Thread by @antrehherrmann

Problematisieren wir jetzt ernsthaft, dass Menschen dank des #9EuroTickets auch mal Fahrten unternehmen, die sie sich sonst nicht hätten leisten können?
Wann sind wir so geworden?

Mag ja sein, dass statistisch gesehen auf einigen Strecken durch das 9-Euro-Ticket mehr Verkehr entstanden ist. Aber die Frage ist doch, wie man es verstehen will. Statt „keinen klaren Klimavorteil“ zu sehen, könnte man auch sagen: Die Leute haben Mobilität zurückbekommen.

Oder: Das Bahnnetz ist schon lange nicht mehr darauf ausgelegt, von der Allgemeinheit genutzt zu werden.
Statt also in Beissreflex zu verfallen und gegen das #9EuroTicket zu sein, könnte man auch einfach schauen, welche Schwächendes bestehenden Systems es offenbart hat.

Und der Satz, man benachteilige damit Autofahrer, ist so ein typisches Gegeneinander-Aufwiegeln von oben.
Denn wenn sich Pendler*innen, die aufs Auto angewiesen sind und ÖPNV-Nutzer*innen so richtig schön hassen, dass muss man noch weniger über günstigen ÖPNV nachdenken.

Was für mich das #9EuroTicket gezeigt hat:
Es fühlt sich wahnsinnig gut an, mal nicht oder nur kaum über ÖPNV-Preise nachdenken zu müssen.
Fast wie zu Beginn von Corona, als man mal kurz das Gefühl hatte: Jetzt könnte sich grundlegend unser Verständnis von Geld und Arbeit ändern.

Aber: Wir machen genau so weiter wie bisher. Und diskutieren sogar, ob man überhaupt mobil sein darf, wenn es keinen ökonomischen Nutzen hat.
Unsere Politik hat kein Interesse, das Leben der Allgemeinheit zu verbessern. Und Lindner gibt sich nicht mal mehr Mühe, es zu verbergen.