Was wirklich zählt, geht manchmal unter. Unser @BMWK hat den ersten Rüstungsexportbericht neuen Bundesregierung veröffentlicht mit präzisen Daten für 2021 sowie mit aktuellen Rüstungsexportzahlen für 2022. Ein Thread🧵mit dem Wichtigsten:
Niemals hat die Bundesrepublik mehr Rüstungsexporte genehmigt als 2021: 9,4 Milliarden Euro! Der historisch höchste Wert. 2020 waren es dagegen 5,8 Milliarden.
Nur drei Prozent des Wertes entfielen auf die neue Bundesregierung. 97 Prozent lagen in der Verantwortung der #GroKo. Bei den drei Prozent handelte es sich nahezu ausschließlich um Ausfuhren in EU-/NATO- oder NATO-gleichgestellte Länder.
Für die Steigerung gegenüber 2020 war vor allem ein Großauftrag von 4 Mrd. Euro aus Ägypten für Kriegsschiffe und Luftverteidigung verantwortlich. Die Genehmigung erfolgte durch die GroKo abschließend kurz vor Amtsübernahme der neuen Bundesregierung.
Vom Gesamtwert des Jahres 2021 entfiel nur ein Anteil von 36,4 % (2020: 49,9 %) auf Genehmigungen für Lieferungen in EU-/NATO- und NATO-gleichgestellte Länder. Für Drittländer wurden Ausfuhrgenehmigungen in Höhe von 5,95 Mrd. € (2020: 2,92 Mrd. €) erteilt.
In Drittländer (darunter viele Entwicklungsländer) genehmigte die #GroKo für das Jahr 2021 Rüstungsexporte von 5,95 Mrd. €. Das liegt über dem Durchschnitt der Jahreswerte für Genehmigungen im Zeitraum 2017 bis 2021. Diese Ausfuhren in Drittländer lagen bei jährlich 3,74 Mrd €.
Der Gesamtwert der Genehmigungen für besonders problematische Kleinwaffen und Kleinwaffenteile belief sich im Jahr 2021 auf 43,9 Mio. € (2020: 37,6 Mio. €). Davon entfielen 43,46 Mio. € und damit ca. 99 % des Genehmigungswertes auf EU-/NATO- und NATO-gleichgestellte Länder.
Genehmigungen für ebenfalls besonders heikle Leichtwaffen und Leichtwaffenteile wurden im Jahr 2021 im Wert von ca. 15,6 Mio. € erteilt. Davon entfielen ca. 14,5 Mio. € und damit 93 % des Genehmigungswertes auf EU-/NATO- und NATO-gleichgestellte Länder.
Nun zu 2022: Dieses Jahr zeichnete ich für das @BMWK (Stichtag 30.08.) nach vorläufigen Zahlen Einzelgenehmigungen für die Ausfuhr von Rüstungsgütern im Wert von 5,28 Mrd. € (anteilig: 2,72 Mrd. € Kriegswaffen und 2,56 Mrd. € sonstige Rüstungsgüter).
2022 entfielen mit 4,01 Mrd. € bislang 76,1 % (Jahreswert 2021: 36,4 %) auf Genehmigungen für Lieferungen in EU-/NATO- und NATO-gleichgestellte Länder. Maßgeblichen Anteil hieran hat ein großvolumiges und auf mehrere Jahre angelegtes Beschaffungsvorhaben der Niederlande.
Der Drittlandsanteil liegt 2022 bei 23,9 % (2021: 63,6%; 2020: 50,1%). Der Genehmigungswert für EU-/NATO- und NATO-gleichgestellte Länder sowie die Ukraine und Wertepartner Südkorea macht zusammen ca. 92,6% (2021: 61,6%). In alle anderen Drittländer gingen bislang nur 7,4%!
Die gebotene und völkerrechtlich legitimierte Unterstützung Deutschlands für die Ukraine hatte einen signifikanten Anteil an den Rüstungsexporten. Ca. 724,5 Mio. € gingen in 2022 an die Ukraine. Das sind bislang 57,3 % aller 2022 erteilten Genehmigungen in Drittländer.
Für Entwicklungsländer liegt der Anteil am Wert der Rüstungsexportgenehmigungen (ohne Ukraine) in 2022 bislang mit 29,08 Mio. € bei nur 0,6 % (Jahreswert 2021: 48,9 %; 2020: 18,0 %).
Die niedrigeren Werten für Rüstungsexporte in Drittländer entsprechen der Selbstverpflichtung Deutschlands zu einer restriktiven Genehmigungspraxis für Rüstungsexporte. Das gilt besonders für Länder mit systematischer Verletzung der Menschenrechte.
Gleichzeitig hat die neue Bundesregierung im zuständigen Bundessicherheitsrat viele wichtige Entscheidungen noch nicht getroffen. Die Werte können und werden sich also zum Jahresende noch verändern.
Seit Amtsantritt der Ampel-Koalition verantworte ich die Rüstungsexportgenehmigungen für das in diesen Fragen federführende @BMWK. Nichts an der Arbeit als Staatssekretär beschäftigt mich mehr als diese Verantwortung.
