.@RBingener & @mwehner4 haben noch einmal die Russland-Politik von @sigmargabriel aufgearbeitet und man fragt sich, was das Skandalöseste ist. Versuch einer Zusammenfassung: 1) Gabriel hat sich nach der Annexion der Krim permanent für einen Abbau der Sanktionen stark gemacht 1/7
2) Er sprach wiederholt vom "Bürgerkrieg" in der Ukraine. 3) Er erhöhte massiv die deutsche Energie-Abhängigkeit von Russland 4) Es gab undurchsichtige Treffen mit #Schröder und dem berüchtigten Matthias Warning, an Details kann Gabriel sich irgendwie nicht so gut erinnern. 2/7
4) Gabriel dankte Putin 2015 dafür, dass er sich für ihn Zeit nehme, obwohl dieser "gerade mit dem Konflikt in Syrien“ zu tun habe. (Zur Erinnerung: Putin griff für Assad in dem Krieg ein und es gab bereits Berichte über zivile Opfer). 5) Kurz vor dem russischen Totalangriff 3/7
auf die Ukraine erfand Gabriel sich plötzlich ganz neu und wurde zum Transatlantiker. 6) Wenn Journalist:innen ihn zu seiner Russland-Politik befragen, droht er mit rechtlichen Schritten. So auch in diesem Fall. Ich erinnere mich daran, kurz nach Gabriels Antritt als Außen- 4/7
minister im Spiegel gelesen zu haben, dass Gabriel es schon "etwas ganz besonders" fand, wenn ein Wladimir Putin sich für einen Zeit nehmen (da war der Mann schon lange (Kriegs-)Verbrecher) und ich befürchte, um genau das geht es Männern wie 5/7
#Gabriel und #Schröder: Sich mit mächtigen Mackern zu umgeben, damit sie sich selbst mächtig fühlen, um Geld, um Einfluss, um Macht. Sie interessieren sich nicht für die Opfer von Putin, egal ob in Russland, der Ukraine oder in Syrien. Ihnen geht es 6/7
auch nicht um irgendeine historische "Versöhnung" mit Russland, sondern ums eigene Ego. Und da kann man sich dann ganz schnell vom Russland-Freund zum Atlantiker wandeln. Und wehe jemand nimmt es sich raus, den großen Jungs kritische Fragen zu stellen. 7/7
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Gestern wurden auf dem polnischen "Friedhof der Lemberger Adler" in Lwiw die bisher eingebauten Löwen-Statuen sichtbar gemacht. In Polen stieß das auf Begeisterung. Was ist die Bedeutung dieser Geste und des Friedhofs? Ein Thread über die Geschichte einer Versöhnung:
1/21
Der Lytschakiwski-Friedhof war seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ein wichtiger Friedhof für die Bevölkerung von Lwiw/Lwów/Lemberg. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts – als Lwiw noch Teil der Habsburger Monarchie war – wurden hier Menschen aller christlichen Konfessionen
2/21
begraben. Für Polen war und ist der Friedhof ein wichtiger Erinnerungsort der Nationalgeschichte: hier legen auch Teilnehmer der polnischen Aufstände von 1830/31 und 1863/64 gegen das russische Zarenreich begraben. Aber genauso wichtig ist er für die Ukrainer:innen.
Ein thread zur Geschichte der Ukrainer:innen im Habsburger Reich: Die Geschichte der #Ukraine wird oft als Teil der russischen Geschichte begriffen. Dabei ist sie auch ein Teil der (ost-)mitteleuropäischen Geschichte, nicht zuletzt, weil viele Ukrainer:innen im
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19. Jahrhundert in enger Nachbarschaft mit Polen, Juden, Rumänen, Ungarn und Slowaken im Habsburger Reich lebten.
2/24
Nach der letzten Teilung Polen-Litauens 1795 durch das Russische Reich, das Habsburger Reich und Preußen, lebten Ukrainer entweder unter zarischer oder habsburgerischer Herrschaft.
