Nikita Gerassimow Profile picture
Jun 9, 2022 25 tweets 12 min read Read on X
Update #Ukraine .
Im Überblick:
- RUS/LDVR-Truppen überqueren angeblich den Seversky Donets und rücken auf #Slavyansk vor;
- Moskau schickt neue Militärkolonnen nach #Zaporizhzhia ;
- 7. Sanktionspaket in Vorbereitung, Streit um ihre Wirkungsweise geht weiter.
Thread 👇
(1/25)
Russischen Truppen ist es nach LDVR-Angaben gelungen, den wichtigen Fluss Seversky Donets nördlich von Slavjansk zu überqueren.
Ukr.Seite bestätigte dies nicht, sprach aber davon, dass die Gegenseite "versucht, ihre taktischen Positionen in Richtung Slavjansk" zu verbessern.
(2/)
Aus einer Karte, die #Donetsk hierzu veröffentlichte, geht hervor, dass der Vorstoß nicht über die Hauptstraße östlich von #Slavjansk erfolgte, sondern praktisch über das Waldmassiv weiter im Norden.
Inwiefern das stimmt, lässt sich im Moment nicht genau bestätigen...
(3/25)
...es wurden allerdings Luftaufnahmen von starken Bränden im Waldmassiv Isjum-Slavjansk verbreitet.
Die Brände sollen tatsächlich wegen der heftigen Kämpfe in dem Gebiet ausgebrochen sein.
Dies würde die Darstellung aus #Donetsk zumindest indirekt stützen.
#Donbass
(4/25)
Ein Vorstoß über das Waldmassiv wäre zugleich eher ungewöhnlich für die bisherige Vorgehensweise der rus.Truppen.
Durch den Wald lässt sich kaum schwere Technik befördern.
Ein Vorstoß müsste ohne die "klassischen" Panzerkolonnen, sondern ausschließlich mit Infanterie erfolgen.
5/
Möglicherweise sollte hier aber auch ein gewisser Überraschungseffekt eine Rolle spielen.
Zur Diskussion steht nun, ob die Waldbrände einer der Seiten militärisch "nützen" könnten.
Da gibt es verschiedene Interpretationen...
(6/25)
Die Einen rechnen damit, dass die Waldbrände eher ein Problem für UKR darstellen, weil ihre Verteidigungslinien de facto "ausgeräuchert" werden.
Die Anderen sprechen vom Gegenteil und sehen in den Bränden einen neue und vor allem kaum überwindbare Hürde für russ.Infanterie
(7/25)
Russische Medien berichten zudem von neuen Militärkolonnen, die in die #Ukraine unterwegs seien.
Brisant ist in diesem Fall, dass die neue Technik NICHT in den #Donbass geht, wo die Hauptkämpfe stattfinden, sondern angeblich in die Region #Zaporizhzhia
(8/25)
Eigentlich hatte sich der Kreml zuletzt ja voll auf die "Schlacht um Donbass" konzentriert. Warum so viel neue Technik nun aber aufm Weg nach #Zaporizhzhia gesichtet wird, ist nicht ganz klar.
Eine einfache Truppenrotation oder Kompensation der Verluste scheint es nicht zu sein.
Nicht ausgeschlossen wird entweder eine Art Ablenkungsmanöver.
Oder aber, dass russ. Truppen tatsächlich (wieder) eine zweite Stoßrichtung aufmachen wollen, die weit hinter den wichtigsten Verteidigungslinien im #Donbass einschlagen würde.
Offiziell wurde dazu aber nichts gesagt.
Genau genommen würde eine zweite "Zaporizhja-Front" aber ziemlich präzise in die neuen Ziele passen, die in russ.Medien zuletzt immer stärker durchklingen.
Die Einnahme von ganz #Zaporizhzhia sei demnach ein "Muss" für Moskau.
Hier mehr dazu👇
(11/25)
Außer militärisch ist im #UkraineKrieg natürlich die wirtschaftliche Komponente von entscheidender Bedeutung.
Nach Angaben polnischer und ukrainischer Medien hat die EU die Vorbereitung des 7. Sanktionspaketes begonnen...kaum eine Woche, nachdem das 6. verabschiedet wurde
(12/25)