Dabei leitet mich das geltende Recht sowie die Überzeugung, dass Rüstungsgüter ethisch ganz besondere Güter sind. Waffen gehören nur in die Hände von Ländern, die mit uns Sicherheitsinteressen teilen sowie Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ernst nehmen.
Dieser erste Rüstungsexportbericht der Ampel-Koalition ist transparenter als die Vorgänger. Erstmals werden auch die Daten für Leichtwaffen getrennt ausgewiesen. Wir arbeiten an den technischen und gesetzlichen Voraussetzungen für noch mehr Transparenz in den Folgejahren.
Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, erarbeitet die Bundesregierung unter Federführung des @BMWK derzeit ein Rüstungsexportkontrollgesetz. Mit dem Gesetz soll erstmalig die Rüstungsexportkontrolle der Bundesregierung ausdrücklich gesetzlich festgeschrieben werden.
Die Vorarbeiten sind nach breiter Konsultation von Wissenschaft, Rüstungsindustrie, Nichtregierungsorganisationen und Friedensinitiativen fast abgeschlossen. Wir werden die Eckpunkte für das Rüstungsexportgesetz zum Anfang des Herbstes vorlegen. Mehr dazu: bmwk.de/Redaktion/DE/A…
Im Rüstungsexportkontrollgesetz sollen Lieferungen an Verbündete und Wertepartner vereinfacht und unbürokratischer werden. Die Kontrolle von Rüstungsexporten in Drittstaaten wird verbindlicher geregelt und der Beachtung der Menschenrechte ein besonderes Gewicht beigemessen.
Die Bundesregierung hat sich auf eine gemeinsame Position zur Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts geeinigt. Bundesfinanzminister @c_lindner hat sie per Interview veröffentlicht. Das Thema ist nerdig aber wichtig! Dazu ein paar Hintergründe. Ein Thread.
Seit Jahren steckt die EU-Fiskalpolitik in einer Sackgasse. Scheinbar strenge Schulden- & Defizitregeln werden von der EU-Kommission mit Verweis auf immer neue Sonderregeln nicht konsequent durchgesetzt. Auch Expert*innen blicken nicht mehr durch. Schuldenstände sinken so nicht.
Durch die Corona-Krise samt der dadurch notwendigen öffentlichen Ausgaben und die so verminderte Wirtschaftsleistung war an Abbau der Schuldenquote ohnehin nicht zu denken. Die Regeln des Stabi-Pakts waren zurecht ausgesetzt.
Breaking. Soeben hat der Rat der EU-Mitgliedsländer beschlossen, den Verbrauch fossilen Gases zwischen 1.8.22 und 23.3.23 um 15% zu reduzieren. Riesenmehrheit, nur Ungarn war dagegen! Hier ein Thread mit ein paar Hintergründen.
Die EU-Gaseinspar-Verordnung ist ein beispielloser Schritt europäischer Solidarität. Mitgliedsstaaten, die keinerlei russisches Gas importieren zeigen sich solidarisch und verpflichten sich zum Konsumverzicht. Das gab es noch nie!
Alle EU-Mitgliedsstaaten werden den Verbrauch an fossilem Gas zwischen 1.8. und 31.3. um 15% reduzieren. Dies wird zu einer Verpflichtung, wenn der Rat der Mitgliedsstaaten auf Vorschlag der EU-Kommission eine Gasnotfalllage beschließt. Es gibt einige Ausnahmen.
Gestern Nacht hat das Klimapaket #fitfor55 als Teil des #GreenDeal der EU die entscheidende Hürde im Rat der Mitgliedsländer genommen. Das Verbrenner-Aus war nur eines, und nicht mal das wichtigste Element des Klimadeals. Eine Einordnung:
1⃣ Das Paket an beschlossenen Klimagesetzen liefert nun die konkreten Maßnahmen in Energieerzeugung, Verkehr, Landnutzung, Gebäuden, usw., um die beschlossenen -55% Treibhausgasminderung europaweit tatsächlich und verbindlich zu erreichen. Es ist das größte EU-Klimapaket ever!
2⃣ Gegenüber den bisherigen Klimabeschlüssen der EU erreichen wir fast eine Verdoppelung der jährlichen Klimaschutzanstrengung bis 2030. Und das nicht nur in vagen Absichtserklärungen sondern unterfüttert mit konkreten Maßnahmen. Die Arbeit am 2040er Klimaziel kommt dann!
Geschafft! Gerade hat der Rat die Verschärfung der EU-Richtlinien für Erneuerbare Energien sowie für Energieeffizienz beschlossen. Das bedeutet mehr Klimaschutz in ganz Europa!
Der Kompromiss im Rat ist der erste Teil der energiepolitischen Gesetze des Green Deal-Pakets der EU. Weitere zum Emissionshandel und Autos kommen noch.
Vor einer Woche haben wir unsere @BMWK-Pläne zur Verschärfung des #Kartellrechts veröffentlicht. Die unterschiedlichen Reaktionen sind ein Lehrstück in Politik, Macht und Lobbyinteressen. Ein Thread.
Die meisten Kartellrechtsexpert*innen an den Universitäten reagierten positiv, wiesen aber auf die Schwierigkeiten und auch Gefahren hin. Ebenso der Chef der @Monopolkom Prof. Kühling. @haucap, @ruppe_p, @AchimWambach Ihren Rat werden wir weiterhin suchen.