Thread by @KonLex09

#pandemieleugner_lsa
#de2305 Dessau
Esoterik und Rechtsextremismus

Auch in Dessau gab es am Montag eine weitere von Reichsbürgern geprägte Kundgebung mit Aufzug ("Spaziergang").
Die rot-grün-weiße Fahne im Vordergrund gibt es derweil häufige. Es ist die Fahne des früheren

Herzogtums Anhalt. Sie verweist auf die Zugehörigkeit zur Reichsbürgerideologie, ist aber weniger auffällig als die Fahne des Kaiserreichs. Die Tendenz, auf die Fahnen früherer Gliederungen des Kaiserreichs zurückzugreifen, ist auch andernorts zu beobachten.

Bei der Telegram-Verlesung vor dem Aufzug wurde nahegelegt, dass die derzeitigen Affenpocken-Viren in US-Biowaffenlaboren gezüchtet wurden, man habe bereits die passenden Impfstoffe dazu.
Danach wäre die Ausbreitung der Affenpocken eine weitere "Plandemie". Andere "Querdenker"

behaupten derweil, die sichtbaren Symptome des Virus seien eine Impfnebenwirkung.
Zutreffend ist, dass das Pockenvirus bestimmte Eigenschaften hat, die eine Modifikation zu Einsatz als Waffe nahelegen; in der Sowjetunion soll an einer "Pockenwaffe" von 1930 bis 1990

geforscht worden sein.

Es folgt die Falschbehauptung vom Hitlergruß beim ESC, außerdem sei die Ukraine voller Nazis, die"Clique um Selenskyj herum" sei Nazi, außerdem Zauberkünstler, Clowns und Schauspieler. Bodenlose Diffamierung.

"Falls Russland dort nicht richtig aufräumen kann", so der Redner. Russland solle mit dem Angriffskrieg aufräumen, die Ukraine aber keine Waffen erhalten. Das ist deutlich.
@Polizei_DeRo, ist das Billigung eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges? Falls Verdacht, Offizialdelikt

Eine Rednerin bat das Universum um die Erfüllung (Manifestation) verschiedener Wünsche. Das Universum ist so groß und gewaltig... ich hoffe, es antwortet leise und behutsam.

Nach dem Aufzug geht es zuerst um Churchill. Es gibt unter Geschichtsrevisionisten eine Reihe von Zitaten von Churchill und Eisenhower, die teils erfunden, teils aus dem Zusammenhang gerissen sind und deren "Deutschfeindlichkeit" beweisen sollen, die dazu geführt habe, dass das

deutsche Volk zum Zweiten Weltkrieg gezwungen worden sei, und dass beide die Deutschen hätten ausrotten wollen. Damit werden die Verbrechen des NS negiert. In der Auffassung der Reichsbürger war der WWII Folge des WWI, beide Kriege, wird behauptet, wären Verteidigungskriege.

Mit dem Bezug auf 103 Jahre schließt der Redner an diese geschichtsrevisionistische Behauptung an.

Es folgt ein leicht abgewandeltes Herder-Zitat (oft Kant zugeschrieben), das mit dem nachfolgenden Satz Aktualität erhalt soll: "Merkt ihr was? Merkt ihr es im täglichen Leben? Man will uns absolut vernichten."
Vorstellungen einer vermeintlichen Fremdbestimmung Deutschlands

wurden in der deutschen Geistesgeschichte bis zum 30jährigen Krieg zurückbehauptet, siehe z.B. den Historiker und Antisemiten Treitschke.

Und sofort geht es mit dem Ideologem des White Genozide weiter. Die "8%" "Menschen, "die sich weiße Menschen nennen, will man vermischen". Es wird nicht ganz deutlich, aber er spricht von den "vermischten" Nachkommen.
Die Angst vor der "Vermischung" gab es in den 1920ern bei

Ludendorff ("Völkerbrei"), bei Hitler ("Mein Kampf" im Zusammenhang mit der Ruhrbesetzung), später der "Hooton-Plan" (der von Goebbels ausgeschlachtete "Kaufmann-Plan" sah die Sterilisierung der Deutschen vor). Die Aussage, dass die Nachkommen "nicht mehr geistig ganz so auf der

Höhe seien" geht auf die (NS)-Rassetheorie zurück: Danach würden die Nachkommen von Eltern unterschiedlicher Rassen von beiden Rassen nur die schlechtesten Eigenschaften übernehmen, weshalb der NS-Staat rigoros gegen sogenannte "Rasseverbrechen" vorging.

