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May 16, 2022 25 tweets 11 min read Read on X
Update #Ukraine .
Im Überblick:
- das Ringen um die "Schlangeninsel" #Zmiinyi geht weiter, Meldungen extrem widersprüchlich.
- Finnland und Schweden wollen in die NATO, Moskau reagiert demonstrativ gelassen;
- Türkei droht mit Veto und könnte Bedingungen stellen.
Thread 👇
(1/25)
Die Seiten verbreiten weiterhin widersprechende Meldungen über die "Schlangeninsel".
RUS erklärte, dass es am 7. und 8. Mai zwei Rückeroberungsversuche durch ukr. Einsatzkommandos gegeben habe. Das Datum sei bewusst gewählt worden, um Moskau zum #9Mai eine Niederlage zu verpassen
Beide Rückeroberungsversuche seien abgewehrt worden.
UKR dementierte, dass es diese Versuche gegeben hatte und erklärte, dass man die "Schlangeninsel" nur bombardiert habe.
RUS veröffentlichte später Aufnahmen (siehe TG,weil 18+), die das vernichtete Einsatzkommando zeigen sollen
Beide Seiten reklamierten haufenweise zerstörte gegnerische Technik.
Zum Teil kommt es im Netz zu wilden und zugleich skurrilen Debatten, wo ein und dieselben Satellitenfotos von beiden Seiten verwendet werden, um zu beweisen, dass darauf gegnerische Technik zu sehen sei.
(4/25)
Zeitweise meldeten russ.Portale, dass man die Insel komplett verlassen hätte, und diese somit zu Niemandsland geworden sei.
Niemand habe dort "boots on the ground", weil die Insel sehr anfällig gegenüber Raketen- und Luftangriffen sei, so die Begründung.
(5/25)
Nun hieß es vor wenigen Tagen, dass russische Truppen die Insel doch wieder betreten hätten.
Man hätte wieder damit begonnen, Flugabwehrsysteme auf der Insel zu platzieren - als Ersatz für diejenigen, die zuvor zerstört wurden.
Moskau geht damit ein großes Risiko ein...
(6/25)
Die Insel ist extrem klein, im Prinzip nur ein flacher Fels im Schwarzmeer, der wie auf dem Silbertablett 35 km vor der ukr. Küste liegt.
Die Insel ist also extrem anfällig für ukr. Angriffe, die Kiew mit Angriffsdrohnen, Totschka-U-Raketen oder Kampfjets ausführen kann.
(7/25)
Um diese Gefahren zu beseitigen, müssten russ. Truppen dort eigentlich eine massive Flugabwehr aufbauen, was aber aufgrund der kleinen Fläche der Insel eher schwer vorstellbar ist.
Selbst wenn man das schaffen würde, müssten die Truppen permanent versorgt werden.
(8/25)
Die Versorgungslinien wären aber noch anfälliger als die Insel selbst und können vermutlich kaum komplett gedeckt werden.
Dennoch scheint der Wert der Insel für den russ. Generalstab größer zu sein, als die Risiken, Kosten und Verluste, die damit verbunden wären.
#Zmiinyi
(9/25)
Ukr. Geheimdienstchef Budanov erklärte in diesem Sinne: "Wir werden um die Insel so lange kämpfen, wie nötig", denn: wer die Insel kontrolliert, kontrolliert die gesamte Schifffahrt vor der ukrainischen Küste.
Das Ringen um die "Schlangeninsel" wird also sicherlich weiter gehen.
Nun ab nach Skandinavien.
Finnland und Schweden wollen der NATO beitreten.
Die offiziellen Beitrittsanträge sollen in Kürze (vermutlich noch diese Woche) gestellt, und dann im Eilverfahren von der Allianz "durchgewunken" und angenommen werden.
(11/25)
Die Allianz begrüßte natürlich diesen Schritt. Die NATO versucht schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, Stockholm und Helsinki zum Beitritt zu bewegen, was die Regierungen bislang abgelehnt hatten.
Nun ist es damit vorbei.
Finn. Präsident sprach vom "neuen Zeitalter".
(12/25)
Durch den Beitritt der beiden Länder wird die Ostsee im Prinzip zu einem NATO-Binnengewässer.
Nur an zwei vergleichsweise kleinen Abschnitten gehört die Ostsee-Küste keinem NATO-Land: bei russischen Sankt-Petersburg und Kaliningrad.
#FinlandNATO #SwedenNATO
(13/25)
Die direkte NATO-Russland-Grenze wird damit um 1300 km länger.
Dennoch war die Rhetorik auf beiden Seiten zuletzt fast schon beschwichtigend.
Schweden erklärte, dass man trotz des Beitrittes keine Atomwaffen und auch keine ausländischen Militärbasen bei sich aufbauen will.
(14/)
Auch der Kreml reagierte "verdächtig gelassen". Putin telefonierte mit dem finnischen Präsidenten.
