Thread by @Storch_i

Der letzte Tweet von @Markus_Soeder zum Thema Auto & ländlicher Raum ist fachlich komplett falsch.

Gehen wir es mal durch:

#Thread.

Das Bild hier ist übrigens nicht sein Tweet, aber es zeigt sein Denken: er denkt Mobilität ausschließlich aus der Windschutzscheibe eines BMWs.

Sein Tweet um den es jetzt geht ist der hier 👇🏼

"Wer den ländlichen Raum vernachlässigt, macht einen schweren Fehler."

Stimmt. Deswegen muss man Mobilität (!) nicht ein Verkehrsmittel (Auto) auch im ländlichen Raum für alle Menschen sicher, verlässlich, barrierefreie, bezahlbar und klimafreundlich ermöglichen.

"Der ländliche Raum gehört auch zu #Deutschland."

Wer stellt das in Abrede? Söder tut gerne so, als gäbe es eine politische Kraft, die Politik nur für die Städte mache, während die CSU in der Erzählung dann die Partei des ländlichen Raums ist. Beides ist grober Unfug.

"Wir stehen zum #Auto und wollen die #Arbeitsplätze in Deutschland erhalten."

Wieso steht die @CSU zum Auto an sich? Wieso wird das Auto mit dem ländlichen Raum gerahmt? Wie kann man zum Auto an sich stehen?

Niemand will Autos verbieten, auch wenn Söder das gerne erzählt.

Das Auto an sich ist für die CSU gleichbedeutend mit Wirtschaft, Arbeitsplätzen und Wohlstand. Deswegen tut die CSU alles um 'das Auto' zu fördern & die Automobilindustrie zu protegieren.

Diese Haltung lässt sie auch neue Autobahnen ohne Sinn und Verstand bauen.

Alles wird politisch dem Auto und der Automobilindustrie untergeordnet.

Um Mobilität von Menschen geht es der CSU nicht.

Die Bayern profitieren am wenigsten vom #9EuroTicket, denn die Nahverkehrsanbindung im Freistaat ist unglaublich schlecht: im Landkreis Dingolfing-Landau haben nur 29,1 % der Menschen einen Zugang zum ÖPNV-Basisangebot! augsburger-allgemeine.de/politik/9-euro…

Gerade in Ostbayern ist der ÖPNV besonders schlecht ausgebaut; das Angebot für die Menschen besonders schlecht.

sueddeutsche.de/bayern/bayern-…

Das ist das ERGEBNIS der CSU-Verkehrspolitik bzw. Autopolitik der letzten Jahrzehnte.

CSU-Abgeordnete beschweren sich, dass ihren Wählern das #9EuroTicket nichts bringt und man da ja nur 'den ÖPNV in den Städten' subventionieren würde & merken nicht mal, dass sie selbst Schulden daran sind, dass die Menschen auf dem Land in Bayern aufgr. des schlechten ÖPNV ...

... keine WAHL haben und das Auto nutzen, weil sie ansonsten nicht mobil sein können.

Wer keinen pünktlichen, sauberen, barrierefreien & bezahlbaren Bus in der Nähe hat, der fährt dann natürlich mit dem Auto. Ja, Überraschung. Aber ihr habt das in der Hand, @CSU.

Wenn man natürlich ständig neue Straßen statt neue Busbahnhöfe und Bahnhöfe baut, dann erntet man eben auch nur mehr Autoverkehr (& noch mehr Stau).

Durch den übermäßigen Schutz der Automobilindustrie vor jeglicher staatlicher Regulierung auf allen Ebenen hat die CSU der Industrie einen Bärendienst erwiesen. Eine Branche, die auch vor internationalem Wettbewerb, keine Angst haben muss, verliert ihre Innovationsfähigkeit.

Statt sie im Auftrag der Automobilindustrie jahrelang vor schärferen staatlichen Vorgaben zu beschützen und sie so indirekt zu schwächen, hätte die CSU die Automobilindustrie gerade im Bereich Klimaschutz viel stärker an die Kandarre nehmen sollen.

