Ein rant: (1) Liebe Lehrende, wenn ein Kind / Teenager zu euch kommt und euch von sexueller Belästigung erzählt, hier ein paar Dinge, die ihr lieber NICHT machen bzw. unbedingt beachten solltet:
(2) Erstens: es ist für Kinder und Jugendliche unglaublich schwer und sehr schambehaftet, mit Erwachsenen über dieses Thema zu reden. Um sich überhaupt öffnen zu können brauchen die Betroffenen sehr viel Mut, Vertrauen in die Erwachsenen, Empathie und Verständnis d. Lehrenden.
(3) Anstatt also die Betroffenen mit Vorwürfen zu konfrontieren, warum sie sich nicht eher gemeldet, nichts gesagt, übergriffige oder bedrohliche Situationen herunter- oder überspielt haben, sich nichts haben anmerken lassen LOBT sie für ihren Mut.
(4) Zweitens: Hört genau zu und lasst die Betroffenen so lange und so intensiv und in ihrem Tempo reden wie sie das möchten. Unterbrecht sie nicht. Es ist nicht hilfreich, mit Zwischenfragen zu unterbrechen oder bestimmte Aussagen der Betroffenen sofort zu relativieren.
(5) Versichert den Betroffenen immer wieder, dass ihr auf ihrer Seite seid, dass ihr euch dessen bewusst seid, wie schwierig es ist darüber zu reden und urteilt nicht über das WIE, greift nicht in das Gespräch ein, um die Betroffenen zu belehren oder zu verbessern.
(6) Drittens: Bitte keine Phrasen wie: "Wir müssen erst mal hören, in welchem Kontext das gesagt / getan wurde" oder "Das hat er (Täter) sicher nicht so gemeint" oder "Wir müssen aber auch die andere Seite hören" etc. Das ist in diesem Moment NICHT der PUNKT!
(7) Eure ganze Aufmerksamkeit, Fürsorge und euer Interesse sollte in diesem Moment einzig den Betroffenen gelten und nicht den Tätern. Ihr müsst die Wut, die Scham, den Ekel, die Verzweiflung und Angst der Betroffenen aushalten ohne sie kleinzureden!
(8) Es ist schwer genug, als Kind / Jugendlicher dieses Thema gegenüber Erwachsenen - vor allem Lehrern! - anzusprechen und wenn die Betroffenen dann noch das Gefühl bekommen, ihnen wird nicht geglaubt, sie würden übertreiben, macht sie das STUMM!
(9) Viertens: Fragt die Betroffenen, was sie sich jetzt WÜNSCHEN und respektiert unbedingt, wenn Betroffene NICHT vor der ganzen Klasse darüber reden / das thematisieren wollen. Oft genug geht sexuelle Belästigung d. Mitschüler mit Mobbing einher!
(10) Fünftens: KEIN weiterer Schritt ohne das Wissen und Einverständnis der Betroffenen. SIE sind es, die mit allen Folgen eurer kommenden Aktivitäten klarkommen müssen! Macht euch bewusst, dass konfrontierte Täter Rache und Vergeltung üben werden.
(11) Sechstens: Wenn ihr das Thema in der Klasse / Gruppe ansprecht: Bitte lasst die Betroffenen da raus! Zwingt sie auf keinen Fall, die erlebte Belästigung / Übergriffe / Schimpfworte zu wiederholen. Stichwort Traumatisierung / Retraumatisierung.
(12) Siebtens: Achtet besonders aufmerksam auf die Reaktionen der Täter. Wer keine Reue zeigt, lacht, alles abstreitet, dem Betroffenen die (Mit)Schuld an dem übergriffigen Verhalten gibt, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch in Zukunft übergriffig verhalten.
(13) Achtet auf euer eig. Wording. Ein Betroffene(r) "fühlt sich sexuell belästigt" ist eine ganz andere Aussage als "wurde sexuell belästigt". Für d. Opfer macht das einen Riesenunterschied! Sagt nicht: "wurde geärgert" wenn ihr sagen solltet: "wurde im Intimbereich berührt".
(14) Achtens: ACHTET SENSIBEL auf die Reaktion der Betroffenen! Diese sollten jederzeit wissen, dass sie die belastende Situation (Besprechen d. Vorfälle v.d. Klasse) JEDERZEIT SANKTIONSFREI verlassen dürfen, wenn sie damit überfordert sind!
(15) Es kann nicht sein, dass die Betroffenen gezwungen werden, in den Fokus gestellt zu werden, extrem widerliche Aussagen / Taten vor der ganzen Klasse zu schildern, sich zu rechtfertigen oder weinend im Raum bleiben zu müssen! Das ist schon f. Erwachsene schwer zu ertragen!
(16) Neuntens: Fragt die Betroffenen nicht - und schon gar nicht vor der ganzen Klasse / Gruppe danach, ob sie "denn ihre Grenzen deutlich gemacht hätten" oder "sich gewehrt hätten". Nicht die Betroffenen haben sich falsch verhalten und hätten nur deutlicher NEIN sagen müssen!
(17) Zehntens: Lasst die Betroffenen nicht allein. Weinenden Betroffenen geht es NICHT gut, ihr könnt nicht einfach in die nächste Klasse / Gruppe wechseln ohne euch um die Betroffenen zu kümmern! FRAGT sie, wie sie sich fühlen, ob sie jetzt etwas brauchen!
(18) Elftens: Bevor ihr euch mit der Klasse / Gruppe auseinandersetzt, INFORMIERT euch bitte selbst ausreichen über sexuelle Belästigung, ihre Formen, Auswirkungen und die möglichen Konsequenzen. Nehmt z. Not Kontakt zu Profis auf.