Danach hieß es aus Helsinki, man habe ein "direktes und offenes Gespräch" gehabt, das "ohne irgendwelche Eskalationen verlaufen" sei. Man wolle gemeinsam "Spannungen vermeiden"
(15/
Moskau erklärte zudem trocken, man werde "Antwortmaßnahmen militärtechnischer und anderer Art" treffen, um die neuen Risiken abzufedern.
Von Peskow hieß es, man werde schauen, wie sich die Lage entwickelt, und auf die NATO-Schritte mit Gegenschritten reagieren, mehr nicht
(16/25)
Kurzum, beide Seiten versuchen die "skandinavischen" NATO-Beitritte derzeit anscheinend eher herunterzuspielen.
Des weiteren hieß es in Russland, dass der NATO-Beitritt der beiden Länder rein faktisch eh nichts ändert.
Beide Länder kooperieren eh seit Jahren mit der NATO.
(17/25)
Gemeinsame Manöver werden durchgeführt, beide Länder sind nach NATO-Standards ausgerüstet.
Der Beitritt der Länder in die NATO "formalisiert nur die schon vorhandene militärische Kooperation" und sei daher "eher ein polit-symbolischer als ein militärischer Schritt".
(18/25)
Brisant war eher, dass das NATO-Land Türkei zuletzt deutliches Missfallen gegenüber dem "skandinavischen" NATO-Beitritt äußerte.
Erdogan erklärte, man sehe die Beitritte von Finnland und Schweden nicht positiv, da die beiden Staaten „Gasthäuser für Terrororganisationen“ seien.
Nur einen Tag später signalisierte auch trk. Außenminister Cavusoglu, dass man den neuen NATO-Beitritten skeptisch gegenüberstehe.
Man sei zwar gesprächsbereit sei, aber Finnland und Schweden würden nun mal „Terrororganisationen“ wie die PKK oder YPG unterstützen.
(20/25)
Die Mehrheit der türkischen Bevölkerung sei gegen eine Aufnahme von Schweden und Finnland in die NATO, "und sie rufen uns dazu auf, diese zu blockieren", hieß es des weiteren von Çavuşoğlu.
Die Rede war also im Prinzip von einem möglichen türkischen Veto.
#FinlandNATO
(21/25)
Später hieß es, Ankara werde die NATO-Beitritte doch nicht blockieren.
Im Hintergrund sollen aber zähe Verhandlungen laufen.
Es wird vermutet, dass die türk.Regierung ihre Veto-Option als ein Druckmittel nutzt, um ganz konkrete Zugeständnisse vom Westen zu erringen.
(22/25)
Dazu zählen vor allem:
- Aufhebung von Sanktionen (insb. Rüstungslieferungen);
- Ende der westlichen Unterstützung für die kurdische YPG.
Generell hat Ankara den #UkraineKrieg bislang geschickt genutzt, um von allen Seiten politische und diplomatische Profite zu erzielen.
(23/25)
Die Türkei hat gute Beziehungen mit Kiew und liefert fleißig Waffen an die #Ukraine , allen voran die #BayraktarTb2 -Drohnen, und genießt dennoch weiterhin gute Beziehungen nach Moskau.
Im März agierte die Türkei als Vermittler bei russ.-ukr. Verhandlungen.
(24/25)
Es wird aber auch spekuliert, dass Erdogan das Ganze aus innenpolitischem Kalkül nutzt.
2023 finden in der Türkei Präsidentschaftswahlen statt.
Das Gezerre mit dem Rest der NATO sei sozusagen eher an das türkische Innenpublikum gerichtet, um Pluspunkte für 2023 zu sammeln
(25/25)

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Oct 16
Update #Drohnen
Heute mit Blick auf die Seekomponente.
Seedrohnen entwickeln sich rasant im #Ukrainekrieg. Als Kamikaze gibt es sie schon länger, nun entstehen auch Raketenwerfer, Flugabwehr, Minenleger etc.
Abwehr gegen sie ist schwer; ihr Potential ist enorm.
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Zur Erinnerung:
Einen ersten Teilthread zu Seedrohnen hatte es bereits gegeben.
Damals stand der massenweise Kriegseinsatz dieser Technologie noch absolut in den Anfängen, verursachte aber schon zu dem Zeitpunkt unübersehbare Signale an der Front.
(2/25)
Seitdem machten Seedrohnen und ihr Kriegseinsatz in dem rund einem Jahr einen gewaltigen Entwicklungssprung.
Im ersten Schritt waren es noch die klassischen Kamikaze-Drohnen, die im Laufe der Zeit immer mehr Sprengstoffmasse auf immer weitere Entfernung trugen.
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Oct 6
Update #Ukraine
Im Überblick:
- Wuhledar ist gefallen;
- russ. Vorrücken westlich von Krasnohorivka und in Torezk gemeldet;
- schwere Stellungskämpfe bei Vovtschansk und Kursk;
- Gerüchte über baldige Entlassung vom ukr. Geheimdienstchef Budanov machen die Runde.