Weiter geht's mit den Fehlannahmen: In der @NZZ behauptet Herfried Münkler, dass der Krieg hätte verhindert werden können, hätte man doch nur mit Putin verhandelt und die Neutralität der Ukraine garantiert: nzz.ch/international/… Woher wissen wir das? Putin hat schon lange 1/5
deutlich gemacht, dass er keine Neutralität will (die Selenskyj schon kurz nach Kriegsbeginn ins Spiel gebracht hat), sondern dass er die EXISTENZ der Ukraine als historischen Fehler betrachtet. Diesen will er nun rückgängig machen (Russifizierung, Einführung des Rubel, Zer- 2/5
störung ukrainischer Kulturgüter). Diese Realität müssen wir zur Kenntnis nehmen und die Frage beantworten wie unter diesen Bedingungen verhandelt werden soll/kann. Münkler spricht zwar von Russlands imperialen Träumen, der Kern ist aber, dass Putin die Ukraine als Teil der 3/5
Dieser Artikel im @cicero_online ist symptomatisch für die deutsche Debatte. Die Autor:innen fordern man müsse die "Vorgeschichte" des Kriegs analysieren und wo beginnt diese "Vorgeschichte"? Genau: mit der NATO-Osterweiterung. Die Ukraine als Akteur fehlt mal wieder völlig. 1/7
Es war die Orangene Revolution, die Putin traumatisiert hat (siehe Buch v. M. Sygar "Endspiel"), also das erste Anzeichen für die Stärke der Demokratie in der UA. 2014 griff Putin ein als die Ukrainer:innen sich abermals wehrten und sich von Moskau emanzipierten. Das taten 2/7
sie nicht auf Grund der NATO, sondern weil sie es wollten. Gesellschaften sind auch Akteure der Geschichte, nicht nur "Großmächte". Was fehlt außerdem in der Analyse der "Vorgeschichte"? Die Radikalisierung des Putin-Regimes nach innen und nach außen. Die Geschichte 3/7
Heute vor 78 Jahren begann die Deportation der #Krimatataren aus ihrer Heimat. Dieses Ereignis erinnern sie bis heute als Sürgünlük (Exil) und es ist das größte Trauma ihrer Geschichte. 1/19
Vorausgegangen war der Deportation die Rückeroberung der Krim durch die sowjetische Armee im Zweiten Weltkrieg. Dieses Ereignis machte besonders Sewastopol in der sowjetischen bzw. russischen Erinnerung zu einem Ort des Heldentums. 2/19
Für die Krimtataren aber war die Rückeroberung eine Katastrophe: Stalin beschuldigte sie kollektiv der Kollaboration (obwohl viele in der Roten Armee und als Partisanen kämpften) und ließ praktisch die gesamte krimtatarische Bevölkerung (ca. 3/19
Geschichte der Krim seit 1787 bis zur Gegenwart ein 🧵, part 2 (sorry, it's a long story): Nach 1945 wurde die Krim außerdem zu einem beliebten Reiseziel. Das hatte es im Zarenreich schon unter den Eliten gegeben, jetzt gab es einen sowjetischen Massentourismus, 1/17
der das nostalgische Gefühl gegenüber der Halbinsel in Russland und der Ukraine erklärt. 1954 fand die berüchtigte „Schenkung“ der Krim (inzwischen nur noch ein Verwaltungsbezirk, oblast‘) an die Sowjetukraine durch Nikita Chruschtschow statt, angeblich aus Anlass der 2/17
300-Jahresfeier der „Wiedervereinigung“ von Russen und Ukrainern. Tatsächlich dürften infrastrukturelle und ökonomische Überlegungen entscheidend gewesen sein. Die Krimtataren wurden offiziell erst 1967 rehabilitiert. Schon in den 1960er Jahren wurden einige zu Dissidenten, 3/17