Thread by @gorden_isler

🧵Heute Morgen bei meiner Seediensttauglichkeitsuntersuchung beim Sozialmedizinischen Dienst der Knappschaft-Bahn-See in #Hamburg.

Ärzt*in: Auf was für Schiffen leisten Sie denn ihren Dienst?
Ich: Auf Rettungsschiffen.
Ärzt*in: Auf Rettungsschiffen?
Ich: Ja.

1/7

Ärzt*in: Ehrenamtlich?
Ich: Ja.
Ärzt*in: Wo denn?
Ich: Auf dem Zentralen Mittelmeer.
Ärzt*in (hadert kurz): Also ich will ja jetzt nicht politisch werden Herr Isler, #aber darf ich Sie mal was Ernstes fragen?
Ich: Ja, klar.

2/7

Ärzt:in: Finden Sie es denn richtig, was Sie da tun?
Ich: Ich finde es richtig und wichtig.
Ärzt*in: Aber sehen Sie denn nicht, dass Sie dadurch nur noch mehr Anreize schaffen?
Ich: Nein.

„Ich will ja jetzt nicht politisch werden“, sagte sie und wurde was?

3/7

Seenotrettung war nicht politisch, bis die EU-Staaten entschieden haben zehntausende Menschen auf der Flucht und auf der Suche nach Schutz ertrinken zu lassen, um andere Menschen davon abzuschrecken. Die Ärzt*in und ich haben dann noch kurz zum Thema „Anreize“ gesprochen.

4/7

Doch ich hatte den Eindruck, dass die Ärzt*in nicht so anklagend nachfragte, weil sie wirklich interessiert sei oder vom Gegenteil überzeugt werden wolle. Es ging darum ihre Missbilligung zum Ausdruck zu bringen. Ich erlebe das nicht zum ersten Mal.

5/7

Denn eine Person, die wirklich fest daran glauben möchte, dass Rettungsschiffe den entscheidenden Anreiz geben zu fliehen, hat für sich doch schon eine Denkstruktur u. Strategie angelegt, um selbst mittragen zu können, dass schutzsuchende Menschen im Mittelmeer ertrinken.

6/7

Ich verachte deshalb jene Politiker*innen, die diese menschenverachtende Erzählung zur Welt gebracht haben, um ein rassistisches und brutales Grenzregime zu rechtfertigen. Ohne irgendeine noch so kleine, wissenschaftliche Grundlage für diesen zynischen #Pullshit.

7/7