Thread👇
(1/25) Image
Das lang umkämpfte Wuhledar ist gefallen.
Nach monate-, im Prinzip sogar jahrelangen Kämpfen wurde die Verteidigung rund um die Stadt vor zwei Wochen durchbrochen.
Daraufhin rückten russische Sturmspitzen in Kleingruppen vom Westen ein und banden ukr. Truppen in Straßenkämpfen
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Begleitet von massiven Bombardements innerhalb der Stadt und der Versorgungswege außerhalb, brach wenige Tage später die geordnete Verteidigung zusammen.
In den darauffolgenden Tagen übernahmen russische Truppen den Ort und hissten ihre Flaggen über der verhassten Festung.
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Sep 28
Update #Drohnen
Der #Ukrainekrieg führte zu einer Drohnenrevolution.
FPVs werden systematisch und en masse für Versorgung, Aufklärung und Angriffe genutzt.
Kriegsentscheidend wird die Drohnenabwehr, doch das Feld entwickelt sich langsam und zum Teil sehr kurios.
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(1/25) Image
Zunächst zur Erinnerung.
Es hat nun eine ganze Reihe an Threads zu Drohnen gegeben:
- Luftdrohnen:
- Seedrohnen:
- Landdrohnen:
- Letzte Drohnenentwicklungen:

(2/25)


Nun soll es explizit um Defensive gehen.
Der Einsatz von Drohnen hat auf dem Schlachtfeld riesige Maßstäbe angenommen, ohne dass es bislang eindeutig effektive Gegenmittel gibt.
Laut manchen Schätzungen werden bis zu 10k Drohnen aller Art *täglich* an der Front verheizt.
(3/25) Image
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Sep 21
Update #Ukraine
Im Überblick:
- russ. Vorrücken bei Krasnohorivka, Halbkessel bei Nevelske implodiert;
- Kämpfe bei Kursk: RUS führen Gegenoffensive, UKR durchbrechen weiteren Frontabschnitt;
- verheerende Angriffe auf Munitions- und Raketendepots in Westrussland.
Thread👇
(1/25) Image
Schwere Kämpfe toben im #Ukrainekrieg unvermindert weiter.
Bei Wuhledar arbeiten russ. Sturmverbände weiter daran, die Stadt von Ost zu umgehen, um die Versorgungswege zu kappen.
Ukr. Truppen leisten erbitterten Widerstand und haben Reserven an den Abschnitt (zurück)verlegt.
2/25 Image
Weiter nördlich rückten russ. Truppen weiter westwärts von Krasnohorivka vor, eroberten Heorhivka und rückten zeitgleich in Maximilianivka und Hostre ein.
Es wird erwartet, dass nach dem Fall von Krasnohorivka die Stadt Kurahivka zum nächsten großen Verteidigungsknotenpunkt wird. Image
Read 25 tweets
Sep 11
Update #Ukraine
Im Überblick:
- russ. Truppen starten neue Offensive auf Wuhledar;
- schwere Kämpfe bei Pokrovsk und Torezk: Krasnohorivka gefallen, Niu-York wieder umkämpft;
- Sorgen im Westen: belarussische Truppenansammlungen und iranische Raketenlieferungen.
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(1/25) Image
Nach einer fast einjährigen Starre ist der Wuhledar-Frontabschnitt im Südosten wieder in Bewegung gekommen.
Russ. Truppen haben eine Offensive an den Flanken der Stadt gestartet und versuchen offensichtlich, einen Kessel rund um den bislang uneinnehmbaren Ort aufzubauen.
(2/25) Image
Zur Erinnerung:
Im Laufe des Krieges hat es schon mehrfache frontale Sturmversuche von Wuhledar gegeben, die extrem verlustreich zurückgeschlagen wurden.
Seitdem ruhte dort die Front.
Die Stadt ist allein schon von ihrer Bauweise eine regelrechte Festung
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Aug 29
Update #Ukraine
Im Überblick:
- schwere Lage im Donbass: rus. Truppen rücken Richtung Pokrovsk vor;
- Stellungskämpfe bei Kursk: Moskau errichtet Defensivanlagen, Kiew bereitet längere Besatzung vor;
- Folgen von Kursk: geheime Verhandlungen offensichtlich geplatzt.
Thread👇
1/25 Image
Schwere Kämpfe gehen im #Ukrainekrieg weiter.
Trotz verlustreicher Gefechte bleibt die 450km lange Frontlinie entlang des Dnjepr und weiter quer durch Zaporizhya bis nach Wuhledar weitgehend statisch.
Die Lage wird von Positionskämpfen, Drohnen und Artillerieduellen dominiert.
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Die Donbass-Front ist dagegen weiter in Bewegung.
Nordöstlich von Wuhledar eroberten russ. Truppen in den letzten Tagen das lang umkämpfte Konstantinivka und sicherten damit endgültig die Kontrolle über die T-05-24-Trasse, die einst eine wichtige ukr. Versorgungsarterie war.
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