Das neue Sanktionspaket könnte theoretisch die Abschaltung aller russischer Banken vom SWIFT beinhalten sowie fordert Kiew vom Westen ein komplettes Embargo auf russisches Öl, so zumindest die Medienberichte bislang.
(13/25)
Wie weit die Sanktionen aber überhaupt produktiv sind, wird allerdings immer hitziger umstritten.
Bei der Guardian haben zuletzt gleich zwei Wirtschaftsexperten die Sanktionen scharf angezweifelt.
"Die EU sollte Sanktionen vergessen - sie schaden mehr als sie nützen", hieß es.
Demnach würden die Sanktionen den Konflikt nicht stoppen, stattdessen aber "massives Leid weltweit" durch explodierende Preise anrichten, so Simon Jenkins von der Guardian.
Die Sanktionen würden "eindeutig Ländern in West- und Mitteleuropa schaden, die sie verhängen."
(15/25)
Die Strafmaßnahmen hätten zwar "der Kreditwürdigkeit Russlands geschadet, aber allein der Anstieg der weltweiten Gaspreise um 70% hat die (russ.) Zahlungsbilanz in die Höhe getrieben."
Der russ. Handelsbilanzüberschuss sei jetzt dreimal höher als vor dem #UkraineKrieg .
(16/25)
Das scheint tatsächlich auch mit Zahlen anderer Wirtschaftsfachleute im Einklang zu stehen.
So wurde bereits Anfang Mai festgestellt, dass Moskau in den ersten vier Monaten des Jahres 50% seiner geplanten Jahreseinnahmen gutmachte.
Hier mehr dazu👇
(17/25)
Jenkins plädiert daher für eine Aufhebung der Sanktionen gegen Russland, da sie für Europa und den Rest der Welt "selbstzerstörerisch" seien.
Stattdessen solle man sich auf Waffenlieferungen für die #Ukraine konzentrieren, die den westl.Zielen eher näherkommen, meint Jenkins
(18/
Nur wenige Tage später veröffentlichte der Wirtschaftseditor von Guardian einen noch schärferen Kommentar.
Die Sanktionen hätten zu einem "perversen Effekt" geführt, dass für Russland die Einnahmen gestiegen sind ...und für den Rest der Welt die Preise.
theguardian.com/commentisfree/…
Sanktionen seien beschlossen worden, weil sie besser als die beiden anderen Optionen seien: nichts zu tun oder militärisch zu intervenieren.
Sie hätten der russischen Wirtschaft auch erheblich geschadet - die Rede ist von -8,5%.
Ein Zusammenbruch bleibe aber aus.
(20/25)
Der Schaden schlage dagegen überall zu.
In europäischen Staaten werde "eine Rückkehr zur Stagflation der 1970-er Jahre" erwartet.
In anderen Teilen der Welt könnte die Lage noch dramatischer werden: Hungersnöte, Aufstände und Staatsbankrots.
(21/25)
Die "Kollateralschäden durch den Wirtschaftskrieg" seien offensichtlich, so Elliot.
Die "wirtschaftliche Realität" würde vermutlich "früher oder später" einen Deal zwischen Russland und dem Westen notwendig machen, heißt es weiter.
Andere Szenarien seien unwahrscheinlich.
(22/25)
Die Diskussion, ob Sanktionen überhaupt wirken, wird mittlerweile auch unabhängig des Krieges in Osteuropa geführt - fast schon wie eine Generaldebatte.
Westliche Länder setzen sie immer öfter ein, obwohl sie fast nie etwas erreichen würden.
(23/25)
Die Sanktionen gegen Russland gelten als "beispiellos" und "einmalig".
Zudem werde erstmals eine so vernetzte Wirtschaft mit derartigen Sanktionen belegt.
Andererseits gelten Energieexporteure generell als immuner gegen Sanktionen, solange sie ihre Energie woanders verkaufen.
24/
Kurzum: die Aufarbeitung der aktuellen Wirtschaftssanktionen gegen Russland dürfte Ökonomen noch lange beschäftigen.
Eines wird aber jetzt schon deutlich hervorgehoben:
"Sanktionen sind eine Form der Kriegsführung und werden auch völkerrechtlich so gesehen."
(25/25)

