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Aug 1, 2022 16 tweets 3 min read Read on X
Ich fasse im folgenden 🧵mal 7 Gründe zusammen, warum gerade der linksliberale Mainstream zu den eifrigsten Befürwortern der Coronamaßnahmen zählt. Zum Schluss folgt eine politikstrategische Überlegung, wie man die Front der Coronamaßnahmen-Befürworter ankratzen könnte.
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1. Autoritäres Vakuum: Linke lehnen klassische Autoritäten ab. Jedoch haben sie den Sprung zum Anarchismus nicht vollzogen und sehnen sich nach Autorität. Das Vakuum, das das Schwinden der Autoritäten zur Folge hat, wird mit "der Wissenschaft" und Expertentum gefüllt.
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2. Gesinnungsethik statt Verantwortungsethik: Linke glauben, dass die richtige moralische Haltung sie davon entbindet, über die konkreten, realen, nicht immer vorhersehbaren Folgen ihrer Vorschläge nachzudenken oder deren Effektivität zu bewerten.
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Oft bleibt dann, wie bisweilen in der Sozialpolitik, nur Symbolpolitik übrig. Kosten und Nutzen von Lockdowns, Impfungen oder Maskenpflicht werden nicht abgewogen, weil diese durch die korrekte Haltung legitimiert werden.
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3. Areligiosität: Linke glauben nicht mehr an Religion, aber die Hoffnung auf Erlösung ist trotzdem noch tief in ihnen verwurzelt. Bei klassischen Linken sollte der Messias noch in Gestalt der Revolution kommen. Heutige Linke hoffen auf Erlösung durch den Staat.
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4. Ablehnung von Traditionellem: Linke neigen dazu, alles abzulehnen, was sich über längere Zeit ohne rationale Planung entwickelt hat. Analog zu kulturellen Traditionen ist das Immunsystem etwas, das ohne Planung evolutionär entstanden ist.
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Auch unsere jahrtausendealte Erfahrung mit Atemwegsviren spielt keine Rolle mehr. Stattdessen Bewunderung für die neuartige Impfung, die in Rekordzeit vom menschlichen Verstand entwickelt wurde, um unseren Umgang mit Atemwegsinfektionen zu revolutionieren.
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5. Falsche Assoziationen: Der Begriff Coronaleugner ist wie der AIDS- und Klimaleugner vom Holocaustleugner abgeleitet. Letzterer ist das personifizierte Böse, weshalb es ein Leichtes ist, mit dem Suffix "Leugner" und jedem beliebigem austauschbarem Präfix
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eine falsche Assoziation zum Holocaustleugner herzustellen. Ein perfekter Trick, um jede unliebsame Kritik als absolut böse zu framen. Und mit dem Bösen diskutiert man nicht, man cancelt es und ist moralisch so überlegen, dass der Gegner im besten Fall nur "Schwurbler" ist.
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6. Solidarität als Buzzwort: Das Wort Solidarität erinnert an die Tradition der Arbeiterbewegung und triggert direkt entsprechende linke Emotionen, ohne den mühsamen Umweg über den Verstand. Das Wort Solidarität ist der Gegensatz zum "Egoismus" des politischen Gegners.
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7. Die kontingente Bildung von Antagonismen: Hier wird es soziologisch: Die von mir erwähnten Elemente 1-6 mögen aktuell als feste Teile eines linken Narativs erscheinen, wurden aber in Bezug auf Corona erst im Laufe des Diskurses fixiert.
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Anfangs waren es ja die Rechten, die vor Corona warnten und die Linken, die diese Warnungen als Auswuchs fremdenfeindlicher Panikmache abtaten. Theoretisch ließe sich vorstellen, dass eine andere linke Erzählung entstanden wäre:
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Big Pharma und der autoritäre Staat wollen Gewinne scheffeln und uns kontrollieren, gleichzeitig Angst vor dem Fremden schüren, weshalb Widerstand gegen das Corona-Regime als links erschiene. Diskurse sind also nicht notwendig so, wie sie aktuell erscheinen -
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die Momente jedes Diskurses sind kontingent, wie die Soziologen das nennen: Sie könnten auch anders zusammengefügt werden. Eine Möglichkeit dazu wäre, die Fixierung der Bedeutungen aufzulösen, indem man sie irritiert,
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z. B. durch linke Symbolik oder Anschluss an den Mainstream bei Coronademos: Warum nicht Rage against the Machine spielen statt Robin Schulz? "Fuck you I want do what you tell me" statt "Meine Puffmutter heißt Layla"! Warum nicht Ukraine- statt Russlandflaggen schwenken?
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Warum nicht Regenbogen- statt Deutschlandfahnen? All das setzt natürlich eine Strategie, ein Bewusstsein für politische Symbolik und, ja, auch ein gewisses Durchgreifen auf Demos voraus. Ansonsten wird man jedoch ewig in der Schwurblerecke hocken.
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Dec 3, 2023
Meine Mutter ist bei Amnesty International und setzt sich insbesondere für die Palästinenser ein. Der 7. Oktober hat sie ein bisschen zum Umdenken gebracht, aber weil Israel so hart zurückschlägt, sieht sie doch endlich wieder Israel als genozidale Militärmacht.
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Gott sei Dank, kann ich nur sagen. Israel durfte jetzt auch mal ein paar Tage lang das Opfer spielen, aber langsam isses auch mal gut, oder? Schließlich müssen die alten Verhältnisse wieder hergestellt werden, die da lauten: Palästinenser = Opfer, Israel = Täter.
