Fehlinformationen über Medizin für junge trans Menschen - ein 🧵.
Seit einigen Tagen wird von Mediziner*Innen und den Eltern von trans Kindern & Jugendlichen berichtet, dass weltweit immer mehr Kliniken, die Behandlungen für junge trans Menschen anbieten, attackiert werden. 1/19
Neben rechts-konservativen US-Medienfiguren wie Matt Walsh verbreiten auch transfeindliche Akteure in Deutschland & der Schweiz Fehlinformationen über die medizinische Behandlung von trans Kindern & Jugendlichen 2/19
Ein Instrument der Vernetzung transfeindlicher Akteure sowie der Auswahl von Attacken gegen Kliniken ist die sogenannte "Gender Map". In Deutschland wurden bereits über 20 Anbieter*Innen von medizinischer Pflege für junge trans Menschen als "Ziel" für Attacken markiert. 3/19
Gerechtfertigt werden diese Attacken mit einem Narrativ, das anführt dass es "gegen die Zwangssterilisierung" und "Vertransung" "unserer Kinder" gehen soll. Es schliesst so an rechte talking points an, wie dem einer Weltverschwörung, die die "weisse Rasse" auschlöschen soll 4/19
Insbesondere die Darstellung, dass #Pubertätsblocker gefährlich, nicht erprobt, oder eine Einstiegsdroge der "Translobby" seien ist schlichtweg falsch.
Denn in anderen Anwendungskontexten befürworten viele #Transfeind*Innen, den medizinischen Einsatz von Pubertätsblockern. 6/19
Bereits in den 1970er Jahren gelang es dem Chemiker Masahiko Fujino in einem Labor der Takeda Industries Ltd. Analoga zu Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonisten (GnRHa) zu synthetisieren und damit eine medikamentöse Regulierung der menschlichen Sexualhormone zu ermöglichen 7/19
Während des von Richard Nixon ausgerufenen "War on Cancer" wurde zunächst untersucht inwieweit GnRHa helfen können das Tumorwachstum im menschlichen Körper aufzuhalten 8/19
Die Möglichkeit, über synthetische GnRHa regulierend in das Hormonsystem des menschlichen Körpers einzugreifen, um dessen Funktion zu "normalisieren", weckte schließlich Visionen, die über den individuellen Körper hinausgingen. 9/19
Ende der 70er plädierten Feminist*Innen dafür, GnRHa jenseits des Einsatzes als Krebsmedikament weiter zu erforschen. Insbesondere waren sie daran interessiert zu prüfen ob diese auch für eine egalitäre Aufteilung von Verantwortung in der Verhütung genutzt werden könnten. 10/19
Obwohl die Pharmaindustrie dahingehend offen war, scheiterte die "Pille für den Mann" am Widerstand mänlicher Aktivisten, die sich daurch entmännlicht fühlen würden. Auch wurde ein leichter Einfluss auf die Libido festgestellt und führte zur Ablehnung. 11/19
An der Beobachtung dieser Wirkung knüfte schliesslich das Justizsystem in den USA an. Könne man GnRHa-Wirkstoffe nicht vielleicht zur Regulierung des Sexualtriebs von Sexualstraftäter*Innen einsetzen? Seither wurden diese Wirkstoffe immer wieder im Strafvollzug angewendet. 12/19
Diese Regulierungsfunktion von Straftäter*Innen wurde auch in anderen Ländern übernommen u.a. auch in Europa. Ein weiteres regulatorisches Anwendungsgebiet seit den späten 70ern ist der Einsatz bei Kindern, die mit 8 oder 9 Jahren zu früh in die Pubertät eintreten. 13/19
Die Idee ist es, dass Kindern mit zu früher Pubertät durch GnRHa Wirkstoffe eine normale Kindheit entsprechend unserer gesellschaftlichen Vorstellungen ermöglicht werden soll. 14/19
Bei diesem Einsatz über sehr viele Jahre in diversen Kontexten hat sich gezeigt, dass es nur sehr wenige und seltene Nebenwirkungen im Einsatz von Pubertätsblockern gibt. 15/19
Auch als Medizin für trans Jugendliche werden die GnRHa Wirkstoffe seit 1994 eingesetzt. Die Indikation besteht darin, den jungen trans Menschen Zeit zu geben ihre Geschlechtsidentität mithilfe von Psychologen zu erforschen. 16/19
Es geht dabei darum den Stress und die psychische Belastung zu reduzieren, die mit einem Eintritt in die Pubertät ohne Klarheit über das eigene Geschlecht zu minimieren. Damit wurde seither sehr vielen jungen Menschen geholfen. 17/19
Fazit: 1. Pubertätsblocker sind gut erforscht. 2. Konservative Akteure haben nur mit dem Einsatz bei trans Menschen ein Problem. 3. Pubertätsblocker helfen trans Jugendlichen - deren Skandalisierung ist auch eine Missachtung der Selbstbestimmung von jungen Menschen. 19/19
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Zur Kontextualisierung des morgen erscheinenden Emma-Interviews (@EMMA_Magazin) «Viele Geschlechter? Das ist Unfug!» mit Christiane Nüsslein-Volhard - ein 🧵.
