In diesem kurzen Thread werde ich mit vier falschen Annahmen und Irrtümern aufräumen.
Denn nur die Wenigsten wissen, was hier tatsächlich passiert.
1. Mobbing ist kein Konflikt. Wir haben es hier nicht mit Meinungsverschiedenheiten oder alltäglichen Reibereien zwischen Schüler:innen zu tun.
2. Mobbing ist kein einmaliger Vorfall. Mobbing ist auch nicht nach einer Woche vorbei. Es sind viele, unterschiedlich intensive Aktionen psychischer, verbaler oder sozialer Gewalt, die Täter den Betroffenen über Monate und Jahre versetzen.
3. Mobbing passiert nicht „einfach so“. Es ist kein Zufall. Mobbing-Täter suchen sich ihr Opfer in Ruhe aus und richten dann ihre Aggression (mithilfe der Klasse) gegen eine:n Mitschüler:in.
4. Und um den letzten Irrtum aufzulösen: Mobbing ist keine Angelegenheit zwischen zwei Menschen – Opfer und Täter. Dafür gibt es den Mobbing-Kreis, den Dan Olweus, einer der Gründerväter der internationalen Mobbingprävention prägte. In diesem Kreis gibt es acht (!) Rollen:
1. Personen, die mobben 2. Mitläufer 3. Aktive Unterstützer 4. Passive Unterstützer 5. Unbeteiligte Zuschauer 6. Mögliche Verteidiger 7. Verteidiger 8. Person, die gemobbt wird (Opfer)
Ich habe über das Thema einen ganzen Text geschrieben, in dem ich Mobbingforscher:innen zu Wort kommen lasse und festhalte, was Mobbing eigentlich ist:
Wenn dir dieser Thread gefallen hat, folge mir gerne unter @martingommel. Ich bin Journalist und schreibe über die Schattenseiten des Schulsports, Depressionen und Mobbing.
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Vor drei Wochen habe ich meinen Kita-Job an den Nagel gehängt, um einer Depression vorzubeugen. Und so langsam bin ich fertig mit der sozialen Arbeit. 2004 absolvierte ich die Ausbildung, 2022 denke ich: Ihr könnt mich mal. [Thread]
Ich habe minderjährige Geflüchtete betreut, Schulsozialarbeit gemacht, in einem Kinderheim gearbeitet, in einem Schülerhort und in einer Kita mein Bestes gegeben. Und ÜBERALL arbeitete ich mit Kolleg:innen, die sich mitten im Burnout befanden.
Den Job habe ich aus Überzeugung gemacht und ich wusste, worauf ich mich einlasse. Mein Vater, der selbst beim Landesjugendamt arbeitete, sagte mir schon im Alter von 14: Der soziale Bereich ist im Arsch und die Regierung interessiert sich einen Dreck dafür.
Was Dich erwartet: Ich fotografiere jeden Tag draußen auf der Straße – und in meinem Newsletter schreibe ich über die Geschichten hinter meinen Aufnahmen. Ab und zu schicke ich auch ein Foto, das nichts geworden ist und erkläre Dir, warum.
Tolle Fotobücher sind meine Leidenschaft und werden in meinem Newsletter auch nicht fehlen. Außerdem werde neue und klassische Fotograf:innen vorstellen, die Du gesehen haben musst.
Wovor Schüler:innen #Angst im Sportunterricht hatten. Ein Thread.
(Kürzlich habe ich eine Umfrage dazu gemacht. Über 5000 Menschen haben geantwortet.)
Ein Sportlehrer verlangte, dass wir Mädchen zwischen 16 und 18 uns auf einem Sportplatz im Freien umziehen. Bei Verweigerung drohte man uns mit einer Sechs.
– Silvana
Einmal hat mir die Sportlehrerin die Hilfe am Hochreck verweigert und ich bin prompt gestürzt und hab mich am Rücken verletzt. Es kam nie eine Entschuldigung.
Auf Insta und Twitter sehe ich öfter Posts von sogenannten #notjustsad-Aktivist:inen, die eine (!) depressive Episode überstanden haben und die Krankheit als Geschenk ettikettieren. In ihrem unreflektierten Eifer erklären sie das Mindset Betroffener zum Problem.
Nicht selten bieten sie sich als Depressions-Expert:innen an und posaunen in ihren Beiträgen hinaus, wie sie ihre Krise mit purer Dankbarkeit bewältigt hätten. Sie seinen unfassbar froh über diese „außergewöhnliche Erfahrung“. Soweit, so weird. Doch dann machen sie einen Fehler.
Sie glauben, dass ihre Erkenntnisse auch für andere gelten und dass ihr Weg DER Weg für alle ist. Sie behaupten, depressive Menschen müssten nur ihre Perspektive justieren. Sie müssten verstehen, wie TOLL die Krankheit eigentlich sei. „Die Depression ist ein Geschenk.“