösen ein Problem mit einer Blockchain. Wofür brauchen wir jetzt einen eigenen Coin?

Die Wahrheit ist: Brauchen wir nicht. Für jedes „Problem“ da draußen eine eigene Währung zu erfinden die dann im Wert schwankt, je nachdem 8/

…wie die „Blockchain“ hinter dem „Problem“ grade benutzt wird ist oberflächlich betrachtet auch ohne makroökonomische Kenntnisse eine ziemlich bekloppte Idee.

Tatsächlich ist es meistens ein großes Schneeballsystem: Diese „Coins“ finanzieren vermeintlich die Entwicklung /9

dieser Projekte und haben darüber hinaus defacto null Mehrwert. Bedenkt man dass es diese „Coins“ technisch gar nicht braucht (selbst wenn das „Problem“ tatsächlich ein Problem wäre was zu lösen ist) bleibt vor allem eine Funktion: Sie machen einige wenige sehr sehr reich. 10/

Die zweite große Redflag: Die allermeisten dieser Projekte sind überhaupt nicht dezentral. Sie werden faktisch von Stiftungen oder Unternehmen betrieben. Ihre gesamte „dezentrale“ Infrastruktur liegt, wenn es hart auf hart kommt, unter der Kontrolle dieser Partei. 11/

Das ist ein Fakt. Es trifft auf LUNA zu so wie es am Ende auch auf die allermeisten anderen Projekte zutrifft. Und wo war nochmal der Nutzen eines dezentralen Systems das in Wahrheit überhaupt nicht dezentral ist? Genau: Null. Es ist ineffizienter, langsamer und komplexer. 12/

Es gibt Unternehmen wie Blockstream die Blockchain und Smart Contracts auch ganz ohne Zauber, großem Marketing und eigenem Coin machen. Keine Behauptung von Dezentralität und dementsprechend kennt das auch kein Investor weil es nix zu investieren gibt. 13/

Neben Blockstream gibt es zahlreiche anderer dieser „langweiligen“ B2B (Business) Systeme die Blockchains anbieten (oft auf Bitcoin als Settlement-Layer gebaut). Kann man als Privatperson übrigens auch gar nicht nutzen weil es eben reine B2B Unternehmens-Produkte sind.

Fakt ist: fast alle „Krypto“ Projekte vereint eine Reihe an Dingen:
1. Sie sind nicht dezentral.
2. Sie lösen keine echten Probleme sondern sind Schneeballsysteme, die ihre Erfinder*innen steinreich machen.
3. Es ist meistens eine Frage der Zeit bis sie kollabieren. 15/

4. Sie werden von zentralen Unternehmen oder Foundations kontrolliert die mit Marketing-Zauber und ganz viel Pyramidenlogik aus scheinbaren Problemen milliardenschwere „Währungen“ generieren, die außerhalb dieser Systeme nutzlos sind. 16/

Die Regulatorik muss dringend anerkennen, dass das faktisch Unternehmen sind in die Menschen investieren und es genauso behandeln. Gleichzeitig brauchen wir VIEL MEHR Aufklärung. In Schulen und überall sonst. 17/

Es geht nicht darum, dass alle verteilte Systeme verstehen aber es sollte jede*r den offensichtlichen Unterschied zwischen Krypto-Hokuspokus und einem wirklich dezentralen System erkennen, unabhängig davon was man ganz konkret davon hält. 18/

Jede*r muss in der Lage sein, bei Buzzwords wie „Blockchain“ nicht gleich zu Frank Thelen zu werden und jeden Mist zu glauben den einem ein Typ im Internet erzählt. Blockchain an sich ist relativ wenig. Den Hype machen Menschen und das meistens mit klaren Interessen. 19/

Und es muss Grenzen für die „Werbung“ für solche Projekte geben. Es kann nicht sein, dass quasi ohne Regulatorik Menschen in den Ruin getrieben werden. Denn bei aller Häme die mir bei #Cryptocrash kam: es sind Menschen die teils empfindliche Summe verlieren. 20/

Lasst euch nicht von vermeintlichen Heilsbringer*innen irgendwelchen Mist unter dem Namen #Krypto andrehen. Die meisten dieser Projekte haben keinen Nutzen außer einem: Yie Unternehmen, Foundations und Gründer*innen dahinter sehr sehr reich zu machen.