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with Nikita Gerassimow

Nikita Gerassimow Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

More from @NikGerassimow

Dec 29, 2024
Update #Ukraine
Im Überblick:
- schwere Kämpfe in Zaporizhya: Front nähert sich Vremivka, ukr. Gegenangriff bei Novyj Komar;
- Torezk-Agglomeration weitgehend aufgegeben;
- rus. Geländegewinne bei Kupyansk;
- US-Medien diskutieren über Kernpunkte von Verhandlungen
Thread👇
(1/25) Image
Schwere Kämpfe gehen im #Ukrainekrieg weiter.
An der Zaporizhya-Front rücken Russen weiter nordwärts vor.
Ukr. Einheiten zogen sich aus dem Gebiet zwischen Novosilka und Velika Novosilka zurück.
Die Front nähert sich Vremivka, wo einst die ukr. Gegenoffensive 2023 begann.
(2/25) Image
Image
Gleichzeitig wehren sich ukr. Truppen erbittert. Der ukr. Generalstab verlegte Verstärkung an den Abschnitt und konnte in einem Gegenangriff den Ort Novyj Komar zurückerobern.
Damit wurde die für die Versorgung überlebenswichtige Trasse O0509 wieder freigelegt.
(3/25) Image
Read 25 tweets
Dec 19, 2024
Update #Ukraine
Im Überblick:
- russ. Truppen starten Gegenoffensive in Zaporizhya;
- Rückzug aus Kurachove hat begonnen;
- Kiew schickt weitere westliche Kampfpanzer nach Kursk;
- widersprüchliche Signale aus USA: Verhandlungen oder weitere Mobilmachung in UKR.
Thread👇
(1/25) Image
Begünstigt durch den Fall der Festung Wuhledar haben russ. Truppen eine Gegenoffensive in Zaporizhya begonnen. Ohne großen Medienwirbel haben russ. Verbände weite Vorstöße in der Region gestartet und sind kilometerweit in der Region rund um Velika Novosilka vorgerückt.
(2/25) Image
Zeitgleich zu Vorstößen aus dem Süden fanden Angriffe westlich sowie nördlich in Richtung Novyj Komar statt.
Durch die Zangengriffe verloren ukr. Truppen die letzten großen Straßen nach Velika Novosilka.
Die Garnison der Stadt kann nur noch über Feldwege versorgt werden.
(3/25) Image
Read 25 tweets
Dec 8, 2024
Update #Syrien
Im Überblick:
- Assad-Regierung gefallen, HTS und diverse Rebellengruppen übernehmen die Macht;
- Israel führt Luftangriffe in Südsyrien aus;
- eine Offensive gegen kurdische Gebiete steht bevor;
- Moskau bereitet Evakuierung aus Hmeimim vor.
Thread👇
(1/25) Image
Nach nur rund 10 Tagen nach Beginn der umfangreichen Rebellenoffensive ist die Regierung von Assad gefallen.
In der Nacht zum Sonntag rückten Rebellenverbände in Damaskus ein und übernahmen kampflos die Stadt.
Am Sonntagmorgen wurde der Machtwechsel verkündet.
(2/25) Image
Der syrische Premier erklärte, Damaskus NICHT zu verlassen. Ebenfalls gelte dies für die meisten Minister der Assad-Regierung.
Diese bleiben in der Hauptstadt, um ein Weiterfunktionieren der Staatsinstitutionen zu gewährleisten.
Die Machtübergabe werde jedoch zügig vollzogen
3/25 Image
Image
Read 26 tweets
Dec 1, 2024
Update #Syrien
Im Überblick:
- Rebellen überrennen riesige Gebiete;
- Aleppo und Seraqib fast kampflos aufgegeben, Rebellenspitzen stehen vor Hama;