"Rasse" in den vorangegangen Tweets im Sinne der Rassetheorie; es sollte klar sein, dass es keine Rassen gibt.
Was der hier Redner vorträgt, ist knallharter Rechtsextremismus mit Bezügen zum Nationalsozialismus.

In der verqueren Welt des Redners wird nun die Flüchtlingskrise 2015 als lange geplantes Ereignis gegen die Deutschen dem Nationalsozialismus zugeschrieben. Die dahinter stehenden Überzeugungen äußert der Redner nicht (es würde nicht besser).
Es gehört zum ideologischen

Inventar der Reichsbürger, sich auf absurde Weise vom NS abzugrenzen, während sie teils im Kaiserreich geronnene und im NS aufgehobene, teils mit dem NS entstandene Ideologeme aufnehmen. Dass in ihren TG-Gruppen z.B. Filme aus der Zeit des NS geteilt oder empfohlen werden, zeigt,

wes Geistes Kinder diese Leute letztlich sind.

Es überrascht nicht, dass der Redner fordert, man sollen in den "Posts" "recherchieren", "die etliche Jahrzehnte alt sind." Letztlich geht es, behaupte ich, um die Propaganda des NS-Staates und dem Widerhall der Propaganda in der frühen Zeit der Bundesrepublik (daneben fiele

mir das Thule-Netzwerk ein, aber ich denke, die "Posts" sind eine Fehlformulierung). Mit den "geänderten" Geschichtsbüchern, die zusätzlich "neu geschrieben" wurden, sind wir nun beim von der Rechten so genannten "Schuldkult".

Politiker würden installiert, "hochgezüchtet", "von klein auf geschult", "indoktriniert" und von 300 Personen weltweit angeleitet, um deren Agenda durchzusetzen. Klingt nach dem verschwörungsideologischen Begriff vom "Komitee der 300".

Am Ende weitere Reichsbürgerideologeme in Abwandlung. Ohne weiteren Kommentar eine Anekdote: Als die West-Pegida-Vorkämpferin Esther Seitz 2017 in Karlsruhe mit Anhängern und einem Sarg für das Grundgesetz dauerdemonstrierte, rief jemand von der Tram zu einem Redner hinüber:

"Was redest Du denn über das Grundgesetz? Ich kenne Dich, Du bist Reichsbürger. Für Dich gibt es doch gar kein Grundgesetz!"

Ich habe es weiter oben verpasst. Der Redner (Churchill u.s.w.) hatte erklärt, er habe recherchiert in der "Express-Zeitung" aus der Schweiz, jener Schweiz, in der man noch die Wahrheit kenn würde. Die Veröffentlichung ist eine verschwörungsideologische Publikation, zu deren

Autoren der Illuminaten-Jäger und Antisemit Tillman Knechtel gehört, der durch ein Buch über die Familie Rothschild bekannt ist, dass die mit Rotschild verbundenen antisemitischen Verschwörungsmythen wiederkäut. Es gibt dort mehrere Veröffentlichungen unter dem Titel "100 Jahre

Krieg gegen Deutschland".

Ein Fazit. Hätte in Dessau eine der einschlägigen rechtsextremen Parteien demonstriert und die White-Genozide-Behauptungen in gleicher Weise wiedergegeben, gäbe es mediales Interesse und Verurteilung. Aber weil es die Pandemieleugner sind, die oftmals als "harmlose Spinner" (ja,

ableistisch) abgetan werden, als "Impfgegner", als "Maßnahmengegner" falle sie weitgehend aus dem medialen Interesse. Bei der Verbreitung ihrer Narrative spielt es aber keine Rolle, ob diese Leute >organsierte Rechtstextreme< sind. Sie sind rechtsextrem und Brandbeschleuniger

rechtsextremer Auffassungen und Verschwörungsmythen. Sie sind noch immer eine Gefahr für die Offene Gesellschaft.

Ich ergänze mal den erst heute gelesenen Artikel der mz dazu.
mz.de/lokal/dessau-r…