(19) Denkt bitte nicht, ihr könnt das mit einer zusammengeschusterten Powerpoint-Präsentation in einer 45-Minuten-Einheit als Tagesordnungspunkt abhaken! Das Thema ist komplex. Ein "Wer hat so was auch erlebt" als Frage am Ende der Stunde ist kontraproduktiv.
(20) Meldet sich auf diese Frage niemand sonst, fühlt sich das Opfer noch mehr allein und ausgegrenzt. Zumal diese fehlenden Reaktionen GAR NICHTS aussagen.
(21) Zwölftens: Alles was ihr tut oder unterlasst, hat im Fall sexueller Belästigung Auswirkungen. Für die Täter, aber VOR ALLEM für die Betroffenen. Und glaubt mir bitte: die spüren auch GANZ genau, was ihr NICHT TUT. Von eurer Reaktion hängt ab, ob Betroffene
(22) jemals wieder den Mut haben werden, über sexuelle Belästigungen zu sprechen, sich Hilfe zu suchen und darauf zu VERTRAUEN, dass die Täter nicht mit einem "Das macht man aber nicht" davonkommen sondern echte Konsequenzen für ihr übergriffiges Verhalten erfahren.
(23) Danke fürs Lesen. Ich bin ziemlich enttäuscht und wütend und bitte auf irgendwelche Schlaumeier-Kommentare aus der #twlz -Fraktion zu verzichten, wenn diese nur dazu dienen, sich über #Lehrerbashing zu echauffieren. Ich hab hier ein weinendes Kind, also reißt euch zusammen!
Update 1:
Offenbar gab es für die Täter einen Klassenleiter-Tadel.
1 Elternpaar meldete sich daraufhin telefonisch bei uns. Die Kinder kennen sich seit der 1. Klasse. Eltern waren entsetzt und haben sich bei uns entschuldigt und Aufarbeitung zuhause angekündigt.
Dieser Anruf war mit Sicherheit nicht leicht, aber für unser Kind sehr wichtig. Von den anderen Eltern bisher keine Reaktion.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
(1) Lieber #Gundi,
seit Tagen geistert er mir im Kopf herum, dein "Fliegender Fisch". Für mich eins deiner schönsten Lieder, persönlich auch eins meiner wichtigsten.
(2) Zu diesem Lied hat mein Mann mich das erste Mal geküsst, es begleitete uns durch all die Jahre, wurde zu unserem Motto, lief zu unserer Trauung und bei der Geburt der beiden jüngsten Kinder.
(3) Seit 24 Jahren denke ich Juli für Juli an dich und Februar für Februar und dazwischen vergeht kaum ein Tag, an dem deine Lieder meine Lebensmittel sind, mich inspirieren, trösten, aufbauen, anspornen. Danke dafür.
So. Zwei Nächte drüber geschlafen, Entschluss steht fest: ich ziehe mich aus der Notunterkunft zurück und helfe wieder nur noch privat von Mensch zu Mensch. Meine Zeit nur damit zu verschwenden, 4 x am Tag den "Verantwortlichen" zu erreichen ist Energieverschwendung.
Jeder Versuch, dort eine funktionierende Struktur aufzubauen, wird Tag für Tag wieder von irgendeinem "Entscheidungsträger" umgeworfen. Die Kommunikation ist nach wie vor verwirrend, nicht nachvollziehbar, nicht transparent und teilweise respektlos den Ehrenamtlern gegenüber.
Die ehrenamtlichen Helfer werden allein gelassen, nicht eingearbeitet, überfordert, übernehmen teils administrative Aufgaben und tragen oft als gutwillige Einzelperson eine übergroße Verantwortung, weil sie ganz allein ohne Sprachmittler der einzige Ansprechpartner sind.
Guten Morgen liebe Alle. Schlechter, sehr schlechter Monat. Die Sorgen und Mehrkosten fressen mich auf. Wenn eins solidarisch unterstützen möchte, gibt es einen Link in meiner Bio. Danke an alle, die an uns denken. Wir schaffen das schon irgendwie.
Hatte gerade 1 niederschmetternde Mail: Liebe XYZ, wir nehmen dich jetzt aus dem Mailverteiler, da du die letzten Einladungen zu Ausstellungsvorbereitungen leider ausgeschlagen hast. Wir wünschen dir alles Gute blablabla. Was versteht ihr an "Ich muss mich schützen!" nicht? 🥺
Echt, ich könnte heulen. Ich habs ausführlich erklärt, dass ich erst bei niedrigem Risiko wieder an Ausstellungenteilnehmen kann, bei denen Präsenz erforderlich ist. Ich glaube, inzwischen geht es vielen einfach nur auf den Sack, wenn man diese blöde Pandemie noch ernst nimmt.
Wisst ihr noch, in der 1. Welle? Wir haben Masken genäht und verteilt. Wir haben #Coronahilfe organisiert und Spenden gesammelt. Wir haben Lerngruppen und Laptops, Einkaufshilfe und Fahrdienste organisiert. Wir haben die Kinder von Ärzten und Pflegern betreut.
Wir waren besorgt, wenn die Inzidenz über 30 ging und blieben zuhause wenn sie über 35 war. Wir haben den ersten Toten betrauert und uns gegenseitig beigestanden. Uns getröstet. Online Musik gemacht, Theater gespielt, uns Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen.
Wir haben uns im Schlafanzug ins Daily Meeting gesetzt, Klopapier gehamstert und geteilt und wildfremden Menschen Essen gebracht. Wir waren verängstigt aber solidarisch. Wir haben von Balkonen gesungen, vor Kliniken applaudiert und atemlos Nachrichten geschaut.