Ich hatte das hier neulich auch mal geteilt, aber ohne weitere Einordnung.
Die Aussage, es mangele an Bildung ist, selbst hermeneutisch interpretiert, insofern falsch, als dass Bildung flächendeckend nicht für Aufstieg sorgen kann. Ein kurzer 🧵 1/9 #IchBinArmutsbetroffen
Zwar gibt es gemäß #Bourdieu nicht nur Geld als Kapital, sondern unter anderem auch Bildung, und es ist auch richtig, dass Bildung in Form von Zertifikaten auch in Geld transformiert werden kann.
Allerdings gelingt das immer seltener und das hat mehrere Gründe. 2/9
Wie immer: kein Anspruch auf Vollständigkeit. ;)
Dier Herkunft entscheidet stark, wie groß die Aufstiegschancen sind. Nicht nur, dass Arbeiterkinder seltener studieren und an Schulen oft aussortiert werden, ehe sie auch nur die Chance haben, ein Gymnasium von innen zu sehen, 3/9
nein, das Problem geht noch tiefer. Die Herkunft trägt sich über Generationen fort. Schichten verfestigen sich so. Armut lässt sich im Schnitt bis zu vier Generationen zurückverfolgen.
Das kann ich bei Twitter nicht im Detail erläutern
Das Ding mit der Bildung ist also schonmal, dass nicht alle an die begehrten Zertifikate kommen, mal weil sie es nicht können (was nicht schlimm sein sollte), oft genug, weil die Strukturen sie nicht lassen. 5/9
Aber die These "Aufstieg durch Bildung" hat noch weitere Löcher. Denn: Bildung, wie wir sie definieren, also das Erwerben von Zertifikaten, die man dann als Nachweis bei der Berufswahl vorlegen kann, kann ja immer nur für eine begrenzte Menge Menschen Zugang schaffen. 6/9
Vereinfacht auf den Punkt gebracht: wir können nicht alle Anwälte und Manager sein. Sagen wir also, alle klassistisch geprägten Hindernisse bei der Bildung wären aus dem Weg geräumt. Dann können immer noch nicht alle den Aufstieg schaffen. 7/9
Denn nach wie vor braucht es Menschen, die auch die systemrelevante Arbeit erledigen. Pflege, Gastronomie, Dienstleistung.
Der Gedanke "Aufstieg durch Bildung" lässt diese Menschen aber zurück. Im besten Falle schafft er nur Aufstieg für Einzelne. 8/9
Bildung kann also keine vollumfängliche Lösung des Problems Armut sein. Auch die von der FDP oft beschworene (aber nie ernsthaft angestrebte) Chancengleichheit nicht. Es braucht angemessene Bezahlung, angemessene Grundsicherung, angemessenen rechtlichen Schutz. 9/9
Progressive Bewegungen haben ein Problem: sie sind oft Ziel rechter Aktivisten, die auch oft Trollstrategien anwenden. Dazu gehören auch Drohung, Einschüchterung, Beleidigung. Menschen, die im rechten Weltbild als weniger resilient wahrgenommen werden, sind beliebte Ziele. 2/8
Das sind oft Frauen, Migrant*innen, Menschen mit Krankheit oder Behinderung usw.
Genau diese rechten Milieus nehmen für sich aber Privilegien, auch über Minderheiten lachen zu dürfen, als "Meinungsfreiheit" wahr. Ihr Tun ist also von tiefster Doppelmoral erfüllt. 3/8
Wir haben in Deutschland 13,4 Millionen Menschen in Armut und eine Politik, die das ignoriert. Das muss sich ändern!
ALT-Text: Auf dem Bild bin ich zu sehen, blonder Mann, Bart, kurze Haare, blaues Sakko, rotes T-Shirt, Brille. Ich halte ein Schild mit einem Tweet hoch auf dem steht: "#IchBinArmutsbetroffen seit über zehn Jahren, denn als alleinerziehende und alleinpflegende Mutter eines 1/2
schwerbehinderten Kindes bleibt nach 140 Std. + Pflege/Woche weder Zeit noch Kraft für zusätzliche Erwerbsarbeit."
#IchBinArmutsbetroffen und sehe nach wie vor auffälliges Schweigen von großen sich als progressiv sehende Accounts.
Ein guter Anlass, euch meine Haltung zu Allyship zu erläutern.
Ein kurzer Thread: 1/13
Allianzen sind so eine Sache. Sie können langjährige fruchtbare Beziehungen sein, aber auch nur kurze Zweckbündnisse, weil man kurzfristig ein gemeinsames Ziel teilt.
Allianzen können wertebasiert sein. Allianzen können Interessenbasiert sein. 2/13
Laut Wiktionary und dem Rest des Internets (Google Seite 1 IST DER REST DES INTERNETS!) kommt Allianz vom französischen Alliance aus dem 16. Jh. Es gibt ihn in verschiedenen Zusammenhängen, aber in zweien ist er besonders präsent. Politik und Militär. 3/13
Progressive Netzbewegungen kennen es: ob #metoo, oder nun auch #IchBinArmutsbetroffen - plötzlich tauchen viele Kleinstprofile auf, die provokante Behauptungen aufstellen, natürlich wider den Thesen der Bewegung. Ein 🧵 1/x
Diese Profile können auf unterschiedliche Art provozieren. Manche versuchen im sachlichen Ton inhaltlich völlig falsche Aussagen zu machen, die entweder unbelegt oder, wie bei #Verschwörungserzählungen, halbwahr sind.
Wie dieser Spinner hier: 2/x
Was ist sein Trick? Nun, zuerst mal zählt er Dinge auf, die in unserer Gesellschaft alltäglich sind, aber häufig als Luxus wahrgenommen werden. Kosmetik kann die Basisschminke enthalten, die manchen Menschen einfach ein Gefühl von Gepflegtheit verleiht, oder 3/x
Das wird ein Thread. Weiß noch nicht, wie lang. #OEzdemir und so. Und #Lifestylelinke - auch, wenn ich den Begriff doof finde. 1/x
Cem Özdemir machte über Weihnachten mit einem Zitat von sich reden: er wolle #Ramschpreise für #Lebensmittel abschaffen. 2/x
Das Zitat selbst ist mir eigentlich fast egal. Ich gehe ohnehin davon aus, dass es keine echte Absichtserklärung war, sondern eher ein Aufruf an die Landwirte. "Seht her, i bims, der Cem, und ihr könnt voll auf mich zählen!" 3/x