2/7
Dass Israel sofort mit Kusshand diesen Krieg beenden würde, sollte Hamas sich ergeben und die Geiseln ausliefern, sind nur störende Details. Dass Gaza seit 2005 ethnisch gesäubert ist, und zwar von Juden, spielt keine Rolle - genozidal ist immer Israel, nie der Muselmann.
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Read 7 tweets
Oct 15, 2023
Ich bin links sozialisiert und wie alle Linken mit der Erzählung aufgewachsen, dass Israel ein böser Apartheidsstaat ist, der das Volk der Palästinser unterdrückt, das dort seit Jahrtausenden lebt und deshalb Gebietsansprüche hat. Mittlerweile weiß ich: Das ist ein Mythos.🧵
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Fakt ist: Der Name "Palästina" ist ein Produkt des Kolonialismus. Es waren die Römer, die der Region diesen Namen gegeben haben, um nach den jüdischen Aufständen und der Diaspora jede Verbindung der Juden zu diesem Land auszulöschen.
2/10
Nach den Römern kam das Land unter arabische Herrschaft, nach dem Zusammenbruch des ottomanischen Reiches gehörte es den Briten, bis 1947 die UN den Teilungsplan entwickelte, der von den Israelis angenommen, von den Arabern abgelehnt wurde, und zwar mit Gewalt.
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Read 10 tweets
Sep 3, 2023
Als ich in den 80ern in der Grundschule war, musste ich mir einen Film zum Thema saurer Regen ansehen. Es war eine düstere Dystopie, in der eine Familie gezeigt wurde, die nur noch mit Gasmasken aus dem Haus gehen konnte, weil die Luft so verschmutzt war.
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Damals war das Waldsterben ein Riesenthema und wir Kinder mussten uns die von Erwachsenen ausgedachten Horrorszenarien angucken. Der Film hatte mich geradezu traumatisiert, allein von den Gasmasken hatte ich Alpträume. Erwachsene wissen oft gar nicht, welchen Effekt
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solche Bilder auf Kinder haben können. Oder sie wissen es und zeigen gerade deshalb solche Szenarien. Das Gleiche passiert gerade beim Thema Klima. Wir konfrontieren Kinder und junge Erwachsene mit ausgedachten Horrorszenarien von Naturkatastrophen und Apokalypse.
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Read 10 tweets
Aug 19, 2023
Neuerdings scheint es wieder wie in den 90er-Jahre-Talkshows üblich zu sein, über vermeintlich faule Sozialleistungsempfänger herzuziehen. Ich stelle mal ne steile These auf: Wir Menschen sind nicht generell arbeitsscheu, sondern lehnen eine bestimmt FORM von Arbeit ab. 🧵
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Ich habe in meinem Berufsleben für unterschiedliche Unternehmen unter völlig unterschiedlichen Bedingungen gearbeitet. Und dabei hab ich Folgendes festgestellt: Arbeit AN SICH im Sinne einer produktiven Anstrengung hat mich nie abgeschreckt. Es waren IMMER die Bedingungen.
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Mein erster Job war meine Ausbildung. Es war furchtbar und ziemlich genau das, was Marx als "entfremdete Arbeit" bezeichnet hatte. Ich hatte eine grauenhafte, sadistische Chefin und musste extrem monotone, eintönige Tätigkeiten verrichten, nämlich Bücher verkaufen.
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Read 15 tweets
Jul 5, 2023
Am Talk zwischen #Lanz, und #Aiwanger wird deutlich, warum politische Kommunikation in heutigen Zeiten scheitert: Es ist völlig klar, was Aiwanger meint. Aber Lanz will ihm die denkbar negativste Interpretation aufdrängen: nämlich, dass wir in keiner Demokratie mehr leben.
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Leider betrifft dieses Verhalten alle Teilnehmer des politischen Diskurses. Zum ersten Mal hatte ich das vor Jahren bei Eva Hermans Aussagen zur Rolle der Frau festgestellt: Auch damals war klar, was Herman meinte. Aber man wollte sie unbedingt in die Naziecke drängen.
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Ich sehe hier ein tieferliegendes Problem des öffentlichen Diskurses: Heutzutage wird die Verantwortung für das Gesagte ausschließlich dem Sender aufgebürdet. Der Empfänger der Botschaft darf sich alle Freiheiten der Interpretation erlauben, ohne Sanktionen zu befürchten.
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Read 10 tweets
Jun 27, 2023
Offenbar ist der Mainstreamjournalist völlig damit überfordert, den Erfolg der AFD zu erklären, ohne davon auszugehen, dass Maßen von Deutschen über Nacht zu überzeugten Nazis mutiert sind. Na dann versuch ich es einfach mal. Vorab: Natürlich gibt es Kernwähler der AFD,
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die ein rassistisches, völkisches Weltbild haben. Aber die sind keine Erklärung für den schnellen Aufstieg dieser Partei. Auch die Piraten hatten eine Zeitlang großen Zulauf, aber nicht deshalb, weil sich plötzlich ein Großteil der Wähler für Netzpolitik interessierte.
2/12
Die Piraten wurden gewählt, weil sie ein Versprechen auf eine andere Politik verkörperten, das sie am Ende nicht einlösen konnten. Für den Aufstieg der AFD dagegen würde ich ein Phänomen verantwortlich machen, das man als Krise der Normalität bezeichnen könnte: Seit einigen
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