Thread by @zineworkshop

"Kapitalistische Imperative bilden die Fundamente des Staates und Konflikte entstehen aus der Tatsache, dass disjunktive Prozesse der Staatsbildung und des Staatszerfalls in einer einzigen globalen Ökonomie nebeneinander existieren."

Chuang
#SozialeAnsteckung

und anderes Material zum mikrobiologischen Klassenkampf in China
Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch vom WRKSHP, 2021

(Siehe:

https://twitter.com/zineworkshop/status/1530830850593529856?s=20&t=yQLi55iiXBjuPRREPWSQnA

)

Wenn sie mit der Realität einer solchen Katastrophe konfrontiert werden, wenden Kritiker, die an der

grundsätztlichen Unumgänglichkeit des Kapitalismus festhalten, ihre Aufmerksamkeit allerdings immer dem Staat zu, der am Ende der vermutete Nexus der Repräsentation für "die Öffentlichkeit" ist. Diese

Auslassung (Elision) ist der wirklich interessante Punkt in der heutigen Seuchenliteratur: Warum spielt der Staat diese Stellvertreterrolle auf jeder Ebene der Fragestellung? Mit anderen Worten, warum kommen die

Leute immer darauf zurück, über den Staat zu reden, wenn sie anfangen, über die Seuche zu reden?

In diesen Darstellungen scheint der totale Staat und seine allgegenwärtige panoptische Macht der eigentliche Beweger einer paranoiden Konspiration zu sein, der Hobbes _Leviathan_ auf seinem Kopf balanciert. Diese Sorte Herrschaft ist nicht materiellen Ursprungs. In dieser

Anschauung wird der Staat zu nicht mehr als einem uralten, amorphen, die Menschheit jagenden Schreckgespenst. Es ist der Mythos des Staates von sich selbst, die schlussendliche Verdinglichung, welche die Tatsache verdeckt, dass der heutige Staat nicht

getrennt von seinen Funktionen im Kapitalismus verstanden werden kann – ebenso wie, historisch, Staaten unabtrennbar sind von den Fragen der Klasse und der Produktion. Kapitalistische Imperative bilden

die Fundamente des Staates und Konflikte entstehen aus der Tatsache, dass disjunktive <zertrennende> Prozesse der Staatsbildung und des Staatszerfalls in einer einzigen globalen Ökonomie nebeneinander existieren. Diese materialistische Konzeption des

Staates nötigt sein Verstehen in seiner Bestimmtheit ab – und zwar, im Verhältnis zur Zivilisation als ganzer und zu diversen Produktionsweisen – und dies mehr als ein überzeichneter, paranoider, die Menscheit vom Anbeginn der ersten gesähten Samen an jagender

Leviathan. An diesem Punkt können beiläufige Faktoren der Geschichte, der Geographie und Kultur in wesentliche Elemente der Staatskunst eingepasst werden, so lange sie fundamentalen, kapitalistischen Imperativen dienend verfügbar gemacht werden können.

Die Pandemie kann nicht vorrangig aus dem Agieren des Staates erklärt werden. Zugleich aber hatten die Reaktionen auf ihren Ausbruch sowohl die Staatsbildungprozesse in China als auch den allgemeinen Verfall der öffentlichen Institutionen in den

Vereinigten Staaten und Europa erhellt.

(Anm.d.Ü.: Leviathan by Thomas Hobbes (Englisch): gutenberg.org/files/3207/320……)

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