Frau Nüsslein-Vollhardt ist eine international anerkannte Biologin und Biochemikerin. 1/21
Ihre hauptsächliche wissenschaftliche Schaffensperiode war in den 70er und 80er Jahren. 1995 erhielt sie den "Nobelpreis für Physiologie oder Medizin" für ihre Arbeiten zur genetischen Steuerung der Embryonalentwicklung im Fruchtfliegenmodell (Drosophila melanogaster). 2/21
Biologische Modelle werden in der Forschung eingesetzt, da sich mit ihnen die Komplexität kontextueller physiologischer und umweltbedingter Zusammenhänge reduzieren lässt. Komplexitätsreduktion dieser Art hat also einen methodologischen Wert. 3/21
Nach 35 Jahren in Sachsen: Familie Pham/Nguyen muss bleiben! - Online-Petition. Ein ziemlicher Skandal, wer unterschreiben kann sollte das tun! openpetition.de/petition/onlin…
Kommt, kommt! Wir haben es fast geschafft für Familie Pham/Nguyen!
Wir stehen bei 98%. Nur noch ein paar weltoffene & coole #Sachsen benötigt damit die Petition eingereicht werden kann.
Im Online Diskurs tauchte der Begriff #TERF das erste mal in den späten 2000ern auf. Aber anders als oftmals angenommen wurde er von trans-inklusiven Feminist*Innen bereits in den 1970er Jahren geprägt. 1/15
Es ging in den 1970ern darum den sich entwickelnden radikalen Feminismus, der u.a. auch PoC Menschen und trans Menschen zu integrieren versuchte und sich für deren Rechte einsetze, von radikal & oftmals Gewalttätig auftretenden transfeindlichen Akteuren zu unterscheiden. 2/15
Viele transfeindliche Akteure der Gegenwart behaupten, dass der Begriff eine Verunglimpfung sei - ein Beispiel aus Deutschland ist das for-profit Unternehmen @WDI_Germany, welches sich als feministische grassroots Initiative tarnt um politisch zu agitieren. 3/15
Service Tweet:
Für den #WDI International und den #WDI_Germany sind #Transfeindlichkeit und die Erosion von Rechten für Frauen und andere Menschen mit Uterus ein lukratives Geschäftsmodell.
Der WDI ist kein Verein sondern ein Unternehmen (LTD) mit Sitz in UK. 1/5
Bereits seit einigen Jahren beklagen Menschenrechtler*Innen wie Umyra Ahmad, dass der WDI als trojanisches Pferd sowohl den Menschenrechtsdiskurs als auch UN Institutionen unterwandert. 2/5
Die umfassenden transfeindlichen Kampagnen des #WDI sind sowohl gut organisiert als auch gut finanziert. Es verwundert daher, dass der Verein in seinen Finanzberichten immer wieder angibt, dass er kaum Einnahmen hatte. 3/5
Erstens wird „trans-sein“ für einen politisch motivierten Kulturkampf vereinnahmt. Dadurch ist eine aufrichtige und durchdachte Konversation über die Medizin für trans Menschen, deren Rolle im Sport etc. nahezu unmöglich geworden.
Zweitens ist es für viele Leute schwierig, sich mit einer Realität auseinanderzusetzen, die nicht ihren traditionellen Vorstellungen von Geschlecht entspricht. Hinzu kommt das politische Akteure hieran anschließen und eine Fake-Science des binären Geschlechts verbreiten.
Seit einigen Tagen regen sich auch in Deutschland #TERFs und Konservative über ein neues Theaterstück zu Jeanne D’Arc auf, welches die historische Person als #enby zeigt. Es wird über die "Auslöschung einer feministischen Ikone" gesprochen. 1/6
Dies zeigt eine eklatante Unkenntnis sowohl gegenüber der Geschichte als auch der Kunst. Die Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte von Jeanne D’Arc ist sehr komplex. In Frankreich wird die historische Figur von Linken und Rechten gleichsam vereinnahmt. 2/6
Es gab zig Filme und Theaterstücke. Zum Beispiel Carl Theodor Dreyers berühmter Stummfilm "La passion de Jeanne d'Arc" von 1928. Es gibt so viele Interpretationen, dass eine in der Jeanne als #enby dargestellt wird ihr feministisches Potential nicht schmälert. 3/6