Und statt bis heute zu versuchen die sich bereits international rasant vollziehende Transformation aufzuhalten oder wegzureden, hätte die CSU die bayerische Automobilindustrie lieber schon seit Jahren bei der Transformation unterstützen sollen.

2007 war der Generalsekretär der @CSU im Kopf mit genau diesem Gedankenansatz weiter als der heutige Ministerpräsident @Markus_Soeder: spiegel.de/spiegel/vorab/…

Was #Söder mit seiner ignoranten Auto-first-Haltung komplett verkennt: gerade im Bereich von Bus und Bahn könnten tausende neue Arbeitsplätze in Bayern dauerhaft entstehen. Die Bus- & die Bahnindustrie könnten echte Jobmotoren sein, aber dafür müsste man sie auch mal fördern.

Am Sonntag inszeniert sich Söder gerne als Radfahrer. Aber von Mo-Sa ist er ein Schutzpatron der bayerischen Automobilindustrie.

"Mit dem Lastenfahrrad allein wird man im ländlichen Raum nicht durch den Winter kommen."

Hier kreiert er wieder einen seltsamen Widerspruch -->

Wieso soll man im ländlichen Raum nicht auch ohne eigenes Auto mobil sein können? Das zeigt nur die Schwäche der anderen Alternativen, zum Beispiel auch, dass die Radverkehrsinfrastruktur in ländlichen Räumen in Bayern nicht so ausgebaut sind, dass sie sicher sind.

Die Formulierung zeigt das eigene verkehrspolitische Versagen der CSU, die es in den letzten Jahrzehnten nicht geschafft hat den ÖPNV & die Radverkehrsinfrastrukturen so auf- & auszubauen, dass sie eine attraktive Alternative zum eigenen Auto für die Menschen darstellen.

Wäre Söder ehrlich gewesen, hätte er schreiben müssen: "Mit dem Bus allein wird man im ländlichen Raum nicht durch den Winter kommen."

Natürlich konstruiert er aber lieber die Zuspitzung mit "Lastenrad", als ob jede/r gleich vom Auto komplett auf das Lastenrad umsteigen würde.

Oder als ob es jemanden gäbe, der fordert, dass alle Menschen im ländlichen Raum von heute auf Morgen vom Auto auf das Lastenrad umsteigen sollen. Das tut zwar niemand, aber so kann man besser Angst schüren & sich als Beschützer der Autofahrer aufspielen.

Übrigens: schon 2016 stellte das @DLR_Verkehr fest, dass 8-23% der gewerblichen Fahrten mit elektronischen Lastenrad statt mit dem Auto zurückgelegt werden könnten - auch im ländlichen Raum! rbb24.de/wirtschaft/bei…

Gerade im ländlichen Raum können E-Lastenräder ihre Vorteile ausspielen. Aber sie brauchen auch breite Radwege & sichere Abstellmöglichkeiten. Das ist in Bayern Aufgabe der @CSU. Aber man kann natürlich auch, wie @Markus_Soeder, Verkehrsträger gegeneinander auspielen.

Noch noch etwas, Herr Söder:

53 % der Haushalte mit niedrigem Einkommen haben kein Auto - weil sie sich diese Form der Mobilität gar nicht leisten können. Sie sind auf guten ÖPNV angewiesen! [Q: @Umweltbundesamt ] Machen Sie auch mal Politik für diese Menschen?

Also Hr @Markus_Soeder, machen Sie endlich Verkehrspolitik für alle Menschen - auch jenseits des eigenen Autos. Machen Sie sich nicht länger zum Schutzpatron & Erfüllungsgehilfen der Automobilindustrie, sondern zum Anwalt der Menschen im ländlichen Raum, die mobil sein wollen.

Ein PS:

Wie man den ländlichen Raum besser anschließen kann, wenn man es will, zeigt @WinneHermann: er fördert jetzt sog. on-demand ÖPNV im ländlichen Raum, also z.B. Kleinbusse, die per App gerufen werden, mit bis zu 2,5 Millionen € je Projekt.
vm.baden-wuerttemberg.de/de/service/pre…