- rus. Luftwaffe ununterbrochen im Einsatz;
- pro-iranische und kurdische Verbände treten in Kürze in die Kämpfe ein
Thread👇
(1/25) Image
In #Syrien explodierte ab Mittwoch die Lage.
Ein weites Bündnis aus Rebellengruppierungen, angefangen mit radikalislamischer Haiat Tahrir asch-Scham (HTS) bis hin zu "gemäßigten" SNA-Truppen, attackierten auf mehreren Achsen die Regierungstruppen im Norden Syriens.
(2/25) Image
Innerhalb weniger Tage durchbrachen die Rebellen die Regierungspositionen und überrannten weite Landstriche.
Nach dem Fall der vorgelagerten Stellungen löste sich die syrische Armee in Südidlib de facto auf und zog ins Landesinnere ab.
Ortschaften wurden kampflos aufgegeben.
3/26 Image
Image
Read 25 tweets
Nov 19, 2024
Der #Ukrainekrieg hat zu einer rasanten Evolution der Kriegsführung geführt, die zum Teil aber auch bizarre Züge angenommen hat.
Motorräder, Quads und sogar E-Scooter finden Einzug in den Krieg.
Zeitgleich werden spätrömische "Krähenfüße" und Fußfallen neuentdeckt
Thread👇
(1/25) Image
Der Krieg in der Ukraine hat zu einer regelrechten Revolution im Drohneneinsatz geführt.
Mit dem massenweisen Einzug der Drohnen evolvierte zugleich die gesamte Kriegsführung.
Schwere Panzerung nützt auf dem Schlachtfeld kaum noch, stattdessen entscheidet Mobilität...
(2/25) Image
Image
Image
Image
Massive Panzerangriffe sind aufgrund der Verwundbarkeit schwerer Technik fast verschwunden. Stattdessen werden Kämpfe und Offensivanläufe oftmals mit kleinen mobilen Einheiten ausgeführt.
Unter diesen Bedingungen fanden Motorräder einen rasanten (neu)Einzug in die Kriegsführung. Image
Image
Image
Image
Read 25 tweets
Nov 14, 2024
Update #Ukraine
Im Überblick:
- russ. Vorrücken in Zaporizhya und Donbass: Dutzend Ortschaften gefallen, Rückzug aus Kurakhove hat begonnen;
- Torezk kurz vor dem Fall;
- Nordkorea bringt schwere Technik nach Kursk;
- Trump gewinnt die Wahl: welche Folgen für UKR.
Thread👇
(1/25) Image
Schwere Kämpfe im #Ukrainekrieg halten unvermindert an.
Nach dem Fall von Wuhledar bröckelt die Zaporizhya-Front weiter.
Die Russen drücken nordwärts in Richtung der H15-Trasse und stehen nun kurz davor.
Ein halbes Dutzend Ortschaften in dem Gebiet musste aufgegeben werden
(2/25) Image
Die H15-Trasse ist dabei nichts weniger als die Lebensader für Kurakhove und die Orte weiter östlich.
Sollte die H15 durchschnitten werden, werden die meisten Siedlungen östlich davon nicht mehr zu verteidigen sein.
Zahlreiche Ortschaften sind jetzt schon im tiefen Halbkessel.
3/ Image
Read 25 tweets

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Don't want to be a Premium member but still want to support us?

Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal

Or Donate anonymously using crypto!

Ethereum

0xfe58350B80634f60Fa6Dc149a72b4DFbc17D341E copy

Bitcoin

3ATGMxNzCUFzxpMCHL5sWSt4DVtS8UqXpi copy

Thank you for your support!

Follow Us!

:(