Thread by @florianaigner

Österreichs Umweltministerin @lgewessler hat heute eine Wasserstoffstrategie präsentiert. Was für ein Fortschritt gegenüber dem, was Kanzler Kurz vor der grünen Regierungsbeteiligung zu #Wasserstoff eingefallen ist!
Wasserstoff ist nämlich eine etwas komplizierte Sache.
(Thread)

Beim Thema Wasserstoff muss man sich immer zwei wichtige Dinge ansehen: 1)Woher kommt er?
Heute wird Wasserstoff nämlich oft aus Erdgas gemacht, das hat mit Nachhaltigkeit natürlich nichts zu tun. Das ist fossile Energie. Diesen Sektor auszuweiten, wäre klimapolitischer Wahnwitz.

Man kann die Klimaschädlichkeit verringern, indem man das CO2 bei der Wasserstoffproduktion abscheidet ("türkiser Wasserstoff"). Am besten ist aber grüner Wasserstoff: Den bekommt man, wenn man Wasser durch Elektrolyse spaltet und dafür Strom aus erneuerbaren Quellen nimmt.

2. Frage: Wofür soll Wasserstoff verwendet werden? Theoretisch wäre vieles möglich - vom Heizen bis zum Auto. Aber vieles davon wäre Unsinn. Wasserstoff ist eine sehr hochwertige Energiequelle, die man nur dort einsetzen soll, so etwas anderes nicht möglich ist.

Das ist zum Beispiel bei bestimmten Industrieprozessen der Fall, in der chemischen Industrie oder in der Stahlindustrie. Auch zur Speicherung von Energiespitzen ist Wasserstoff vernünftig nutzbar.

Leider werden diese simplen Fakten in der politischen Diskussion immer wieder verdreht. Kanzler Kurz sprach tatsächlich davon, Österreich zum Wasserstoffauto-Vorreiterland zu machen. Das ist Unsinn. Elektroautos haben sich bereits durchgesetzt.

Man erinnert sich auch an Armin Laschet, der Elon Musk tatsächlich fragte, ob Wasserstoff die Zukunft des Autos ist. (Cringe!)

Und genau das gefällt mir an Österreichs Wasserstoffstrategie: Es wird klar gesagt, wofür der Wasserstoff da ist: NICHT für Autos, NICHT fürs Heizen, aber für andere Dinge, wo es anders nicht geht. Genau so ist es sinnvoll.

Und vor allem wird (und das freut mich wirklich sehr) Wasserstoff nicht generell als umweltfreundlich dargestellt, sondern es wird klar gesagt: Klimaneutraler Wasserstoff muss her. 80% bis 2030 - das klingt nicht schlecht. Dafür soll 1GW Elektrolysekapazität geschaffen werden.

Das Einzige, was mich hier stört: Eigentlich ist auch "türkiser Wasserstoff", der hier auch noch als klimaneutral gezählt wird, nicht nachhaltig - alleine schon dadurch, dass der dafür notwendige Rohstoff Methan entweichen kann und dann das Klima schädigt.

Man scheint aber darüber nachgedacht zu haben: Im Papier steht, dass Leakage bei der Bilanz mitberücksichtigt werden muss. Gut so. Mittelfristig darf es aber nur grünen Wasserstoff geben, alles andere ist höchstens Übergangslösung.

Man muss bei solchen Konzepten natürlich immer erst mal abwarten, was tatsächlich herauskommt, aber ich finde: Einige Fallen, in die andere PolitikerInnen getappt sind, wurden hier sehr bewusst vermieden. Ich glaube, so kann Wasserstoff tatsächlich Sinn ergeben.