“Wie offen sind ‘offene’ Online-Gemeinschaften?” fragen @loradob und ich in unserem #openaccess verfügbaren Artikel in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: link.springer.com/article/10.100…
Selbst kommerzielle Plattformen wie Facebook, Twitter oder YT sind, verglichen mit traditionellen Medien, offen, weil sie Filterlogiken traditioneller Medien zumindest partiell umkehren. Sie ermöglichen verschiedenen Formen von Gemeinschaftsbildung. 2/11
Manche dieser Gemeinschaften setzen bewusst auf Exklusivität (z.B. geschlossene FB-Gruppen), andere setzen auf offenheitsorientierte Zugangsregeln, verschreiben sich also einer Offenheitsprogrammatik (z.B. im Kontext von Open Source, Open Strategy oder Open Data). 3/11
Offenheitsprogrammatik verspricht Vorteile dank größerer Offenheit, z.B. mehr “Eyeballs” bei Suche nach Softwarefehlern, mehr Ideen und Wissen in Innovationsprozessen, mehr Transparenz und Verantwortlichkeit bei staatlichem Handeln. 4/11
Aber: Ausschlüsse trotz (oder sogar wegen) Offenheitsprogrammatik sind kaum Thema. Am meisten noch bei Open Government (z.B. journals.sagepub.com/doi/abs/10.117…) oder bei Wikipedia (z.B. journals.sagepub.com/doi/full/10.11…), die mit gewissen Repräsentativitäts- bzw. Neutralitätslogiken einhergehen. 5/11
Um Schließungen im Kontext von als offen markierten Online-Communities zu untersuchen, nehmen wir konkrete Inklusions- und Exklusionsweisen in den Blick und identifizieren drei Typen von Offenheit-Geschlossenheit-Konfigurationen, die wir jeweils mit Beispielen illustrieren. 6/11
Typ #1: Schließung wegen Öffnung: Historisch z.B. hat das seit 1766 (!) in Schweden geltende “Offentlichetsprincipen” zu mündlicher Entscheidungskultur mit minimaler Schriftlichkeit geführt. (“Jedes Schriftl ein Giftl”). Ähnlich auch in aktuellen OpenData-Cases. 7/11
Typ #2: Schließung trotz Öffnung: Trotz niedrigschwelliger Inklusionsmodi (“anyone can edit”) kämpft z.B. Wikipedia mit anhaltendem Mangel an Diversität unter Beitragenden (
Typ #3: Öffnung durch Schließung: Offenheitsideale - z.B. zu einem Thema - gerade durch rigiden Ausschluss bestimmter Inhalte und Kommunikationsverhalten zu verfolgen, illustriert am Beispiel des Reddit-Forums r/relationships (theatlantic.com/technology/arc…). 9/11
Im Ergebnis betonen wir die Ambivalenz von Schließungen gerade im Kontext von Gemeinschaften mit Offenheitsprogrammatik: Schließungen können dazu dienen, Offenheitsideale (un)bewusst zu unterlaufen ebenso wie diese zu ermöglichen. 10/11
Was folgt daraus? Wir meinen, eine Abkehr von der Annahme einer generalisierbaren Offenheit an sich, hin zu spezifischer Offenheit, die mit bestimmten Schließungen einhergeht oder auf diese sogar angewiesen ist. 11/11
PS: Der Beitrag erscheint im KZfSS-Sonderheft "Internet, Big Data und digitale Plattformen: Politische Ökonomie – Kommunikation – Regulierung", herausgegebenen von Ulrich Dolata & Jan-Felix Schrape. Zu ihrer Einleitung hier entlang bitte: link.springer.com/article/10.100…
Zunächst einmal führt überhaupt kein Weg daran vorbei, die öffentlich-rechtlichen Mediatheken "social" zu machen. Zumindest eine Kommentarfunktion wird über kurz oder lang implementiert werden müssen. 2/12 #Fernsehrat
Wer heute öffentlich-rechtliche Inhalte kommentieren oder sonstwie direkt Rückmeldung (z.B: via Like) geben will, muss diese inhalte auf YouTube oder anderen kommerziellen Plattformen suchen, weil das nur dort möglich ist. Das ist absurd und kann keine Dauerlösung sein. 3/12
Bei aller teilweise berechtigter Kritik an öffentlich-rechtlichen Medien: zumindest kann nicht irgendein reicher Dude morgen daherkommen, und ein Übernahmeangebot legen. Ein #Fernsehrat-Thread. 1/10
Darin liegt eine Stärke eines reichweitenstarken (=relevanten) öffentlich-rechtlichen Angebots im Zeitalter digitaler Plattformen: es folgt keiner Börsen- oder Profitlogik. 2/10
Klar, deshalb müssen die Inhalte noch lange nicht besser sein. Sind sie teilweise auch nicht. Aber dass es (auch) relevante Teilöffentlichkeiten gibt, die primär einem demokratischen Auftrag verpflichtet sind, ist eine Errungenschaft - heute wichtiger denn je. 3/10
In der FAZ gastkommentiert der Dokumentarfilmer David Bernet gegen Wikipedia-kompatible Lizenzen für öffentlich-rechtliche Inhalte (zeitung.faz.net/faz/medien/202…).
Ein kurzer #Fernsehrat-Thread, warum und wo Bernet hier falsch liegt. (Spoiler: fast überall.) 1/13
Frei lizenzierte, öffentlich-rechtliche Inhalte sind keine bloße Nettigkeit, kein Geschenk an die Wikipedia & deren Leser:innen (also uns alle). Denn öffentlich-rechtliche Medien erreichen so neue Zielgruppen und erfüllen so ihren Auftrag im digitalen Zeitalter. 2/13
Wie gut das funktioniert, belegen die über 1 Million Abrufe/Monat, die kurze Clips der ZDF Doku-Reihe Terra X inzwischen via Wikipeda erzielen. Gut für Wikipedia. Gut für die Zuschauer:innen. Gut für die Reichweite von Terra X. 3/13
Aus aktuellem Anlass: die Frage, ob Patentrechte während einer Pandemie ausgesetzt werden sollten, hat nichts damit zu tun, ob man für oder gegen Marktwirtschaft bzw. die Pharma-Industrie ist. Selbst die Folgen für Innovationsdynamik können sogar positiv sein.
Ein Thread. 1/17
Innovationsfördernden Aspekten von Patenten wie Investitionsschutz und Offenlegungspflicht stehen auch innovationshemmende gegenüber. Die drei wichtigsten sind (1) Erschwerung rekombinatorischer (Folge-)Innovation, (2) strategisches Patentieren und (3) Patent-Trolle. 2/17
Ad Rekombination: Innovationen bauen aufeinander auf. Klärung von Rechten sowie Kosten für Lizenzierung (sofern überhaupt lizenziert wird) können Innovation stark erschweren, Heller&Eisenberg sprechen hier von Anticommons-Problemen: science.org/doi/abs/10.112… 3/17
Es gibt keine völlig unabhängige Medien. Was es aber durchaus gibt, sind unterschiedliche Typen von Abhängigkeiten. Gleiche Formen der Abhängigkeit bedeuten aber noch lange nicht gleiche Qualität. Am Ende zählt, wie Medien mit ihren jeweiligen Abhängigkeiten umgehen.
#1 Primär via Werbung finanzierte, private Medien (z.B. Gratiszeitungen). Abhängigkeit besteht vor allem von großen Werbekunden, in Ö damit auch von Bundes- und Landesregierung(en). Private Eigentümer beeinflussen durch Personalauswahl die politische Ausrichtung.
WU-Kollege Ulrich Berger (@VARulle) fordert „mehr Wirtschaftsbildung“ und stellt die Frage: „Sie glauben also nicht, dass MAN in der Realität Gewinnmaximierung betreibt?“(
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit: Nein.
Ein BWL-Thread.
Wie ich meiner BWL-Einführungsvorlesung betone, arbeiten Unternehmen in der Praxis mit verschiedenen Zieldimensionen. „Gewinnmaximierung“ fällt dabei in die Kategorie „unbegrenzte“ Ziele.
Problem unbegrenzter Ziele: es ist unmöglich zu wissen, ob sie erreicht werden.
Mehr noch, selbst im Nachhinein bleibt unklar, ob der Gewinn maximiert wurde. Auch im Rückblick hätten einzelne Entscheidungen vlt. zu noch höherem Gewinn führen können. Ganz abgesehen davon, dass kurzfristige Gewinnsteigerung langfristig von Nachteil sein kann und umgekehrt.